Berlin. Eine neue Studie hat Bakterien in eigentlich steriler Tattoo-Tinte gefunden. Diese können sogar eine tödliche Sepsis auslösen.
Eine kürzlich veröffentlichte Studie der US-amerikanischen „Food and Drug Administration“ (FDA) hat alarmierende Ergebnisse über Tätowier- und Permanent-Make-up-Tinten herausgefunden: Viele versiegelte Flaschen, darunter auch solche, die als steril gekennzeichnet sind, enthalten Millionen potenziell gefährlicher Bakterien.
Da Tätowierfarbe tief in die Haut injiziert wird, wo Bakterien ideale Bedingungen zur Vermehrung finden, kann kontaminierte Tinte schwere Infektionen und Verletzungen verursachen. Linda Katz, Leiterin des Office of Cosmetics and Colors der FDA, warnt in einer Mitteilung, dass sich Krankheitserreger oder andere schädliche Substanzen aus den Tinten über das Blut- und Lymphsystem im Körper verbreitet können. Dies könnte zu lebensbedrohlichen Komplikationen wie Endokarditis oder einem septischen Schock führen – der schwersten Form einer Sepsis, die unbehandelt zu Multiorganversagen und Tod führen kann.
Zu den häufigsten Infektionen durch Tätowiertinte zählen:
- Impetigo: eine hoch ansteckende bakterielle Hautinfektion
- Erysipel: ein leuchtend roter und empfindlicher Hautausschlag
- Cellulitis: eine tiefe Infektion der Haut, die mit Antibiotika behandelt werden muss
Besonders gefährdet sind Personen mit mehreren oder großen Tattoos sowie solche, die Permanent Make-up verwenden, da die Wahrscheinlichkeit einer Exposition gegenüber Mikroorganismen steigt.
Tattoo- und Permanent-Make-up-Tinten: 35 Prozent der Proben betroffen
Im Rahmen der FDA-Studie wurden 75 Proben von Tattoo- und Permanent-Make-up-Tinten untersucht, die in den USA von 14 verschiedenen Herstellern vertrieben werden. Die Forscher stellten fest, dass 26 Proben von 10 Herstellern, also 35 Prozent der Proben, einen gewissen Grad an bakterieller Kontamination aufwiesen. Besonders alarmierend: Einige Proben enthielten bis zu 100.000 Bakterien pro Gramm.
„Der Bakteriengehalt von Materialien, die in die Haut injiziert werden oder mit abgeschürfter oder verletzter Haut in Kontakt kommen, sollte bei ‚keine nachweisbaren‘ Werte liegen“, sagte Dr. Robert Schooley, Experte für Infektionskrankheiten und renommierter Professor für Medizin in der Abteilung für Infektionskrankheiten und globale öffentliche Gesundheit an der University of California in San Diego, gegenüber dem Nachrichtensender CNN.
Bakterien in Tattoo-Farbe: So können Sie sich schützen
Experten raten, den Tätowierer vor dem Tätowieren nach der Sicherheit der Tinte zu fragen. Kunden können dabei darauf achten, ob offen über die Schritte kommuniziert wird, die unternommen werden, um die Sicherheit der Tinte zu gewährleisten, und ob auf etwaige Bedenken eingegangen wird. Die Art und Weise, wie ein Tätowierer mit der Tinte umgeht, spielt ebenfalls eine entscheidende Rolle. Wenn beispielsweise ein Tätowierer sowohl den Kunden als auch die Tintenflasche mit denselben Handschuhen berührt, kann dies zu einer Verunreinigung führen.
Viele zertifizierte Tätowierer sind sich der potenziellen Gefahren bereits bewusst und ergreifen Maßnahmen, um das Risiko einer Ansteckung zu minimieren. Einige führen eigene Tests durch oder verlangen von den Lieferanten einen Testnachweis, um mögliche mikrobielle Verunreinigungen festzustellen. Zudem können sie die Tinte vor dem Auftragen in einem Autoklav, einem Gerät zur Sterilisation, das Dampf unter hohem Druck und hohen Temperaturen verwendet, um Mikroorganismen wie Bakterien, Viren, Pilze und Sporen abzutöten, erneut sterilisieren.