Schwarzenbek/Ratzeburg. Kreisstadt musste nur 25 Prozent der Kosten selbst tragen. Zugang zu Toiletten in der Europastadt ist eingeschränkt
In der Kreisstadt Ratzeburg gibt es jetzt eine moderne WC-Anlage am Bahnhof, in Schwarzenbek wird darüber seit vielen Jahren diskutiert. Neben Bahnhof und Busbahnhof steht in der Europastadt lediglich ein in die Jahre gekommenen Backsteinbau mit zwei Toilettenräumen. Immerhin: Mit Auffahrrampen wurde der Flachdachbau vor einigen Jahren barrierefrei gemacht.
Die Ratzeburger konnten ihr neues Bahnhofsklo jedoch nur finanzieren, weil der Nahverkehrsverbund nah.sh 75 Prozent der Kosten von 220.000 Euro übernahm. Die Stadt Ratzeburg musste „nur“ 55.000 Euro zuzahlen. Eine Summe, bei der auch Schwarzenbeks Bürgermeister Norbert Lütjens (parteilos) aufhorcht. Von unserer Zeitung befragt, erklärte er: „Ich finde diese Lösung sehr interessant und würde mich freuen, wenn wir ein ähnliches Projekt realisieren könnten.“
Schlüssel für den Toilettengang hängt im Imbiss
Das Problem des „stillen Örtchens“ am Schwarzenbeker Bahnhof ist: Um es betreten zu können, muss man sich zunächst den Schlüssel am nahen Bahnhofskiosk ausleihen. Das funktioniert nur, wenn dieser geöffnet hat. Seit fast zweieinhalb Jahren ist das zumindest tagsüber kein Problem: Damals war aus dem Bahnhofskiosk ein Imbiss geworden: der Gyros Palast.
Zusätzlich zu Pommes, Gyros und Co. gibt es auch Kaffee sowie eine HVV-Servicestelle mit Kartenverkauf. Von 5.30 Uhr bis 21 Uhr können Reisende seither im Imbiss den Toilettenschlüssel holen – außer montags, dann ist um 14 Uhr Schluss.
Aber außerhalb dieser Zeiten? Wer abends per Zug die Europastadt erreicht, sollte bei einem dringenden Bedürfnis zuvor die Zugtoilette des Regionalexpress benutzen. Anders in der Kreisstadt: Die dortige WC-Anlage kann rund um die Uhr betreten werden. Denn dort gibt es keinen Schlüssel, sondern ein Münzschloss: Der Zugang zum Klo kostet 50 Cent. Bezahlt werden kann per Münze, Karte oder Smartphone. Welchen Anteil die Nutzer damit zu den jährlichen Betriebskosten von etwa 18.000 Euro beitragen werden, ist noch offen.
Für die Verantwortlichen der Stadt ist ein anderer Aspekt wichtiger: Über die „Schutzgebühr“ sollen Vandalismusschäden verhindert werden. Allerdings gibt es nur einen barrierefreien Toilettenraum, auf separate Herren- und Damen-WCs wurde verzichtet.
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Edelstahl-Toilette statt Dixi-Klo
Ein Münzschloss war auch schon einmal für das Schwarzenbeker Bahnhofsklo im Gespräch. Denn zwischen 2016 und 2022 war die WC-Anlage, die zwei barrierefreie Toilettenräume für Damen und Herren bietet, rund sechs Jahre lang gar nicht geöffnet. Lediglich Bus- und Taxifahrer hatten einen Schlüssel für die Anlage. Damals hatte die bisherige Kioskbetreiberin aufgegeben. In der Folge stand der Kiosk immer wieder lange Zeit leer, zudem verzichteten die Nachfolger auf den Toilettenschlüsselverleih im Auftrag der Stadt. Die Politik diskutierte damals immer wieder über eine Lösung, kam angesichts knapper Kassen aber zu keinem Ergebnis.
In Ratzeburg gab es keinen Toilettenschlüsselverleih, stattdessen ein Dixi-Klo. Das hatten die Stadt im Jahr 2011 aufstellen lassen. Damals hatte die Deutsche Bahn AG das Bahnhofsgebäude an einen Geschäftsmann verkauft, sodass Fahrgäste die im Gebäude gelegenen WCs nicht mehr aufsuchen konnten.
Vor allem der Seniorenbeirat hatte immer wieder richtige Toiletten gefordert und hatte schließlich im Jahr 2018 Erfolg: Der Ratzeburger Bauausschuss beauftragte die Stadt mit der Errichtung einer WC-Anlage. Doch dann dauerte es immer noch sechs Jahre bis zur Aufstellung. Ob es auch für die Europastadt eine Förderung vom Nahverkehrsbund gibt, soll nun der neue Schwarzenbeker Stadtentwicklungsmanager Anas Alagol-Korff klären.