Geesthacht. Bis Jahresende soll die Bedarfsampel helfen, die Verkehrssituation an der B5 zu entschärfen. Aber noch ist die Situation gefährlich.

Die neue Fußgängerampel im Geesthachter Ortsteil Grünhof liegt zwischen der Einmündung Krukower Weg und der Bushaltestelle. Fußgänger, die sonst auf dem Weg zum Bus oder zum Netto-Markt die viel befahrene Bundesstraße 5 direkt querten, müssen sich noch an den kleinen Umweg gewöhnen, ebenso die Autofahrer.

Als Jonah Warnke, Geschäftsführer der Signaltechnikfirma Signcity, die Bedarfsampel als erster ausprobierte und die Straße überquerte, fehlte nicht viel und es hätte ein Unglück gegeben: Ein schwarzes Audi-Cabrio fuhr trotz Rotlicht und dem Mann mit der auffälligen gelben Jacke einfach weiter – ohne das Tempo zu verringern.

Geesthacht: Autofahrer missachten neuen Ampel an der Netto-Kreuzung

Warnke nahm es gelassen: „Das kann passieren. Es fehlen halt noch die gelben Markierungen auf der Straße.“ Doch als die drei Männer der ausführenden Firma die gelben Folien für Halte- und Führungslinien auf die jetzt halbseitig gesperrte Straße klebten, geschah es noch einige Male: Beim Versuch, die Baustelle zu passieren, übersahen gleich mehrere Autofahrer das Rotlicht. Fußgänger wurden jedoch nicht gefährdet.

Dabei ist die Ampel eigentlich nicht zu übersehen: Es ist eine provisorische Ampelanlage, deren Masten auf jeweils einem großen, orangefarbenen Kasten steht. Auf die neue Querungshilfe für Fußgänger weisen neben den gelben Markierungen auf dem Asphalt auch Schilder auf jeder Straßenseite hin. Bei der mobilen Anlage, wie sie auch an Baustellen verwendet wird, geht das Signal per Kabel an die beiden Lichtzeichenanlagen. Die Leitungen werden in fünf Meter Höhe über die Straße geführt. „Vier Meter sind die Mindesthöhe“, so Warnke, der aus Sicherheitsgründen auf die sonst üblichen Ampeln mit Funkverbindung verzichtet.

Kabel über der Straße verbindet beide Ampeln

Dank der Kabelverbindung sei sichergestellt, dass die Bedarfsampel immer reibungslos funktioniere, während es bei der Funkverbindung schon mal zur Aussetzern kommen könne, wenn jemand illegal auf derselben Frequenz funke. Die beiden mobilen Anlagen werden über die Kabel auch mit Strom versorgt, der von einem nahen Stromkasten kommt. „Eine Akkuladung hält meistens etwa 20 Tage, bevor sie getauscht werden sollen. Diese Ampel soll aber länger stehen“, so Warnke.

Geesthacht: Ampelanlage B5 Netto-Kreuzung
Mitarbeiter der Hamburger Firma Signcity installieren die neue Fußgängerampel an der Bundesstraße5 in Höhe des Netto-Marktes in Geesthacht. Geschäftsführer Jonah Warnke (vorn) programmiert die Bedarfsampel persönlich. © Marcus Jürgensen | Marcus Jürgensen

Tagsüber ist die Ampel immer eingeschaltet. Zwischen 23 und 5 Uhr werden die Lichtzeichen für Autofahrer jedoch wegen des geringeren Verkehrsaufkommens abgeschaltet. Das gilt nicht für Fußgänger: Für sie sind die Lichtzeichen immer sichtbar. Will ein Passant nach 23 Uhr die Straße überqueren und drückt den Ampelknopf, schaltet sich die ganze Anlage wieder ein.

Stadt ordnete Aufstellung der Ampel an

Für die Bundesstraße und alle damit verbundenen Verkehrszeichen ist der Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr (LBV.SH) zuständig. Der hatte eine richtige, fest installierte Fußgängerampel stets abgelehnt, weil trotz des Supermarktes auf der anderen Straßenseite zu wenig Fußgänger die B5 querten. Bei einer Zählung im vergangenen Jahr waren es zwölf Personen pro Stunde, fünfzig wären notwendig gewesen.

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Jetzt hatte jedoch der Fachdienst Öffentliche Sicherheit der Stadtverwaltung die Aufstellung der mobilen Ampel angeordnet, da sich die Verkehrsströme erheblich erhöht haben. „Wir konnten die Ampel jetzt aufstellen, weil die Auswirkungen enorm sind“, teilte die Pressestelle der Stadtverwaltung mit. Die Aufstellung wurde beim LBV angemeldet und von diesem auch genehmigt.

Geesthacht: Ampelanlage B5 Netto-Kreuzung
Mitarbeiter der Hamburger Firma Signcity installieren die neue Fußgängerampel an der Bundesstraße5 in Höhe des Netto-Marktes in Geesthacht. © Marcus Jürgensen | Marcus Jürgensen

Mehr Verkehr durch Sperrung der Hafenstraße

Verantwortlich für die Zunahme des Verkehrs ist die Sperrung der Lauenburger Hafenstraße. Bis Ende Dezember 2024 soll dort der abgerutschte Hang des Butterbergs gesichert werden. Doch auch die Sperrung der Bundesstraße 404 bei Schwarzenbek sorgt für mehr Verkehr auf den Geesthachter Straßen. Im vergangenen Jahr wurden in Grünhof 9136 Fahrzeuge pro Tag gezählt, an der Steinstraße waren es 14.395 und an der Post-Kreuzung im Zentrum der Stadt 18.301 Fahrzeuge – ohne Baustellen im Umfeld.

Im zuständigen Fachdienst der Stadt geht man davon aus, dass diese aktuell bei Weitem übertroffen werden. Autofahrer bemerken dies auch: Auch außerhalb der Hauptverkehrszeiten kommt es auf der Bundesstraße 5 im Stadtzentrum oder auf der Steinstraße zu langen Staus. Verantwortlich sind dafür die oft zu kurzen Abbiegespuren, sodass sich abbiegende und geradeaus fahrende Fahrzeuge nicht parallel nebeneinander aufstellen können. Die Ampelphasen können nicht geändert werden: Die Ampelanlage an der Steinstraße ist bereits eine „intelligente“ Lichtzeichenanlage, reagiert auf steigende Fahrzeugzahlen durch angepasste Schaltungen.