Geesthacht. Vor allem Kinder erfreuen sich seit Jahren in der Adventszeit an hölzernen Märchenfiguren im Garten der Familie Schreiber in Geesthacht.
Frau Holle schüttelt am Gartenhaus von Friedrich-Wilhelm und Rose-Marie Schreiber in Geesthacht ihr Kissen natürlich von erhöhter Position aus. Direkt unter ihr hängen thematisch passend Goldmarie und Pechmarie, die ebenfalls in der Geschichte der Gebrüder Grimm auftauchen. Ob Aschenputtel, Rumpelstilzchen oder Schneewittchen, nahezu jedem bekannten Märchen hat der frühere Inhaber der Fahrschule Schreiber eine selbst bemalte Holzfigur gewidmet.
Seit über einem Vierteljahrhundert erfreuen sich Generationen von Kindern und deren Eltern in der Vorweihnachtszeit an Schreibers „Märchenwald“ in dessen Vorgarten im Stadtzentrum an der Ecke von Hegebergstraße und Marktstraße – womöglich in diesem Jahr aber zum letzten Mal. „Ich muss gucken, wie lange ich das gesundheitlich noch machen kann. Eigentlich soll jetzt Schluss sein“, sagt der 81-jährige Geesthachter.
Der Märchenwald steht im Stadtzentrum
Denn einfach so mal aufgestellt ist der Märchenwald nicht. Das beginnt damit, dass die Tannenbäume, die die weihnachtliche Kulisse für die bemalten Holztäfelchen bilden, Jahr für Jahr extra an Ort und Stelle drapiert werden müssen. Von dem Geld, dass die Schreibers für zehn Bäume bezahlen müssen, einmal ganz abgesehen. Doch das sind ihnen leuchtende Kinderaugen wert.
Derweil kommen jedes Jahr andere Märchen zum Zug, wie ein Blick ins „Lager“, einem Gartenhäuschen, verrät. So hat etwa der gestiefelte Kater in diesem Jahr Pause.
„Viele Kinder, die hier vorbeikommen, haben zuletzt schon gefragt, wann es wieder losgeht“, berichtet Rose-Marie Schreiber. Antwort: Immer vom ersten Advent bis kurz vor dem Jahreswechsel steht der Märchenwald und ist dann täglich von circa 16 bis 20 Uhr auch weihnachtlich beleuchtet. „Am 1. Dezember war gleich eine große Gruppe hier und hat viele Fotos gemacht. Das war wohl eine Familienausflug“, sagt Friedrich-Wilhelm Schreiber.
Tradition von der Stadtapotheke übernommen
Angefangen hatte es einst mit hölzernen Figuren von Hänsel und Gretel samt Hexe und Hexenhaus, die vor Weihnachten immer im Garten der Stadtapotheke in Rathausstraße standen. „Dort musste ich mit meiner Tochter Isabell vor Weihnachten immer hingehen“, erinnert sich Friedrich-Wilhelm Richard. Bis diese Figuren irgendwann so kaputt waren, dass die Apotheke mit der Tradition brach und stattdessen der handwerklich begabte, frühere Fahrschullehrer auf den Plan trat.
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Die Bildervorlagen stammen aus einem alten Märchenbuch. Die Sommer über werkelte und malte Schreiber an neuen Motiven, sodass der Märchenwald Jahr für Jahr stetig wuchs. Eine neue Version von Hexenhaus, Hexe sowie Hänsel und Gretel haben die Schreibers übrigens mittlerweile dem jetzigen Besitzer der Stadtapotheke, Frank Techet, geschenkt. Sie stehen bei ihm jetzt immer im Schaufenster.