Norderstedt. „Gott ist fast ein Norderstedter“: Evangelisch-lutherischen Kirchen feierten am Sonntag mit 500 Gläubigen erstes Tauffest im Stadtpark.
Ricarda Rockel strahlt. Die 43-Jährige hat sich gerade bei der ersten Massentaufe der evangelisch-lutherischen Kirchen im Norderstedter Stadtpark taufen lassen. Mit dem Wasser des Stadtparksees an den Füßen und auf dem Kopf. Auch Pastorin Elisabeth Wallmann watete im schwarzen Talar ins Wasser, bevor sie Ricarda Rockel einsegnete.
Die evangelischen Pastorinnen und Pastoren Norderstedts tauften am Sonntagmorgen 57 Bürgerinnen und Bürger im Alter von wenigen Monaten bis 49 Jahren im Stadtparksee. Etwa 500 Gläubige feierten das erste Norderstedter Tauffest am Stadtparksee.
Stadtpark Norderstedt: Massentaufe mit 57 Täuflingen
„Das ist ein wunderbares Fest, und wir freuen uns darüber, denn es gibt dem Stadtpark wieder einmal ein ganz besonderes Flair“, sagte Stadtpark-Geschäftsführer Kai Jörg Evers, der mit seinem Team für die technische Umsetzung sorgte.
„Ich habe um 7.30 Uhr zwei Kerzen für uns alle angezündet und Gott um gutes Wetter gebeten – und wie wir sehen, es hat geholfen“, sagte Bernd Neitzel, Pastor der Paul-Gerhardt-Kirche in der Emmaus-Kirchengemeinde, bei seiner Ansprache von der großen Bühne im Strandbad. Über dem Tauffest standen der blaue Himmel und strahlender Sonnenschein bei 29 Grad Wärme.
Kirchen Norderstedt: Mystischer Moment für jeden Gläubigen
„Gott ist fast ein Norderstedter bei einem so fröhlichen Tauffest, doch er wollte auch, dass wir uns als Menschen verändern, und wenn ich mich so umsehe in der Welt, haben wir noch eine Menge zu verändern“, predigte Dr. Karl-Heinrich Melzer, Propst des Kirchenkreises Hamburg-West/Südholstein.
Bischöfin Kirsten Fehrs schickte ein Grußwort: „Wasser ist Leben, und Taufe ist Segen.“ Das Tauffest sei ein „fast mystischer Moment, denn Gott legt sein Siegel auf unser Herz. Was du auch tust, du tust es nicht allein, ich bin bei dir.“
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Musikalisch begleitete ein Projektchor der evangelischen Kirchen unter der Leitung von Dagmar Helbig das Tauffest am See. „Taufe steht für eine Heimat, die sich nicht von Truppen erobern lässt“, sagte Pastor Dr. Matthias Lobe von der Falkenbergkirche der Kirchengemeinde Harksheide und nahm Bezug auf den russischen Überfall in der Ukraine.
Tauffest Stadtpark: Vater unser aus 500 Kehlen
„Gottes Segen ist so etwas Reiches wie ein leichter Sommerregen.“ Pastor Ingmar Krüger von der Vicelin-Schalom-Kirche sagte: „Alle sind dabei, keiner ist mehr wert als der andere, obwohl – Kinder haben etwas Besonderes, denn schon Jesus sagte, ,lassest die Kinder zu mir kommen’. Für uns ist die Taufe ein Zeichen, das Gewissheit schenken soll“.
Pastorin Christina Henke von der Thomaskirche Glashütte stellte anschließend die Tauffragen an die Eltern und Paten und gab damit der Massentaufe eine sehr feierliche Atmosphäre: „Wollt ihr, dass euer Kind getauft wird? Damit es auch eigene Wege gehen und finden kann?“
Die religionsmündigen Täuflinge fragte sie: „Wollt ihr zu Gott Ja sagen, so wie Gott Ja zu euch gesagt hat?“ Mit dem Läuten einer Schiffsglocke riefen die Pastorinnen und Pastoren zur eigentlichen Taufzeremonie an den See. Sie hatten vorsorglich schon vorher Schuhe und Strümpfe ausgezogen und gingen in ihren langen Talaren mutig ins Wasser.
Stadtpark Norderstedt: Täufling löste ein Versprechen an Gott ein
Die 57 Täuflinge folgten ihnen mit ihren Familien, Paten und Freunden in heiter-festlicher Stimmung. Kameras und Mobiltelefone klickten um die Wette, als Ingmar Krüger beispielsweise die kleine Linea taufte, Bernd Neitzel den kleinen Lasse, Heike Shelley die 13-jährige Konfirmandin Lelia und als Elisabeth Wallmann der 43-jährigen Ricarda Rockel den Segen gab.
„Ich habe den lieben Gott gebeten, dass ich die Prüfungen während meines Studiums bestehe und ihm versprochen, dass ich mich taufe lasse, wenn er mir hilft“, sagte Ricarda Rockel. Das war vor 15 Jahren. Sie hat die Prüfungen bestanden und ist heute in der Sozialarbeit tätig. „Als ich im Abendblatt von dieser Taufe hier am See las, war mir klar, jetzt muss ich endlich mein Versprechen an Gott einlösen“, sagte die Friedrichsgaberin. Und wie fühlt es sich an, frisch getauft zu sein? „Ich habe das alles noch gar nicht so richtig realisiert – aber ja, einfach gut!“, sagte Ricarda Rockel und strahlte.
Noch weit über den See in den Stadtpark hinein klang zum Abschluss das „Vater unser“ von den 500 Taufgästen.