Geesthacht. Nach 31 Jahren an der St.-Salvatoris-Kirche in Geesthacht geht er in den Ruhestand. Warum er manchmal „Gott“ genannt wird.

Dass er einmal Pastor werden würde, daran hätte Gunnar Penning als junger Mann nicht geglaubt. Aufgewachsen in einer Familie, in der das Religiöse nicht allzu großgeschrieben wurde, hatte er mit dem Kirchlichen zunächst nicht viel am Hut. So kam es auch, dass er nach dem Zivildienst eigentlich Medizin studieren wollte. Aber wie heißt es so schön? Die Wege des Herren sind unergründlich… und der Weg des jungen Zivildienstleistenden Penning führte direkt in die Kirchengemeinde der Hamburger Plattenbau-Siedlung Osdorfer Born.

„Beworben hatte ich mich für die Stelle nicht. In meiner Familie wurde Kirche nie gelebt, dementsprechend groß waren meine Vorurteile“, erinnert sich der Geistliche. Die Vorurteile waren kurze Zeit später über Bord geworfen, denn dem jungen Mann gefiel das Gemeindeleben wider Erwarten gut. Am Ende der Zivildienstzeit sogar so gut, dass er statt Medizin an der Uni Hamburg Theologie studierte.

Pastor Gunnar Penning verabschiedet sich von St. Salvatoris in Geesthacht

„Ich hatte nicht den kirchlichen ,Stallgeruch’“, sagt Penning. Dieser Umstand machte es dem jungen Studenten nicht einfach. Es war der Studiendirektor, der ihm Mut zusprach. „Die Kirche braucht Leute wie dich. Leute, die den Rhythmus in sich haben. Leute, die mit Worten Bilder malen“, erinnert sich Penning an den Zuspruch des Studiendirektors.

Der Umstand, dass ihm die hebräische Sprache nicht gerade zuflog, war vielleicht verantwortlich, dass er seine spätere Frau Birgit kennenlernte. Beide belegten 1979 einen Zusatzkursus, um die alte Sprache zu erlernen. Die Wege trennten sich nach dem Kursus zunächst. Gefunkt hat es dann am Nikolaustag 1984 in der Bibliothek.

1990 ins Pastorat der St.-Salvatoris-Kirche gezogen

1988 ging es für Birgit Penning – die schon das Examen hatte – ins Pastorat der St.-Salvatoris-Kirche in Geesthacht. Gunnar Penning machte unterdessen noch Station als Vikar. Er trat am 1. Juni 1990 die Stelle als Pastor in Geesthacht an und zog zu seiner Frau ins Pastorat. So kam es, dass die Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde einen echten Typen in die St.-Salvatoris-Kirche bekam.

Penning tauschte beispielsweise gern den Talar mit der Motorradkombi und knatterte mit seiner BMW K1200 LT an der Spitze der Motorradfahrer, die seinen Motorradgottesdienst besucht hatten, durchs Land. Er war der erste Notfallseelsorger der Geesthachter Feuerwehr. Er baute den Kindergartenverband auf und setzte bei der religiös-pädagogischen Begleitung von Kindern Maßstäbe.

Im Supermarkt rufen die Kinder manchmal „Hallo Gott!“

Reformationstag in Geesthacht: Gunnar Penning und seine Frau Birgit als Martin Luther und Katharina von Bora.
Reformationstag in Geesthacht: Gunnar Penning und seine Frau Birgit als Martin Luther und Katharina von Bora. © Ariaane D. Funke | Ariaane D. Funke

Und so kommt es, dass er dann und wann auch schon mal mit Gott verwechselt wird. „Im Supermarkt kommt es schon mal vor, dass mir ein Kind zuruft: Hallo Gott!“, sagt Penning und schmunzelt. „Die Kinder lernen, dass die Kirche das Haus Gottes ist. Da sie mich aus der Kirche kennen, bin ich in ihren Augen Gott oder Jesus.“

In seiner Gemeinde hat Gunnar Penning viele schöne, aber auch schwere Momente erlebt. Beispielsweise als er zwei Kindern mitteilen musste, dass ihre Eltern verstorben sind. Seine Frau Birgit hat ihm immer Halt gegeben. „Sie hat denselben Beruf, da ist es leichter, einander zu verstehen und Trost zu sprechen“, sagt Penning. Trotzdem ist das Leben als Geistlicher nicht immer einfach. „Meine Frau und ich wohnen und arbeiten an einem Ort. Wir sind immer erreichbar. Das hinterlässt Spuren. Ich werde erst einmal lernen müssen, Freizeit zu haben.“

Ob er noch einmal Theologie studieren würde?

Die Frage, ob er noch einmal Theologie studieren würde, ist für ihn nicht einfach zu beantworten. „Ich glaube, die Kirche heute steht vor ganz anderen Herausforderungen. Vielleicht würde ich heute daher etwas anderes studieren“, überlegt er. „Auf jeden Fall aber etwas im Dienste der Menschen, vielleicht Medizin“, schiebt der 64-Jährige nach.

Nach 31 Jahren im Dienst wird Pastor Gunnar Penning jetzt in den Ruhestand versetzt. Der Abschiedsgottesdienst findet am kommenden Sonntag, 20. Juni, ab 11 Uhr vor der St.-Salvatoris-Kirche Geesthacht statt. Um Anmeldung zum Gottesdienst im Kirchenbüro unter Telefon 04152/22 08 wird gebeten.

Birgit Penning bleibt noch eineinhalb Jahre in der Gemeinde. Das Paar zieht aber bereits aus dem Pastorat aus, um Platz für die Nachfolgerin, Jana Wagner, zu machen. Gunnar Penning will künftig Zeit mit seinen Enkeln verbringen, außerdem wollen die Pennings mit dem Wohnmobil auf große Reisen gehen.