Schwarzenbek. Die Wände driften immer weiter auseinander. Eine Sanierung ist teuer, und der Kirche fehlt das Geld. Wie viel benötigt wird.
Seit 130 Jahren trotzt die Schwarzenbeker St. Franziskus-Kirche Wind und Wetter. Im Herzen der Europastadt gelegen war sie Schauplatz von vielen Konfirmationen, Hochzeiten und auch Taufen. Doch der Zahn der Zeit nagt beständig an dem neugotischen Bauwerk. Seit Jahren durchziehen Risse das Gewölbe der Kirche, die Standfestigkeit ist bedroht. „Jetzt muss es mit der Renovierung mal losgehen“, sagt Pastor Andreas Schöer. Das Problem: Der St.-Franziskus-Kirche fehlt es an Geld, um die aufwendigen Arbeiten finanzieren zu können.
Als die Kirche Ende des 19. Jahrhunderts ihre Pforten öffnete, sorgten Stützpfeiler für einen festen Stand. Da sich der Untergrund mit der Zeit jedoch veränderte, bewirken die Pfeiler inzwischen das Gegenteil. „Statt die Kirche zu stützen, gibt es nun eine Zugwirkung“, erklärt Andreas Schöer. Das Ergebnis ist im Gewölbe der Kirche zu erkennen: Vielerorts sind deutliche Risse zu sehen.
St.-Franziskus-Kirche in Schwarzenbek: Wände wandern auseinander
Doch wie ist das Gebäude zu retten? „Die Kirche muss mithilfe von Zugankern und Spiralankern statisch gesichert werden“, sagt Pastor Schöer. Dazu müssen von außen Stahlrohre in das Gemäuer geschoben werden, um der Kirche mehr Stabilität zu verleihen. Denn schon 2021 stellten Statiker aus Bad Oldesloe fest, dass die Kirche in ihrem damaligen Zustand nicht ausreichend standfest sei.
Bestätigt wurde dies von Wissenschaftlern der Hafencity-Universität, die Sensoren an den Innenwänden angebracht hatten. Seitdem haben sich die Wände der Längsseiten acht bis zehn Zentimeter voneinander entfernt.
Die Risse, die an mehreren Stellen des Gewölbes zu sehen sind, wurden immer wieder notdürftig geflickt. Doch um nachhaltigen Erfolg zu haben, braucht es nun das große Besteck. „Dafür muss die Kirche eingerüstet werden“, sagt Andreas Schöer. Mit rund 100.000 Euro Kosten kalkuliert die Gemeinde aktuell. Teuer sei dabei vor allem das Gerüst und die Personalkosten für die verschiedenen Gewerke, wie der Pastor sagt.
30.000 bis 40.000 Euro an Spenden nötig
Doch nicht nur das Gemäuer soll im Zuge der Arbeiten gestützt werden. Auch ein neuer Anstrich für das Kirchenschiff ist nötig. „Es ist sinnvoll, das jetzt zu machen, damit wir nicht in drei Jahren wieder ein Gerüst brauchen“, sagt Schöer. Im Gegensatz zu vielen anderen Gotteshäusern sei die St.-Franziskus-Kirche in Schwarzenbek mit ihrem größtenteils weißen Anstrich sehr hell. „Das finde ich sehr charmant“, sagt der Pastor.
Neben Mitteln vom Kirchenkreis und Geld aus dem Denkmalfonds werden 30.000 bis 40.000 Euro an Spendengeldern nötig sein. Um an diese zu gelangen, hat sich die Kirche mehrere Aktionen überlegt. Zu Beginn der Adventszeit bekommen rund 3000 Haushalte in Schwarzenbek einen Spendenbrief mit Überweisungsträger. „Wer spendet, bekommt auch einen Spendennachweis“, sagt Andreas Schöer.
Geplant sei außerdem, kunstvolle Postkarten in der Stadt zu verteilen. Über die QR-Codes auf der Rückseite können Online-Banking-Nutzer in der App ihrer Bank einen vorgefertigten Überweisungsträger ausfüllen. Zudem wurde im Vorraum der Kirche eine riesige durchsichtige Röhre aufgestellt, in die Spenden geworfen werden können.
Gottesdienste während der Renovierung im Familienzentrum
Andreas Schöer ist hoffnungsvoll, dass der benötigte Betrag zusammenkommt. Schon vor ein paar Jahren musste die Kirchengemeinde, die rund 2500 Mitglieder umfasst, ein Fundraising starten, um neue Kirchenfenster finanzieren zu können. „Die Kirche liegt den Schwarzenbekern sehr am Herzen“, weiß Schöer. „Viele haben persönliche Erinnerungen.“
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Beginnen sollen die Arbeiten erst, wenn die Finanzierung lückenlos steht. Denn akut sei die Gefahr aktuell nicht, weshalb die St.-Franziskus-Kirche nicht wie St. Jacobi in Hamburg gesperrt werden muss. Während der Renovierung sollen die Gottesdienste dann – genau wie bei der Winterkirche – im Familienzentrum im Verbrüderungsring stattfinden.
Der 1894 eröffnete Bau ist die dritte Kirche der St.-Franziskus-Gemeinde. Ab 1605 hatte Herzog Franz II. die erste Kirche der Gemeinde in der Stadt errichten lassen. 1747 wurde sie bei einem Sturm so stark beschädigt, dass sie abgerissen werden musste. In den Folgejahren wurde dann eine neue, schlichte Fachwerkkirche gebaut, die rund 150 Jahre überdauerte. Als diese sich auch als baufällig erwies, wurde das jetzige neugotische Kirchenbauwerk errichtet.