Lauenburg. Weinhandel statt Versicherung: Meno Schönrok erfüllte sich seinen Traum. Ein Blick auf vier Jahrzehnte als Unternehmer.
Wie fühlt sich das an, wenn man sich einen Lebenstraum erfüllt? Wenn Meno Schönrok an den 16. Oktober 1981 zurückdenkt, wird er diese Frage sofort beantworten können. Auf den Tag vor 40 Jahren eröffnete er in Lauenburg sein Geschäft De Winhöker. Den ungeliebten Schreibtischjob als Versicherungsangestellter hatte er endlich an den Nagel gehängt.
Seit 40 Jahren gibt es das Geschäft De Winhöker in Lauenburg
Ein leckeres Essen wird für viele erst so richtig vollkommen durch ein gutes Glas Wein. Wie viele Menschen der heute 70-Jährige im Laufe der Jahre beraten hat, hat niemand gezählt. Auf eine Sache kann man sich aber verlassen: Glückliche Kunden sind Meno Schönrok am wichtigsten. So kann es vorkommen, dass er zu einem bestimmten Anlass von einem teuren Rotwein abrät und dafür eine preiswertere weiße Variante empfiehlt. „Ihm ist es wichtiger, dass die Kunden zufrieden sind und wiederkommen, als das schnelle Geld zu verdienen“, sagt Sabine Juhls. Sie muss es wissen, schließlich arbeitet sie auch schon seit 23 Jahren beim Winhöker – einem der letzten inhabergeführten Geschäfte in Lauenburg.
Meno Schönrok eröffnete seinen ersten Laden in der Oberstadt in Lauenburg
Meno Schönrok war mit 30 Jahren noch vergleichsweise jung, als er sich dem Wein beruflich verschrieb. Begonnen hatte seine Liebe zu den edlen Tropfen aber viel früher. Seine Leidenschaft dafür entdeckte er in einem Alter, in dem sich heute viele Jugendliche in den ersten Vollrausch trinken. Für den 16 Jahre alten Klaus-Meno kam das nicht in Frage. „Ich habe manchmal mit Freunden zusammengelegt, und dann haben wir eine gute Flasche Wein zusammen ganz stilecht genossen“, erinnert er sich. Das Geld dafür verdiente er sich, indem er Flaschen für einen Weinhandel sammelte.
Seinen ersten Laden eröffnete Meno Schönrok nicht in der Oberstadt, sondern am Kirchplatz. Seitdem ist viel passiert in Lauenburg. Bürgermeister hat er kommen und gehen sehen, Ladeneröffnungen mitgefeiert und auch erleben müssen, dass Geschäfte wieder schließen mussten. Und wer Meno Schönrok näher kennt, der weiß, dass er selbst das eine Mal mit dem Gedanken gespielt hat, den Weinhandel aufzugeben.
Er hat selbst erlebt, wie die B 5 es den Geschäftsleuten schwer macht
Waren es seine Kunden, die ihm immer wieder gut zugeredet haben? Oder kann er sich nicht vorstellen, plötzlich nicht mehr Tag für Tag ins Geschäft zu gehen? Klar ist, wer Wein kaufen möchte, findet heute im Supermarkt Regale voller Flaschen, und auch im Internet reicht ein Klick, und schon ist die Weinlieferung auf dem Weg. Lauenburgs Bürgermeister Andreas Thiede glaubt zu wissen, warum sich das Geschäft De Winhöker trotzdem schon so lange in der Stadt hält. „Wer über einen langen Zeitraum Qualität statt Ramsch anbietet, findet auch in Lauenburg seine Kunden“, sagt Thiede.
Dabei hat auch Meno Schönrok in den vergangen vier Jahrzehnten nicht nur rosige Erfahrungen gemacht. Bevor er im Mai 2010 mit seiner gesamten Ladenausstattung in die Berliner Straße 18 umzog, erlebte er am eignen Leibe, wie die Fahrzeugflut auf der B 5 den Lauenburger Geschäftsleuten das Leben schwer macht.
Nicht nur die Kunden schätzen ihn, sondern auch seine Mitarbeiterinnen
„Der Umzug in den ehemaligen Arko-Laden war eine der besten Entscheidungen meines Lebens“, sagte er damals. Doch wenig später hätte er beinahe wieder neue Räume suchen müssen: Das Gebäude, in dem sich sein Laden heute befindet, sollte eigentlich der geplanten Marktgalerie weichen. Doch diese Pläne sind bekanntermaßen vom Tisch. Wer in das Geschäft De Winhöker kommt, der betritt eine Welt voller Genüsse. Zu seinem Angebot gehören edle Spirituosen ebenso wie Gebäck und Schokolade.
Wie Sabine Juhls halten auch die anderen beiden Mitarbeiterinnen dem Winhöker gern die Treue. „Unser Chef braucht kein Führungsseminar. Er sagt Danke, auch wenn wir nur unsere Arbeit machen. Und hat er wirklich mal einen schlechten Tag erwischt, kann er sich auch entschuldigen“, sagt Sabine Juhls. In einer Sache seien sich die Mitarbeiterinnen mit ihrem Chef einig: In dem kleinen Laden wird jeder Kunde geschätzt. Egal, ob sich ein Kind vom Taschengeld eine Tafel Schokolade kauft oder ob jemand für einen besonders guten Tropfen tief in seine Tasche greift.