Geesthacht. Die Nachfolge des in Geesthacht in den Ruhestand gegangenen Pastors Gunnar Penning tritt eine engagierte junge Frau an.
Die Wege des Herrn sind unergründlich. Bis zwei Wochen vor ihrer Abiturprüfung schien der berufliche Werdegang von Jana Wagner vorgezeichnet. Die Barmbekerin wollte Tierärztin werden und hatte auch bereits einen Ausbildungsplatz als Tierarzthelferin in der Tasche. Bis die Zusage unvermittelt widerrufen wurde. „Das war ein Schock“, erinnert sich die heute 32-Jährige.
Pastorin zu werden, war für die Tochter einer Diakonin und eines Journalisten damals weit weg. „Kirche war immer meine Privatsache. Ich war zwar von klein auf in Kontakt und bin als Teamerin bei Kirchenfreizeiten mit gefahren, aber das zu meinem Beruf zu machen, daran hatte ich nicht gedacht“, sagt Jana Wagner.
Junge Pastorin tritt die Nachfolge eines erfahrenen Kirchenmannes an
Es sollte anders kommen. Seit Juni ist sie als Nachfolgerin des in den Ruhestand eingetretenen Gunnar Penning in der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Geesthacht als eine von drei Pastorinnen neben Saskia Offermann und Birgit Penning angestellt.
Wer Jana Wagner kennenlernen möchte: Am Sonntag, 5. September, um 11 Uhr beginnt ihr offizieller Vorstellungsgottesdienst in der St. Salvatoris-Kirche samt Einsegnung durch Pröpstin Ulrike Murmann. Das Bibelwort, dass sich Jana Wagner für ihre Predigt ausgesucht hat, spiegelt dabei auch ihre eigene Geschichte wieder. „Du stellst meine Füße auf weiten Raum“ heißt es in Psalm 31. Oder wie es die neue Pastorin mit anderen Worten sagt: „Wo eine Tür zugeht, geht eine neue auf. Es gibt so viele Möglichkeiten im Leben.“
Vorstellungsgottesdienst samt Einsegnung am 5. September
Dieser Gedanke half ihr auch in ihrer Ausbildung, etwa als sie in ihrem Theologie-Studium durch die Prüfung in Alt-Griechisch fiel und Zweifel aufkamen, ob ihre Wahl richtig ist. „Im Vikariat (dem 2,5 Jahre dauernden praktischen Ausbildungsteil, die Red.) habe ich gemerkt: ,Das ist es, was ich machen will.’“ Auf das Vikariat folgt nun die Entsendung zur dreijährigen Probezeit nach Geesthacht.
Einem Ort, den sie trotz der Nähe zu Hamburg vorher „nicht auf dem Radar“ hatte. Jetzt sagt sie: „Zum Glück ist es Geesthacht geworden. Ich liebe das Wasser, hier ist man schnell im Wald. Und auch die Kirche liegt schön“, sagt sie. Bislang pendelt sie noch, wenn ihre Wohnung über dem Kirchenbüro fertig renoviert ist, zieht sie mit ihrem Freund hierher.
Geesthacht hat zukünftig drei Pastorinnen
In Geesthacht möchte Jana Wagner Theologie wieder greifbarer machen. „Früher sind die Menschen zu uns gekommen. Heute müssen wir einladender werden. Bei uns kann der Glaube in all seiner Vielfalt gelebt werden“, sagt die Pastorin. Und weiter: „Bei uns geht es um Fragen zu Leben und Tod und Sinn und Sein. Wir glauben und zweifeln zusammen.“
Zweifel gab es übrigens auch unter den Atheisten in ihrem Freundeskreis, als sie hörten, dass sie doch Pastorin werden wollte. „Wie kannst du solche Geschichten aus der Bibel glauben?“ hörte sie oft. Ihre Antwort: „Man darf nicht alles wörtlich nehmen. Vieles sind Symbole. Etwa, wenn Gott aus dem brennendem Dornenbusch spricht, ist es eine Geschichte wie Gott den Menschen nahe kommt. Er ist nicht allmächtig, aber er ist da. Ganz sicher.“ Auch wenn seine Wege nicht immer gleich für uns erkennbar sind.
Die St. Salvatoris-Kirche ist täglich von 10 bis 17 Uhr zum Beten geöffnet.
Nachwuchs fehlt in der der evangelisch-lutherischen Nordkirche
Von rund 1700 Pastorinnen und Pastoren der evangelisch-lutherischen Nordkirche (Hamburg, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern) treten etwa 900 bis zum Jahr 2030 in den Ruhestand. Im selben Zeitraum folgen nur rund 300 Geistliche nach.
Laut Artikel 18 des Kirchengesetzes muss eine flächendeckende Pfarrstellenversorgung gewährleistet sein. Dies soll durch eine gezielte Personalplanung oder Besetzungssperren gut ausgestatteter Kirchenkreise erreicht werden. Denkbar ist, das manche Aufgaben eines Pastors künftig durch andere Mitarbeiter erledigt werden.