Geesthacht. Experten sicher: Flächenbrände wie derzeit in Südeuropa werden auch hier zum Problem. Feuerwehr Geesthacht testet Löschtechniken.

Die Ausbilder der Firma FireToolBox sind sich sicher: „Deutschland wird Waldbrandland.“ Die Spezialisten aus Marne sind regelmäßig in den USA und in Südeuropa unterwegs, um dort Feuerwehrleuten bei der Brandbekämpfung über die Schulter zu schauen und auch konkret zu helfen. Ihr Wissen geben sie deutschlandweit weiter.

Die Waldbrände vornehmlich in Südeuropa – aktuell wüten große Brände von Portugal über Frankreich bis Kroatien – haben in diesem Jahr bereits größere Flächen zerstört als im gesamten Jahr 2021. Nach Angaben des Europäischen Waldbrandinformationssystems (Effis) sind in der Europäischen Union seit Jahresbeginn 517.881 Hektar verbrannt. Das ist eine Fläche, die doppelt so groß wie das Saarland ist.

Feuerwehr Geesthacht bekämpfte dieses Jahr drei Flächenbrände

Auch die Geesthachter Feuerwehr ist dieses Jahr schon dreimal zu größeren Flächenbrandeinsätzen ausgerückt – am Feldherrenhügel, bei Dassendorf und Worth. Damit sie für die zunehmende Gefahr der sogenannten Vegetationsbrände – hierzu zählen auch Waldbrände – noch besser gewappnet sind, haben sich die beiden Geesthachter Ortswehren und die Nachbarwehr Hamwarde am Sonnabend, 23. August, von den Trainern von FireToolBox auf einem Stoppelfeld im Ortsteil Grünhof auf den neusten Stand für den Ernstfall bringen lassen.

Auf einem Feld nahe der B 5 bei Grünhof üben Feuerwehrleute aus Geesthacht und Hamwarde den Umgang mit Feuerpatsche und Schlauch an einem sogenannten Wundstreifen. Der bietet dem Feuer keinen Brennstoff und stoppt den Brand. 
Auf einem Feld nahe der B 5 bei Grünhof üben Feuerwehrleute aus Geesthacht und Hamwarde den Umgang mit Feuerpatsche und Schlauch an einem sogenannten Wundstreifen. Der bietet dem Feuer keinen Brennstoff und stoppt den Brand.  © Ariaane D. Funke | Ariaane D. Funke

Los ging es aber schon am Donnerstagabend. In einer zweistündigen Onlineschulung wurden 30 Feuerwehrleute theoretisch in der Bekämpfung von Wald- und Vegetationsbränden geschult.

Unterschiedliche Feuerpatschen kamen zum Einsatz

Am Sonnabend stand dann von 8.30 bis 17 Uhr der praktische Teil an. Unter dem wachsamen Blick von vier Trainern, die ein reales Feuer entzündeten, lernten sie verschiedene Techniken zur Brandbekämpfung kennen. Das größte Problem bei solchen Bränden ist die Löschwasserversorgung. Mit der richtigen Taktik und den richtigen Werkzeugen ist aber gar nicht viel Wasser nötig, um das Feuer unter Kontrolle zu bringen und letztendlich zu löschen.

Eine Technik hierbei ist das Pull and Roll. Hier fährt das Einsatzfahrzeug langsam mit etwa drei Stundenkilometern hinter den Feuerwehrleuten her. Während des Fahrens wird über die Pumpe Wasser an einen D-Schlauch abgeben. Der hat den kleinsten Durchmesser (25 Millimeter) der bei den Wehren verwendeten Schläuche. Über einen Verteiler ist ein zweiter D-Schlauchanschluss für Nachlöscharbeiten hinter dem vorausgehenden Trupp möglich. Der Schlauch ist nicht wie bei den meisten Einsätzen ganz ausgerollt, sondern kann von den Brandschützer geschultert werden.

Verschiedene Feuerpatschen: selbstgebaut aus Schläuchen, daneben die deutsche und die spanische Variante (v.l.). 
Verschiedene Feuerpatschen: selbstgebaut aus Schläuchen, daneben die deutsche und die spanische Variante (v.l.).  © Ariaane D. Funke | Ariaane D. Funke

Aber auch unterschiedliche Feuerpatschen kamen zum Einsatz. Während bei den D-Schläuchen theoretisch Vegetationsbrände von bis zu zwei Metern Flammenhöhe löschbar sein sollen, können Feuerpatschen bei Flammen bis etwa in Hüfthöhe verwendet werden.

Mit Feuerpatschen werden die Flammen ausgestrichen

„Diese Geräte sind von Land zu Land unterschiedlich. Mit den spanischen Feuerpatschen, die einem Paddel ähneln, wird das Feuer ausgeschlagen. Mit diesen Geräten kann man beispielsweise auch mal in ein Gebüsch schlagen. Mit den deutschen Feuerpatschen wird das Feuer eher ausgestrichen“, erklärt Dozent Henrik Düffert.

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Auch in puncto Schutzkleidung gibt es Unterschiede: Die Feuerwehrleute in den südlichen Teilen Europas und den USA tragen häufig dünnere Schutzkleidung. Die dünneren Materialien schützen die Einsatzkräfte bei den heißen Temperaturen vor Überhitzung.

Aber auch das Abbrennen von Feldstreifen oder das Errichten von sogenannten Wundstreifen, bei denen breitere Erdflächen freigelegt werden, zählen zu den taktischen Maßnahmen, mit denen Flächenbrände mit möglichst wenig Wasser bekämpft werden können. Bei diesen beiden Varianten wird dem Feuer der Brennstoff genommen.