Lauenburg. Es ist ein Kleinod, das da hinter dicken Mauern aus Backsteinen schlummert. Lauenburgs altes Elektrizitäts-Werk an der Palmschleuse. Jetzt wollen Technik-Freunde dem alten E-Werk neues Leben einhauchen.
Ziel: Vom 19. bis 21. August zum „Tag der Industriekultur am Wasser“ alte Technik präsentieren.
Im E-Werk wurde 1919 - damals wurde der erste Bauabschnitt errichtet - überschüssiges Wasser aus dem Elbe-Lübeck-Kanal durch den Keller des E-Werkes geleitet. Hier brachte das Wasser eine Turbine in Schwung, die einen Generator antrieb und Strom erzeugte.
„Bis August haben wir noch einiges an Arbeit vor uns“, sagt Werner Büker. Der Technische Leiter der Hitzler-Werft kümmert sich mit einem Dutzend Kollegen und Freunden ehrenamtlich darum, die Technik auf Vordermann zu bringen. Die Arbeiterwohlfahrt (Awo) unterstützt dabei, indem Jugendliche mit ihrem Ausbilder Bodo Krüger überall im Haus aufräumen. „Wir hatten hier bereits 2002 ein erstes Projekt, aber dann wurde das Gebäude durch die Stadt verpachtet“, sagt Krüger. Dabei verschwand die historische Wasserturbine auf ungeklärte Weise. Seit 2008 kümmert sich die Awo mit neuen Projekten um die Rettung der Bausubstanz. „Die Dachbalken hingen bestimmt zehn Zentimeter durch, das haben wir alles wieder in Ordnung gebracht“, sagt Krüger.
Wenn Krüger und die Jugendlichen Feierabend machen, rücken Büker und seine Helfer an. Im E-Werk stehen technische Schmuckstücke wie ein Deutz-Motor, Typ SVMS150, der 1924 gebaut wurde und heute als letzter seiner Art gilt. Auch ein ursprünglich für Gasbetrieb gebauter Motor von Klöckner-Humboldt-Deutz (Baujahr 1937), der auf Diesel umgerüstet wurde, steht noch in dem E-Werk. „Wir wollen die Motoren wieder zum Laufen bringen“, sagt Büker. „Hier hat man schon früher einen Gasmotor mit Abfallstoffen betrieben. Zu deren Sammlung waren die Menschen verpflichtet, wie wir in alten Unterlagen nachlesen konnten“, sagt er. Ein Weg, der heute als Zukunft der ökologisch sinnvollen Stromerzeugung gilt.
„Wenn wir das in Gang kriegen hier, ist das eine tolle Sache“, sagt Fred Schmitz. Aus Liebe zu alten Maschinen macht er bei den Arbeiten mit. „Das hat hier einen enormen Reiz“, begründet Heino Schultz sein Engagement. „Im Moment ist es eine Bruchbude, aber wir machen etwas draus“, verspricht Büker.
Ehe die Maschinen wieder anspringen, muss jede Menge Rost gelöst, frisches Öl eingefüllt und die eine oder andere Reparatur erledigt werden. „Vielleicht bekommen wir die Turbine ja auch noch irgendwie wieder zurück“, hofft Krüger. Denn Wasser ließe sich auch heute noch problemlos durch den Keller leiten.
Am „Tag der Industriekultur am Wasser“ sollen in der Metropolregion Hamburg, die das Projekt mit 96000 Euro fördert, Denkmäler der Technikgeschichte präsentiert werden. „Unser Endziel ist ein musealer Charakter für das E-Werk, um vielleicht auch Schulen einladen zu können, um jungen Menschen zu zeigen, wie früher Strom erzeugt wurde“, sagt Krüger.
Wer mitmachen möchte, trifft Büker und seine Mitstreiter montags von 18 bis 20 Uhr.