Geesthacht. Es sollte ein Werkstattcafé werden. Heute ist das Kulturzentrum eine beliebte Partylocation und lädt zur großen Geburtstagsfeier.
Was eigentlich ist das Geesthachter Smux? Diese Frage bringt auch Betreiberin Susanne Voges ins Grübeln. Der Begriff Kulturkneipe ist bei ihr total verpönt, wegen des Wortes „Kneipe“ rollt sie mit den Augen. Eine Kulturbar sei es auch nicht, den Begriff „Bar“ verbindet Susanne Voges mit deutlich kleineren Räumen. So bleibt es vor der zehnjährigen Geburtstagsfeier am Wochenende zunächst bei der selbst verwendeten Definition „Kulturzentrum“.
Was wiederum viel zu gediegen klingt für die Geesthachter Kultinstitution, die mit ihrer Veranstaltungsmischung aus Konzerten, Ausstellungen, Disco und Schmuckwerkstatt einzig ist weit und breit. Aber vielleicht fällt ja jemandem beim Feiern in Sektlaune ein Begriff ein, der das, was das Smux ist, perfekt auf den Punkt bringt. Zur Feier überrascht Susanne Voges mit neuen Plänen nach der Sommerpause. Dabei spielt die „Keimzelle“ aus der Vergangenheit eine gewichtige Rolle.
Zehn Jahre Smux Geesthacht: Geburtstag wird an zwei Tagen gefeiert
Los geht es an der Lichterfelder Straße 5 am Sonnabend, 20. Juli, ab 15 Uhr zunächst mit Kaffee und Kuchen, ab 20 Uhr soll der Grill angeworfen werden. Jeder Gast ist bis 20 Uhr auf ein Glas Sekt oder einen Softdrink eingeladen. Um 16, 17 und 18 Uhr wird Goldschmiedemeister und Designer Walter Witt die beliebten Goldschmiede-Workshops vorstellen. Es gibt zwei offene Plätze. Und um 21 Uhr beginnt die SmuX-DanceParty, wie immer kostenlos.
Der Sonntag, 21. Juli, startet um 13 Uhr mit einem Frühschoppen und der Band Three Little Words und klassischem Swing. Dazu gibt Flammkuchen und Getränke. Ab 16 Uhr feiert das Trio Tina Sola den Sommer mit spanischer Gitarre und Flamenco. Möglich, dass sich zum Abschluss weitere Musiker einfinden, die Lust haben, weiterzuspielen.
Die Räume befinden sich im ältesten Gebäude der alten Pulverfabrik
Die Keimzelle des Smux parkt derweil immer noch hinter der Zwischentür zum Außenbereich. Denn den Anfang bildete die Idee für eine Kunsthandwerk-Stätte mit einem mobilen Kaffeewagen im Innenhof der ehemaligen Karosseriebau-Werkstatt. „Eine Bekannte betrieb den Kaffeewagen, ich wollte eine Schmuckwerkstatt aufmachen“, berichtet Smux-Betreiberin Susanne Voges. Die Pläne waren, ein Werkstattcafé zu gründen.
Dass es dann anders kam im ältesten noch stehenden Gebäude der historischen Pulverfabrik Düneberg, lag an befreundeten Musikern und Künstlern. Sie regten schließlich zu der Mischung an, wie sie das Smux heute noch präsentiert. Da Susanne Voges und ihr Mann Jürgen zudem leidenschaftliche Kartenspieler sind, würden sie gern mal Skat- und Doppelkopfturniere ausrichten.
Kommerzielles Standbein sind die Privatfeiern
Da bei Konzerten und Danceparty der Eintritt stets kostenlos ist – die Hutspenden bekommen die Künstler –, bildet das kommerzielle Standbein des Smux die Vermietung für Privatfeiern. „Da wir in einem Gewerbegebiet liegen, gibt es mit der Lautstärke eher keine Probleme“, erklärt Susanne Voges.
Die Anfragen für Privatpartys laufen gut – im Gegensatz zu den Konzerten. „Die kleinen Bands interessieren die Gäste nach der Corona-Pandemie nicht mehr so“, hat Susanne Voges festgestellt. Den Konzertabend mit den Medizinmännern und Tonefolger im Juni retteten 40 Fußballfans aus Holland, die wegen der EM mit dem Reisebus in Hamburg waren und Plätze im Smux reserviert hatten. „Wie auch immer die auf uns kamen“, wundert sich Susanne Voges immer noch.
Weniger Konzerte, mehr Dancepartys und private Vermietungen
Sie will daher weniger Konzerte veranstalten, die frei geschlagenen Termine für Partyvermietung und auch Dancepartys verplanen. Die übernächste steigt am 31. August. Am liebsten würde Susanne Voges den Gastronomiebereich an einen externen Betreiber abgeben, sie könnte sich gut den Betrieb einer Tapas- oder Mezzebar vorstellen. Gespräche mit einem ersten Interessenten haben sich vor Kurzem zerschlagen. „Für Ideen sind wir weiterhin offen“, sagt Susanne Voges.
Sie selbst ist das, was man einen Tausendsassa nennt. Und ein Freigeist dazu. Geliebäugelt hat sie nach der Schule mit einem Medizinstudium, ein Weg, den die Schwester und bereits der Vater einschlugen. „Ich habe gemerkt, das Studentensein ist nichts für mich“, sagt sie. Auch in einem Ausbildungsverhältnis stand sie nie. Sie hat sich stets alles, was an Wissen nötig war, selbst beigebracht.
Susanne Voges war die erste Türsteherin in Hamburg
So verdingte sie sich in vielen Jobs, verkaufte schon als 16-Jährige selbstgefertigten Schmuck an Mitschülerinnen. „Ende der 80er-Jahre war ich die erste Türsteherin Hamburgs“, erzählt sie. Da war sie erst Mitte 20. Im Rockschuppen Madhouse hatte es immer wieder Auseinandersetzungen gegeben. Der Betreiber setzte Ende der 1980er-Jahre schließlich auf ein neues Konzept, wobei der Krawall unter den Männern mittels des Einsatzes von weiblicher Diplomatie befriedet werden sollte.
In der Hamburger Staatsoper war Susanne Voges langjährig Komparsin. Unvergesslich der Einsatz, als sie in Puccinis Klassiker „Turandot“ von einem der Minister vor den Prinzen geschleppt wurde, und der Tenor ihr anschließend die berühmte Arie „Nessun dorma“ quasi mitten ins Gesicht sang. Den Profisänger, der die Minister-Rolle damals verkörperte, erkannte sie Jahre später im Smux wieder. Er war als Gast gekommen.
„Investoren standen Schlange“ – früh Internetportale gegründet
„Ich bin auch ein Technikmensch“, sagt Susanne Voges. So erkannte sie früh das Potenzial des Internets, gründete Mitte der 1990er-Jahre eines der ersten Immobilienportale. „Die Investoren standen schließlich Schlange“, erzählt sie. Für das Portal BoatNet, eine Verkaufsplattform für Neu- und Gebrauchtboote, ist sie immer noch verantwortlich.
Der ehemalige Kaffeewagen spielt auch bei den Zukunftsplänen des Smux eine wichtige Rolle. Nach den Sommerferien ist immer donnerstags eine After-Work-Party geplant. Der Wagen soll als rollende Cocktailbar zum Einsatz kommen. Spirituosen aller Art auf, hinter und über dem Tresen, künden schon von der neuen Funktion. Angeboten wird auch der neue St.-Pauli-Dry-Gin. „Wer tolle Cocktail-Rezepte kennt, darf sich gern einbringen“, meint Susanne Voges.
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Der name Smux enstand durch das Herumschieben von Scrabble-Buschtaben
Der Name des Kulturetablissements übrigens wurde durch das Herumschieben von Buchstaben des Scrabble-Spiels entwickelt. Er sollte kurz sein, ein prägnantes Zeichen enthalten und einen Bezug zur geplanten Schmuck-Werkstatt haben.
„So entstand schließlich relativ zügig der Begriff SmuX mit seinem groß geschriebenen X, das man ja auch als Zeichen wie für einen Treffpunkt sehen kann“, erzählt Susanne Voges. Kulturtreff – wäre das am Ende nicht eine gute Bezeichnung?