Schwarzenbek. Vorbereitende Arbeiten sorgen für lange Staus im Feierabendverkehr. Wie und wann die Rotorblätter die Europastadt durchqueren sollen.
Warnbaken an den Kreuzungen, Eisenplatten statt Grünstreifen und ein Kreisel, der zur Hälfte abgetragen wurde: Schwarzenbek wappnet sich für mehrere Schwertransporte. Der erste ist für die Nacht auf Dienstag, 7. Januar, geplant: Gleich drei Zugmaschinen mit 100 Meter langen Rotorblättern werden zwischen 2 und 3 Uhr die Europastadt durchqueren – im Rückwärtsgang. Weil auch die Ampel an der Europabrücke abgebaut wurde, kam es am Donnerstag, 19. Dezember, im Feierabendverkehr zu langen Staus.
120 Meter lang ist so eine Kombination aus 700 PS starkem Lastkraftwagen und Spezialauflieger mit steuerbarer Hinterachse. Ziel der Transporte ist der Windpark in Lütau an der Bundesstraße 209. Die dort stehenden Windkraftanlagen sind mittlerweile mehr als 20 Jahre alt und sollen nun ersetzt werden. „Repowering“ heißt dies im Fachjargon. Während die 15 Anlagen bei Lütau vom Sockel bis zur Rotorspitze „nur“ 99 Meter hoch sind, werden die elf neuen 180 Meter hoch sein.
Super-Schwertransport: Im Rückwärtsgang durch Schwarzenbek
Offen ist noch, wann die alten Windräder demontiert und die neuen aufgebaut werden sollen. Nach Informationen unserer Redaktion wurde die Betriebsgenehmigung verlängert: Sie gilt jetzt bis 2027. Die neuen Teile werden vor Ort zunächst einmal gelagert. Insgesamt sind drei Transporte für Rotorflügel zu Beginn des kommenden Jahres geplant.
Während die Flügel über die Autobahn 24 nach Schwarzenbek und weiter nach Lütau transportiert werden, sollen die Segmente des Turms über die Elbbrücke bei Geesthacht und die Bundesstraße 5 nach Lauenburg und weiter nach Lütau gebracht werden.
„Dieser Transport ist relativ einfach“, sagt Sebastian Kunz vom Transportunternehmen Rostock-Trans. Er ist für die Erkundung der Fahrrouten zuständig, die dann von der Firma Wörrmann aus Schloss Holte-Stukenbrock bei Bielefeld vorbereitet werden. Für die Turmsegmente, so der Fachmann, sei die einzig schwierige Stelle der Kreisverkehr in Lauenburg, wo die Schwertransporte von der B5 auf die B209 in Richtung Lütau abbiegen müssen.
Kreisel wurde abgetragen, um Platz für Transport zu schaffen
Aufwendiger gestaltet sich hingegen die Passage durch Schwarzenbek: An der Kreuzung von B207 und B209 vor der Europabrücke wurde am Donnerstag (19. Dezember) ein Ampelmast abgebaut und durch eine Behelfsampel ersetzt. Zudem wurden Verkehrsinseln mit Eisenplatten belegt oder mit Kies abgestreut, um Schäden zu vermeiden.
Bevor die Schwertransporte in der Nacht zum 7. Januar die Kreuzung erreichen, müssen auch noch Verkehrsschilder und Straßenlaternen demontiert werden. An der Möllner Straße wurde im Bereich des Kreisverkehrs an der Ortsumgehung die begrünte Kuppe des Innenraums zur Hälfte abgetragen, um Platz für die Schwertransporte zu schaffen.
„Wir werden am Montagabend gegen 22 Uhr in Rostock losfahren“, sagt Kunz. Die Zugmaschinen samt Last fahren dann über die Autobahn 19 zum Kreuz Wittstock/Dosse und dort auf die A 24 Richtung Hamburg. In Höhe Zarrentin ist dann eine kurze Pause vorgesehen. Gegen etwa 2 Uhr am Morgen des 7. Januar soll der Transport die Abfahrt Schwarzenbek/Grande erreichen und dann über die B 404 durch den Sachsenwald nach Schwarzenbek fahren.
Über die Umgehungsstraße geht es dann zum Kreisverkehr an der Möllner Straße. Dort wurden sowohl stadtauswärts als auch stadteinwärts Grünstreifen mit schweren Metallplatten ausgelegt, Warnbaken aufgestellt sowie die Kuppe des Kreisels zur Hälfte abgetragen.
Schwertransport fährt 2,5 Kilometer rückwärts durch die Stadt
Das alles ist notwendig, denn die Schwertransporte mit Überlänge können nicht einfach Richtung Stadtzentrum abbiegen: Sie werden die Stadt im Rückwärtsgang durchqueren. Die Zugmaschinen fahren im Kreisverkehr deshalb zunächst vorwärts in Richtung Gewerbegebiet Lanken ab, um dann rückwärts die knapp 2,5 Kilometer bis zur Kreuzung Europabrücke/Markt zurückzulegen. Von dort geht es dann wieder vorwärts in die Straße Am Markt und weiter über die Lauenburger Straße nach Lütau.
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Kunz schätzt, dass die spektakuläre Rückwärtsfahrt der drei Schwertransporte gegen 3 Uhr beendet, gegen 4 Uhr der Zielort erreicht ist. Anders als bei mehrachsigen Schwertransporten, die im Schritttempo schwerste Bauteile transportieren, darf die Zugmaschinen mit den Rotorblättern schneller fahren. Ein zweiter Transport mit wiederum drei Rotorblättern ist für die Nacht zum 9. Januar angekündigt.
Genehmigung gilt bis zum 28. Februar
Ob die Transporte jedoch in der geplanten Nacht tatsächlich fahren können, entscheidet sich meistens kurzfristig. Dabei spielen Witterungsbedingungen ebenso eine Rolle, wie die Verfügbarkeit der Polizei. Landesweit gibt es mehrere Teams von Beamten, die derartige Schwertransporte begleiten. Bis spätestens 48 Stunden vor dem Beginn muss das Transportunternehmen den Schwertransport bei der Polizei anmelden. Stehen nicht genügend Beamte zur Verfügung, fällt der Transport an diesem Termin aus.
Beantragt und genehmigt wird der Transport jeweils von der Verkehrsbehörde am Startpunkt, in diesem Fall in Rostock. Dazu legt das Transportunternehmen die komplette Route vor. Die Verkehrsbehörde schreibt dann die in den Regionen jeweils zuständigen Behörden an, in diesem Fall die Kreisverwaltung in Ratzeburg, die wiederum die Städte informiert.
Kommt kein Einspruch, wird der Transport genehmigt. In diesem Fall gilt die erteilte Genehmigung bis zum 28. Februar 2025. Bis dahin können noch mehrere Transporte die Europastadt passieren. Anschließend werden die Stahlplatten wieder aufgenommen, Ampel- und Laternenmasten sowie Verkehrsschilder wieder aufgestellt und der Kreisel aufgefüllt.