Kreis Segeberg. „Warnsignale aus Norderstedt“: Auch Kaltenkirchen und Bad Bramstedt kämpfen mit den Kosten. Was besonders problematisch ist.
Preissteigerungen und kein Ende – nicht nur Norderstedt sondern fast alle Kommunen in der Region leiden unter dem dramatischen Anstieg der Baukosten. Der Neubau und die Sanierung von Kitas und Schulen, Verwaltungsgebäuden und Feuerwachen wird immer teurer. Hinzu kommt das Problem, dass Handwerker langfristig ausgebucht sind.
Baukosten: Preise für Stahl steigen um bis zu 178 Prozent
Kaltenkirchen musste bereits den Bau eines Kindergartens vertagen. In einer Aufstellung der Stadtverwaltung sind enorme Preissteigerungen verzeichnet. So sind im Bereich Sanitär seit dem zweiten Halbjahr 2021 die Kosten um bis zu 50 Prozent nach oben geklettert.
Seit Januar kamen weitere 15 Prozent dazu. Teurer wird auch der Bereich Elektro. Leuchten wurden seit Januar um 30 Prozent kostspieliger, Kupfer um 40 Prozent. Die Kosten für das Metall steigen wöchentlich weiter um acht Prozent. Die Materialien im Tischlerhandwerk kosten seit Januar 15 bis 25 Prozent mehr. Beton wurde um 20 Prozent teuer, Baustahl um 178 Prozent.
Bad Bramstedt: Vorhersagen über Preisentwicklung kaum möglich
„Für uns ist es fast unmöglich, in diesen Zeiten verlässliche Kostenberechnungen zu erstellen, da wir nicht wissen, wie sich die Preise entwickeln“, sagt Bramstedts Bürgermeisterin Verena Jeske. Besonders problematisch sind in der Stadt die Lieferengpässe bei einzelnen Materialien. „Bei der Grundschule am Bahnhof mussten wir höherwertige Dämmung einbauen, weil die ursprünglich geplante Dämmung nicht lieferbar war. Damit sind allerdings auch die Kosten gestiegen“, sagt die Bürgermeisterin.
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Bei Bestellungen betragen die Lieferzeiten 14 Wochen und mehr. Darum verzögern sich zum Beispiel der Aufbau der E-Ladesäule für das Rathaus oder der Sandkasten für die Grundschule am Bahnhof. Offen sei, wie sich die Engpässe und Preisanstiege auf den geplanten Ausbau des Jugendzentrums (JUZ) auswirken.
Die Stadt konnte jedes Gewerk nur mit einem kurzen Startzeitpunkt für die Leistung ausschreiben, da Handwerker keine Angebote mehr abgeben, die weiter in der Zukunft liegen. „Die Firmen halten sich an ihre Angebote nur noch für zwei bis vier Wochen. Somit müssen wir immer wieder nachfragen, ob das Angebot noch seine Gültigkeit hat“, sagt Jeske.
Henstedt-Ulzburg hat Bau des Alstergymnasiums vor der Brust
Welche Auswirkungen die extremen Preissteigerungen bei öffentlichen Bauvorhaben auf Henstedt-Ulzburg haben werden, lässt sich noch nicht beziffern. Doch die Norderstedter Probleme werden im Nachbarort aufmerksam verfolgt. Denn auch hier gibt es eine Schule, vor knapp 30 Jahren nach dem „Kasseler Modell“ gebaut, die durch einen Neubau ersetzt werden soll: das Alstergymnasium.
„Wir hören die Warnsignale aus Norderstedt. Wir sind hier noch in einer Vorphase, die Größenordnung der Planung muss noch erarbeitet werden“, sagt Karin Honerlah (WHU), die Vorsitzende des Sonderausschusses. Das Gremium hat seit Ende 2021 nicht mehr getagt.
Damals einigte man sich auf einen Standort: Die bisherige Fläche an der Maurepasstraße soll beibehalten und um ein nördliches Grundstück erweitert werden. Die Schule hat in den letzten Monaten ein pädagogisches Konzept erstellt, jetzt wird eine Schulbauberatung ausgeschrieben.
Henstedt-Ulzburg: Ist Neubau des Gymnasiums günstiger?
Eine Lenkungsgruppe aus der Gemeinde traf sich sogar mit der Entwicklungsgesellschaft Norderstedt und Sozialdezernentin Katrin Schmieder, um sich informellen Rat zu holen. „Norderstedt hatte die Schwierigkeit, dass es zwei Schulen sind. Das ist bei uns relativ einfach“, so Honerlah. Derzeit werden die Kosten für den Neubau auf „40 bis 70 Millionen“ kalkuliert. „Das hängt davon, ob wir die Sporthallen neu bauen, ob wir ein Grundstück benötigen.“
Nach jetzigem Stand ist vorgesehen, die Hallen zu sanieren. Und Sportplätze sind bereits vorhanden. Momentan geht man in Henstedt-Ulzburg noch davon aus, dass es günstiger ist, ein neues Alstergymnasium zu bauen.
Norderstedt: Alle Bauprojekte stehen auf dem Prüfstand
In Norderstedt stehen derzeit alle großen Bauprojekte auf dem Prüfstand. Egal ob das neue Schulzentrum-Süd, das „Leuchtturmprojekt“ Bildungshaus, der Rathaus-Anbau, ein neues Feuerwehrtechnisches Zentrum, Kita-Neubauten, Schulsanierungen oder Straßenprojekte – nahezu überall erhöhen sich die Kosten um den Faktor 2, teilweise sogar mehr. Politik und Stadtverwaltung müssen entscheiden, was sich die Stadt noch leisten kann, was unbedingt notwendig ist und was zwar wünschenswert, aber leider nicht mehr finanzierbar ist.