Geesthacht. Zwei Tote und 200 Verletzte bei Wahl 1928 in Geesthacht. 4000 Kommunisten und Sozialdemokraten beteiligt. In Petersens Hotel ging‘s los.
Zwei Tote und etwa 200 Verletzte – das war die traurige Bilanz der Schlacht am Runden Berge in Geesthacht. Am 30. September 1928 stießen während der Wahl zur Geesthachter Bürgervertretung rund 4000 militante Kommunisten und Sozialdemokraten unterhalb des heutigen Krankenhauses aufeinander und prügelten sich bewaffnet mit Messern, Schlagringen und Gummiknüppeln. Auch Schüsse fielen.
Anlässlich der Verleihung der Stadtrechte an Geesthacht vor 100 Jahren blicken wir auf bedeutende Ereignisse in der Ortsgeschichte zurück. Vor der Schlacht hatte sich die bereits aufgeladene Stimmung in Geesthacht an einem Ort entladen, in dem noch bis in die 1960er-Jahre viele Bewohner und Auswärtige ausgiebig gefeiert haben, den es heute aber nicht mehr gibt: Petersens Hotel.
Hier nahm die „Schlacht am Runden Berge“ ihren Anfang
Gegen Mittag stürmten kommunistische Rotfrontkämpfer „unter fürchterlichem Lärm“, wie die Bergedorfer Zeitung schrieb, das Lokal, in dem sich einige Hundert Reichsbannerleute (Kampforganisation der Sozialdemokraten) aufhielten. Folge: zwei Schwer- und 20 Leichtverletzte. „Zäune wurden durchbrochen, schwere Gartenstühle flogen durch die Fenster in den Saal“, schrieb die bz am 1. Oktober 1928.
Petersens Hotel stand an der Sielstraße. Eine alte Postkarte im Besitz des Heimatbunds und Geschichtsvereins zeigt ein weißes Gebäude mit einem markanten Turm. Früher wurden tanz- und vergnügungswillige Gäste, die aus Hamburg nach Geesthacht mit dem Schiffdampfer kamen, samt einer Musikkapelle vom Hafen abgeholt. In den 1960er-Jahren brannte das Tanzlokal mit dem markanten Turm nieder. Heute ist das Grundstück unbebaut.
Besser bekannt als Geesthachter Hof
Das Nebengebäude mit der heutigen Hausnummer 1-5 existiert hingegen noch. Vom Freizeitbad kommend ist es nach dem ersten kleinen Anstieg das weiße Haus auf der linken Seite, schräg gegenüber zur Einfahrt der Johannes-Ritter-Straße. Auf der alten Ansichtskarte sind beide Gebäude zu sehen.
„Viele ältere Geesthachter kennen Petersens Hotel unter dem späteren Namen Geesthachter Hof“, klärt Helmut Knust, Vorsitzender der Bezirksgruppe des Heimatbundes und Geschichtsvereins auf. Der Verein hat einen großen Fundus an Postkarten und bringt jedes Jahr einen Kalender mit alten und heutigen Ansichten heraus.
Gewalt gegen Andersdenkende als Stilmittel
Zur Einordnung: In der Weimarer Republik war Geesthacht von einer starken Kommunistischen Partei geprägt, die in allen Wahlen zur Stadtvertretung jeweils die meisten Stimmen erhielt. In Geesthacht lebten wegen der Nähe zu den Dynamitfabrik in Krümmel und der Pulverfabrik in Düneberg besonders viele Arbeiter. Nach dem Ersten Weltkrieg (1914-1918) waren die Rüstungsfabriken geschlossen und die Bedürftigkeit in dieser Gesellschaftsschicht groß.
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Gewalt gegen politisch Andersdenkende war damals gängig. Bei der Schlacht am Runden Berge starben dabei der kommunistische Rotfrontkämpfer Heinrich Rüssel (40) aus Hamburg an einem Brustschuss sowie Reichsbannermitglied Friedrich Weier (45, Sozialdemokrat), der wenige Tage später seinen Stichverletzungen erlag. Die Wahl in Geesthacht, das bis 1937 zur Hansestadt Hamburg gehörte, wurde übrigens unterbrochen und eine Woche später unter starkem Polizeischutz und ohne Zwischenfälle nachgeholt.