Norderstedt. Das Feuerwehr-Projekt kommt seit drei Jahren nicht richtig in Gang. Wie die Stadtverwaltung Norderstedt das erklärt.
In den Reihen der Feuerwehrleute in Garstedt gärt es. Seit Jahren warten die Kameradinnen und Kameraden auf den Neubau ihrer Feuerwache an der Ochsenzoller Straße. Die alte Wache von 1959 ist trotz mehrerer Anbauten nicht mehr zeitgemäß für heutige Anforderungen an eine moderne Wehr. Bei der letzten Jahreshauptversammlung in Garstedt machten die Feuerwehrleute gegenüber Stadtpräsidentin Kathrin Oehme ihrem Ärger Luft.
„Es ärgert mich zutiefst und ich muss den Finger in die Wunde legen“, sagte Wehrführer Florian Reichelt. „Wir investieren hier viel Geld in die Instandhaltung. Immer wieder. Dazu sind wir verpflichtet. Das Geld könnten wir aber sinnvoller einsetzen.“
2019 hatte der zuständige Ausschuss für Stadtentwicklung und Verkehr den Neubau beschlossen, der damals mit Kosten in Höhe von 3 Millionen Euro beziffert wurde. Nötig für den Neubau ist ein neuer Bebauungsplan – und der ist nach wie vor im Verfahren. Wann die Garstedter Wehr also mit einem Neubau rechnen kann, ist auch noch drei Jahre nach dem Beschluss offen.
Feuerwehr Norderstedt: Es hakt beim Neubau der Wache Garstedt
Auf Anfrage des FDP-Stadtvertreters Tobias Mährlein äußerte sich nun das zuständige Amt für Gebäudewirtschaft der Stadt Norderstedt über die Gründe für die Verzögerung. Diese seien vielschichtig, teilte Amtsleiter Tim Bernitt dem Ausschuss für Stadtentwicklung mit.
„In der Summe aller Umstände kann derzeit eine zeitgleiche Bearbeitung aller baulichen Vorhaben nicht vom Fachamt sichergestellt werden“, so Bernitt. Das sei mit der „derzeitigen Personalsituation des Fachamtes nicht realisierbar und führt zu einer ineffizienten Bearbeitung der Vorhaben“. Will sagen: Man hat zu wenig Leute und zu viel Arbeit. Und wenn man nun einfach die Dinge nur beschleunigt, würde die Qualität der Bearbeitung leiden.
Neubau Feuerwache: Pläne wurden verändert, um Klagen abzuwehren
Gegen das Projekt der Garstedter Feuerwache hatten laut Bernitt Träger öffentlicher Belange Bedenken geäußert, die zunächst ausgeräumt werden mussten. „Dieses führte dazu, dass die Kubatur des Feuerwehrgebäudes reduziert werden musste. Notwendige Räume blieben erhalten. Wünschenswerte Räume wurden verkleinert.“ Auf diese Weise könne gleichwohl ein „zukunftsträchtiges und funktionales Wehrgebäude“ auf dem Grundstück realisiert werden. Hätte die Stadt dei Pläne nicht angepasst, hätte sich das Genehmigungsverfahren durch mögliche Klagen erheblich verlängert, so Bernitt in seiner Erläuterung.
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Parallel litt das Verfahren unter der Zuspitzung der Situation im Bausektor. Eine „zeitnahe Beauftragung von Fachplanern ist aufgrund der aktuellen Marktsituation nahezu unmöglich geworden“, teilte Bernitt mit. „Baumateriallieferungen können oftmals nur ohne verbindliche Preis- und Liefertermine zugesagt werden, was zu Verzögerungen in Bauabläufen führt und wiederum Personal für zusätzlichen Organisationsaufwand bindet.“
Stadtverwaltung: Zu viele Projekte, zu wenige Mitarbeiter
Dazu verschoben sich im Rathaus die Prioritäten der Projekte: Der Ausbruch des Krieges in der Ukraine bedingte, dass „die ohnehin knappen Personalressourcen für die Herstellung und Ausstattung von Unterkünften für geflüchtete Menschen gebündelt“ wurden. Corona-Infektionen und die von den Betroffenen einzuhaltenden Quarantänezeiten verschärften die Personalsituation.
Und dann kam aktuell noch die im Löschwasser untergegangene „TriBühne“ hinzu. „Hier musste die Stadt aufgrund ihrer Schadensminderungspflicht umgehend und dauerhaft handeln. Ein Aufschub hätte zu einer Ablehnung der Versicherungsleistung führen können.“
Feuerwehr Norderstedt: Prioritätenliste der Projekte würde helfen
Mit dem Haushaltsbeschluss im April 2022 wurden dem Amt weitere Stellen genehmigt, um die Situation zu verbessern. Doch Stellen zu haben bedeutet in die tagen nicht, diese auch gleich besetzen zu können. Der Fachkräftemangel macht die Suche schwerer und langwieriger. Man arbeite „mit Hochdruck“ an einer Besetzung, so Bernitt.
Auf Tobias Mährleins Frage, wie den nun die Abläufe beschleunigt werden könnten, antwortet Bernitt: Eine Priorisierung der anstehenden Vorhaben der Stadt Norderstedt würde eine „effiziente Umsetzung ausgewählter Vorhaben ermöglichen. Er bietet an, dazu einen Vorschlag für die Politik zu erarbeiten.