Norderstedt. Ehrenamtsfest: An wen die Stadtpräsidentin Katrin Oehme am Sonntag die Bürgermedaille der Stadt Norderstedt verlieh.

Die Bürgermedaille der Stadt Norderstedt geht 2022 an die Helferinnen und Helfer des Deutschen Roten Kreuzes Norderstedt. In der Corona-Pandemie sorgten sie für die Versorgung der Norderstedterinnen und Norderstedter mit Masken, sie halfen Menschen in Isolation bei den Einkäufen oder halfen vielen mit Gesprächen in ihrer Not und Einsamkeit über die Krise hinweg.

Die Medaille wurde den Vertretern des DRK bei einem Fest für ehrenamtliche Helferinnen und Helfer am Sonntag im Stadtpark verliehen. Gut 500 engagierte und aktive Menschen aus zahlreichen Vereinen und Freiwilligengruppen trafen sich vor dem Kulturwerk am Stadtparksee.

Stadtpark Norderstedt: Ehre für Heldinnen und Helden der Corona-Pandemie

Die Stadt vergibt die Bürgermedaille seit 2006 an Bürgerinnen und Bürger und Organisationen der Stadt, die sich durch vorbildliches Engagement für ihre Mitmenschen verdient gemacht haben. Die Medaille ist mit 1000 Euro Preisgeld dotiert.

Oberbürgermeisterin Elke Christina Roeder bei ihrer Rede am Kulturwerk.
Oberbürgermeisterin Elke Christina Roeder bei ihrer Rede am Kulturwerk. © Unbekannt | Burkhard Fuchs

Wir haben alle Vereine und ehrenamtlich Aktive angeschrieben und gebeten zu kommen“, sagte Oberbürgermeisterin Elke Christina Roeder über die Idee des ersten Ehrenamtsfestes. „Wir wollen im Namen der Stadt allen ehrenamtlich engagierten Menschen Norderstedts einmal Danke sagen. Sie alle haben es verdient.“ Bislang wurde die Bürgermedaille immer zum Neujahrsempfang im Januar verliehen, der aber wegen der Corona-Auflagen zuletzt zweimal abgesagt werden musste.

Oberbürgermeisterin Roeder: „Allen Ehrenamtlichen Danke sagen“

In den zwei Jahren der Corona-Krise, nun überschattet durch den Krieg in der Ukraine, hätten viele Menschen „nicht lamentiert und nach dem Staat gerufen“, lobte die Verwaltungschefin. „Sie haben angepackt! Indem sie zum Beispiel Flüchtlinge bei sich aufgenommen haben. Das verdient allergroßen Respekt“, sagte Roeder.

All die Freiwilligen, Vereinsmitglieder, Selbsthilfegruppen und ehrenamtlich aktiven Menschen, die ihre Freizeit und ihren Einsatz für andere opferten, sich um kranke, bedürftige und in Not geratene Menschen kümmerten, seien „unverzichtbare Rädchen unserer Gesellschaft“, ohne die das Zusammenleben nicht funktionieren würde. „Ehrenamt bedeutet in unserer Stadt gelebte Solidarität. Dafür muss es eine angemessene Würdigung erfahren.“

Deutsches Rotes Kreuz Norderstedt: Vorbildliches Engagement

Hilfe in der Pandemie 2021: DRK-Impfpatin Katja Hilpert (28), Studentin aus Norderstedt, begleitet Peter Frank (83) beim Impfen im Impfzentrum TriBühne in Norderstedt. Auch seine Frau Helga (84) begleitet ihren an Parkinson erkrankten Mann.  
Hilfe in der Pandemie 2021: DRK-Impfpatin Katja Hilpert (28), Studentin aus Norderstedt, begleitet Peter Frank (83) beim Impfen im Impfzentrum TriBühne in Norderstedt. Auch seine Frau Helga (84) begleitet ihren an Parkinson erkrankten Mann.   © Unbekannt | Jörg Riefenstahl

Besonders vorbildlich hätten sich in der Corona-Krise einige Dutzend Helferinnen und Helfer des Deutschen Roten Kreuzes hervorgetan, sagte Stadtpräsidentin Kathrin Oehme. So hätten sie gleich zu Anfang des Corona-Lockdowns 3000 bunte Stoffmasken genäht und kostenlos verteilt. Für 40 bedürftige Menschen, die allein, nicht mehr mobil, in Quarantäne oder einfach nur ängstlich und überfordert gewesen seien, organisierte das DRK die Einkäufe von Lebensmitteln, sagte Oehme. Und sie schenkten alten, pflegebedürftigen Menschen in den Seniorenheimen Zeit für Gespräche, hörten ihnen zu, lasen ihnen vor und kümmerten sich um diejenigen, die besonders gefährdet waren durch die Viruserkrankung.

Tanja Martens vom DRK erinnert sich noch gut daran zurück. Es sei der 13. März vor zwei Jahren gewesen, ein Freitag, sagt sie. Drei Tage, bevor die Bundesregierung den Corona-Lockdown verhängte. Da sei sie gerade von einer Reise aus Köln zurückgekommen und selbst noch etwas kränklich gewesen, sagt die DRK-Frau. Aber sie habe sofort gedacht, es müsse den Menschen geholfen werden, die jetzt in der Corona-Krise in Not gerieten und sich allein nicht zu helfen wüssten. „Aber mit der Idee ist es nicht getan“, sagte Tanja Martens. „Dann fängt die Arbeit erst an.“

Corona-Pandemie: Schnelle Organisation im Schlagabtausch

Und so habe sie bereits am Montag darauf erste Hilfsaktionen wie das Einkaufen für bedürftige Menschen organisiert. Mit dem DRK-Vorsitzenden Christoph von Hardenberg habe sie die Aktionen im Schnellverfahren abgestimmt, was sie als „Schlagabtausch“ bezeichnete. Per Mail erhielten sie ihre Einkaufsaufträge und brachten den Leuten die Lebensmittel bis vor die Haustür. Das DRK legte dafür das Geld aus und bekam es von den begünstigten Menschen sofort erstattet, erzählt Tanja Martens. „Manchmal war das Geld schon da, bevor es überhaupt abgebucht war.“ Bis zu 40 bedürftige Menschen hätten sie mit 550 Einkäufen mit Lebensmitteln versorgt.

Und weil viele ältere Menschen nicht über Internet oder telefonisch an Impftermine gelangten, half das DRK 400 Norderstedter Bürgerinnen und Bürger auch mit Impfpaten. Sie machten die Termine für sie klar und holten sie zum Teil auch dafür von zu Hause ab. „Gerade viele alte Menschen waren mit der digitalen Welt einfach überfordert“, sagte Stadtpräsidentin Oehme. „Die ganze Situation ließ viele verzweifeln und einige sogar resignieren. Diese Menschen wurden aufgefangen und begleitet“, würdigte sie die Hilfsaktionen des DRK in der Pandemie. Sie hätten den Bedürftigen „ein Stückchen Sicherheit, ein bisschen Freiheit und vielen wieder Mut gegeben.“

Stadtpark Norderstedt: Organisationen kamen ins Gespräch

Etwa 500 Ehrenamtliche klönten und grillten im Norderstedter Stadtpark beim Ehrenamtsfest der Stadt.
Etwa 500 Ehrenamtliche klönten und grillten im Norderstedter Stadtpark beim Ehrenamtsfest der Stadt. © Unbekannt | Burkhard Fuchs

Anschließend nutzten die Vereine und Organisationen – von den Pfadfindern über die Feuerwehren bis zu den Sportvereinen – die Gelegenheit, miteinander ins Gespräch zu kommen. Und dabei zeigte sich, dass die Krisenjahre bei fast allen zu großen Belastungen geführt haben. So habe TuRa Harksheide etwa 400 von zuvor 4000 Mitgliedern verloren, sagte Geschäftsführer Tobias Claßen. Und weil das Schwimmbecken eines privaten Betreibers heute nicht mehr genutzt werden dürfe, musste er für 120 Teilnehmer die Wassergymnastik-Kurse gerade absagen.

Der Theaterverein Pur mit seinen 200 Mitgliedern konnte bis auf das Weihnachtsmärchen im vorigen Herbst zwei Jahre lang kein Theaterstück aufführen, erklärte der Vorsitzende Michael Scharbert. „Das war für die Kindergruppen besonders hart.“ Und selbst der Kunstkreis mit seinen 90 Mitgliedern musste sein Angebot über viele Monate zusammenstreichen, sagte Wolfgang Peterwitz. „Da ist durch Corona leider viel in die Hose gegangen.“