Geesthacht. Viele Singvögel in den heimischen Gärten sind krank. Nabu Geesthacht bittet, Fälle von toten und erkrankten Amseln zu melden.

Ein Amselweibchen lag schon tot im Garten von Manfred Rettinghaus, ein Männchen saß nur apathisch da und flog auch nicht davon, als sich der Mann aus Worth bei Geesthacht näherte. Als auch dieser Singvogel tags darauf gestorben war, informierte Rettinghaus die Geesthachter Ortsgruppe des Nabu. „Das ist kein Einzelfall. Derzeit gibt es ein vermehrtes Amselsterben“, sagt deren Vorsitzende Heike Kramer.

Allein sechs Meldungen über tote Amseln gingen in den vergangenen Tagen bei den Geesthachter Naturschützern ein. In Schleswig-Holstein wurden in diesem Jahr bereits 594 tote und 302 kranke Tiere gemeldet. Das sind etwa fünfeinhalbmal mehr wie im gesamten Vorjahr (164 tote und kranke Amseln). Nur in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen wurden 2024 mehr Fälle gemeldet.

Vogelsterben: Immer mehr tote Amseln im Norden

Ausgelöst wird das Amselsterben vermutlich durch das Usutu-Virus. Landauf, landab erreichen die Nabu-Ortsgruppen Anrufe über tote, orientierungslose, taumelnde oder aufgeplusterte Amseln. „Momentan befinden wir uns wahrscheinlich auf der Spitze des Krankheitsverlaufes, der sich in den nächsten Wochen abschwächen wird“, teilt ein Nabu-Sprecher mit.

Ein singendes Amsel-Männchen auf einer Fichte.
Ein singendes Amsel-Männchen auf einer Fichte. © NABU | Frank Hecker

Durch das Virus verursachte Todesfälle treten jeweils während der Stechmückensaison von Mai bis September auf. Fast immer sind es Amseln, bei denen diese Krankheit festgestellt wird, weshalb die Usutu-Epidemie auch als „Amselsterben“ bekannt wurde. Allerdings werden auch andere Vogelarten von diesem Virus befallen und können daran sterben.

Stechmücken übertragen Usutu-Virus auf Singvögel

Seit dem erstmaligen Auftreten im Jahr 2011 breitet sich das von den Mücken übertragene Virus über Deutschland aus. Waren in den ersten Jahren lediglich Regionen entlang des Rheintals und am Untermain betroffen, konnte seit 2016 eine Ausbreitung nach Norden und Nordosten festgestellt werden. Die Stechmücken konnten sich in diesem Jahr vielerorts aufgrund der anhaltenden Feuchtigkeit gut entwickeln.

Auch interessant

Die eingehenden Meldungen helfen dabei, die Gesamtsituation besser einzuschätzen. „Bitte machen Sie möglichst genaue Angaben zu Fundort, Datum und den näheren Umständen sowie zu den Symptomen der Vögel. Der Nabu sammelt die Daten, wertet sie aus und stellt sie der Wissenschaft zur Verfügung. Je mehr Daten eingehen, umso aussagekräftiger werden die Ergebnisse“, sagt Jens Gutzmann, 2. Vorsitzender des Nabu Geesthacht.

Tote Tiere mit Handschuhen anfassen, Virus ist auf Menschen übertragbar

Das Virus ist auch auf den Menschen übertragbar, schwere Krankheitsverläufe seien jedoch nicht bekannt, so Heike Kramer. Wer eine tote Amsel entdeckt, sollte diese dennoch nur mit Handschuhen anfassen. Die Meldungen sind per E-Mail möglich an info@nabu-geesthacht.de oder telefonisch an Heike Kramer unter 0171-88 29 171.

Kramer sagt: „Am Ende des Sommers werden weniger Amseln in unseren Gärten sein. Umso wichtiger ist es, diesen und anderen Singvögeln ein naturnahes Refugium zur Verfügung zu stellen, wo sie sich erholen und im nächsten Jahr wieder fortpflanzen können.“