Geesthacht. In Geesthachts City schaffen Menschen Platz für bunte Demokratie. Die Teilnehmer beweisen, wie sie sich das Zusammenleben vorstellen.
„Wir sind nicht still“, unter diesem Motto gingen am Reformationstag rund 500 Menschen in Geesthacht auf die Straße, um sich für Demokratie, Menschlichkeit und Vielfalt einzusetzen. Und sich rechtsextremen Kräften entgegenzustellen.
Unter der Schirmherrschaft des Geesthachter Bürgermeisters Olaf Schulze hatte sich ein breites Bündnis gefunden. Mit dabei waren Vertreter der Flüchtlingshilfe Geesthacht und der „Omas gegen rechts“ aus dem gesamten Kreis sowie Hamburg. Die Veranstaltung wurde im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert.
Es war eine friedliche Kundgebung. Die fünf Ordnungshüter, die zur Sicherheit am Rande ihre Posten bezogen hatten, und auch die Besatzung des bereitgestellten Rettungswagens schoben eine ruhige Kugel. Auf dem Rathausvorplatz ging es dagegen bunt zu.
Rund 500 Menschen demonstrieren für Demokratie und Vielfalt in Geesthacht
Dass Geesthachter und Menschen in der Region nicht still zusehen, wenn es um den Erhalt der Demokratie, Freiheit und Vielfalt geht, brachten sie auf vielfältige Art zum Ausdruck. Auch Teilnehmer, die nicht mit ihren Redebeiträgen auf der Bühne standen, bezogen Position.
So trug der Hundemix Momo ein Leibchen, auf dem „Gegen Rassismus“ geschrieben stand. Der 77-jährigen Ruth Schmidt aus Alt-Mölln lag wiederum das Schicksal der Menschen im Gaza-Streifen besonders am Herzen. Sie trug eine Regenbogenflagge mit dem Wort Salam, das Frieden bedeutet, und auf Hebräisch sowie auf Arabisch zu lesen war. „In Israel und Palästina geschieht ein großes Menschenrechtsvergehen. Da kann man nicht einfach wegsehen“, sagt sie, die mit ihrem Banner schon auf vielen Kundgebungen war.
Demokratie-Spülwasser hilft gegen die AFD
Karl-Ludwig Herrmann (68) und seine Arbeitskollegin Andreea-Teodora Aresan (31) zogen viele Blicke auf sich. Der Möllner und die Hohenhornerin brachten Menschen zum Schmunzeln. Das Duo trug Schutzanzüge, hatte ein Klo samt Spülung auf einen Bollerwagen montiert. Die Schüssel des Porzellans randvoll mit braunem Bauschaum versehen. In dem vermeintlichem Kot steckten Schilder mit der Aufschrift „Weltunion Reichsbürger“ und „AFD NPD-Heimat“. Im Wasserkasten hatten sie „Demokratie Spülwasser“ dabei. Symbolisch zogen sie immer mal wieder an der Spülkette, um die AfD in die Kanalisation zu befördern.
Mit Musik die eigene Stellung beziehen
Elisabeth Wenck (66) trug eine bunte Weste mit Peace-Zeichen. „Mir bereitet Sorge, dass wir in einem Staat leben, in dem Gemeinschaft nichts mehr zählt. Umso wichtiger ist, sich gegen Hass und Hetze stark zu machen.“
Auch auf der Bühne ging es bunt zu. Die Geesthachter Band Urban Captains sang mit Eigenkompositionen sowie Coversongs, wie beispielsweise „Emerson“ von den Beatles für den Frieden. Ebenfalls musikalisch dabei waren die Omas gegen rechts. Sie hatten Konstantin Weckers Lied „Sag Nein“ zu einem Sprechgesang umgestaltet.
Klare Worte von Bürgermeister Schulze
Olaf Schulze mahnte, nicht still zu sein. „In den USA grassieren Fake News. Man muss sich mal vorstellen, dort wird gesagt, Flüchtlinge essen Hunde. Wer glaubt sowas und wie dumm muss man sein“, so der Bürgermeister in seinem Redebeitrag. Schulz appellierte, Wertegegner mit einem klaren „Nein, so nicht“ in die Schranken zu weisen.
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Pastorin Saskia Offermann hatte die Mittelalterliche Musikgruppe Dunnerschlach und die Üb-Erfahrenen spontan mit auf die Bühne gebracht. „Wir haben erst gestern Abend davon gehört, sind aber gern bei der Sache dabei“, so die Musiker. Die Pastorin gab den Menschen Hoffnung, Mut und Segen mit auf den Weg.