Lauenburg. Das alte Elektrizitätswerk lieferte ab 1920 Strom in die Lauenburger Haushalte – bald werden in dem Backsteinbau laute Bässe wummern.

Wer sich mit Techno auskennt, dem dürfte das E-Werk in Berlin-Mitte ein Begriff sein. Bis Ende der 1990er-Jahre war der Club im ehemaligen Umspannwerk deutschlandweit einer der bekanntesten Veranstaltungsorte der elektronischen Musikszene. Im Alten E-Werk an der Palmschleuse ist jetzt Ähnliches geplant. Zugegeben: In Lauenburg ist alles mindestens drei Nummern kleiner, aber vielleicht gerade deshalb besonders interessant. Die Palette beim E-Werk Rave reicht von Melodic Techno bis zu wummernden Bässen der härteren Sorte.

Hätte man Lauenburgs Stadtvätern anno 1920 erzählt, was sich über 100 Jahre im ersten Lauenburger Elektrizitätswerk abspielen wird – ihnen wäre wohl das Monokel aus dem Gesicht gefallen. Ihnen ging es darum, den steigenden Bedarf an Energie in der Schifferstadt zu decken. Mit der Einweihung des Elektrizitätswerkes begann im Jahr 1920, einen Tag vor Weihnachten, die Geschichte der Elektrifizierung in Lauenburg.

Altes E-Werk: 2011 aus dem Dornröschenschlaf geweckt

In den 1950er-Jahren konnte das Kraftwerk den Strombedarf nicht mehr vollständig decken, überregionale Großkraftwerke versorgten die Stadt. Doch bis zum Anfang der 80er-Jahre lief die Anlage weiter. 1983 wurde das E-Werk stillgelegt und erst 2011 von der Stadt aus seinem Dornröschenschlaf geweckt und 2013 dem Verein zur Förderung des Elbschifffahrtsmuseums angegliedert. Seitdem kümmert sich ein ehrenamtliches Team um den Erhalt. „Ich finde es super, dass das E-Werk auf diese Weise auch jüngeren Leuten bekannt gemacht wird“, freut sich Bernhard Schnürer, der Besucher regelmäßig durch das Industriedenkmal führt.

Das alte E-Werk wurde 1983 stillgelegt.
Das alte E-Werk wurde 1983 stillgelegt. © Tomaszewski | Tomaszewski

Wer das kleine technische Museum an der Palmschleuse noch nicht von innen gesehen hat, muss sich die Location etwa so vorstellen wie in dem Film „Moderne Zeiten“ von Charly Chaplin aus dem Jahre 1936. Die riesigen Maschinen und Generatoren scheinen aus der Zeit gefallen. In dieser filmreifen Kulisse legen am Sonnabend, 27. Juli, vier der angesagtesten DJs der elektronischen Musikszene auf. Zwischen 21 Uhr und vier Uhr morgens bebt hier der Boden unter den Füßen der Besucher.

Lauenburger DJ Vargo lädt Kollegen ein

„Wir hatten die Idee, das Museum auch einer anderen Zielgruppe als den Freunden alter Industriekultur näherzubringen. Elektronische Musik aus dem E-Werk erschien uns passend“, sagt Lauenburgs Veranstaltungsmanager Andy Darm. Und um bei der Symbolik zu bleiben: Die Versorgungsbetriebe Elbe, die auch Strom liefern, konnten als Sponsorin gewonnen werden.

Organisatoren und Sponsoren: 
Unten: Andy Darm, Denis Recknagel, Thorben Brackmann (v.l.)
Oben: Thomas Timm, Mareike Bodendieck, Ansgar Üffink, Bernhard Schnürer (v.l.) 
Organisatoren und Sponsoren:  Unten: Andy Darm, Denis Recknagel, Thorben Brackmann (v.l.) Oben: Thomas Timm, Mareike Bodendieck, Ansgar Üffink, Bernhard Schnürer (v.l.)  © Elke Richel | Elke Richel

Glücklicher Umstand: Mit DJ Vargo (Ansgar Üffink) wohnt einer der gefragtesten Komponisten, Elektronik-Musiker und Produzenten der Szene in der Schifferstadt. Seit Mitte der 1980er-Jahre spielt er in kleinen Clubs und auf großen Festivals. „Da lernt man natürlich viele Kollegen kennen und schätzen“, sagt er. Er hat namhafte Künstler elektronischer Musik nach Lauenburg eingeladen.

E-Werk Rave: Diese Künstler treten auf

Natürlich freut sich auch Vargo auf seinen Auftritt im Alten E-Werk. Ob die Akustik im Maschinensaal mitspielt? „Da sind wir selbst gespannt. Aber die Kulisse ist natürlich unübertroffen“, sagt er. Zuerst sind Nina Hepburn und Konrad Kanton dran. Nina ist eine DJ und Produzentin, Konrad Produzent und Gitarrist. Anschließend legt DJ Paji aus Berlin auf. Als Musiker und Produzent verwebt er seine elektronischen Dance Beats kunstvoll mit dem Spiel seiner Geige.

Dann ist Vargo selbst an der Reihe. Er legt Melodic Techno und Progressive House zum Tanzen und Feiern auf. Zum Schluss ist Temazcal an der Reihe, eine DJ aus Hamburg. „Wir beginnen ganz ruhig und werden immer lauter“, kündigt Vargo an.

Paji, Musiker und Produzent aus Berlin
Paji, Musiker und Produzent aus Berlin © Veranstalter | Veranstalter
Temazcal ist eine DJ aus Hamburg.
Temazcal ist eine DJ aus Hamburg. © Elke Richel | Elke Richel
Nina Hepburn und Konrad Kanton sind zwei der bekanntesten Künstler der elektronischen Musikszene.
Nina Hepburn und Konrad Kanton sind zwei der bekanntesten Künstler der elektronischen Musikszene. © Veranstalter | Veranstalter

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Tickets im Vorverkauf gibt es nur online

Das erste E-Werk Rave, so wünschen es sich die Organisatoren, soll ein Fest der Kontraste werden: elektronische Tanzmusik trifft auf handgemachte Musik, alte Maschinen auf dynamische Lichtinstallation. „Das wird ein berauschendes Erlebnis“, verspricht Andy Darm. Den Verkauf von Getränken und kleinen Snacks hat das Lauenburger Restaurant Bellevue übernommen.

Die Veranstaltung ist einer der Lauenburger Beiträge zum diesjährigen Kultursommer am Kanal. Tickets gibt es im Vorverkauf nur online bei www.ticketkompass.de. Wer schnell ist, kann sparen. Noch gibt es ein paar Early Bird-Tickets für 10 Euro zuzüglich Gebühr. Wenn die verkauft sind, liegt der Ticketpreis bei 15 Euro. Eventuelle Restkarten gibt es an der Abendkasse für 20 Euro. Um dabei zu sein, müssen die Besucher mindestens 18 Jahre alt sein.