Schwarzenbek. Keine Sorge vor Rationierung. Die Reservoirs und die Grundwasseradern in der Stadt sind gut gefüllt. Wo das Wasser herkommt.

Trinkwasser ist – gerade angesichts der lang andauernder Trockenheit – ein kostbares Gut und wird in Teilen Europas, wie aktuell in Italien, bereits rationiert. Davon sind die Schwarzenbeker allerdings trotz drei Hitzesommern in Folge und fehlender Niederschläge weit entfernt. „Es ist ausreichend Wasser in hoher Qualität vorhanden“, sagt Matthias Johannsen, Leiter der Stadtwerke Schwarzenbek.

Stadtwerke: Sauberes Trinkwasser steht ausreichend zur Verfügung

Minimale Probleme könnte es – zumindest theoretisch – lediglich mit der Kapazität der Filteranlagen geben. Das würde die Qualität, aber keinesfalls die Nutzbarkeit des Trinkwassers als Lebensmittel senken. Aber auch davon sei Schwarzenbek aktuell weit entfernt, so Johannsen.

„Wir können bis zu 4800 Kubikmeter Trinkwasser am Tag aufbereiten. Aktuell haben wir in Spitzenzeiten maximal 3800 Kubikmeter in das Rohrnetz täglich eingeleitet. Wir haben also noch einige Reserven. An hochwertigem, sauberem Wasser selbst herrscht kein Mangel. Es geht ausschließlich um die Filterkapazitäten“, betont Johannsen.

Schwarzenbek verbraucht nur noch halb so viel Wasser wie vor 30 Jahren

Üblicherweise liegt der Tagesverbrauch bei 2400 Kubikmetern. „Tatsächlich hat sich der Verbrauch ­bezogen auf die einzelnen Haushalte in den letzten drei Jahrzehnten halbiert. Das liegt zum einen an ­moderner Wasserspartechnik, zum anderen aber auch an der sinkenden Haushaltsgröße“, so Johannsen.

Gerade in alten Wohnvierteln, wie beispielsweise in der Marienburger Straße, die nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden sind, lebten früher bis zu sechs Personen in den Wohnungen. Heute sind es ein bis zwei Personen. Auch in Vierteln mit älterer Einfamilienhausbebauung sind die Haushaltsgrößen deutlich gesunken, weil die Kinder ausgezogen und Großeltern verstorben sind.

Pro-Kopf-Verbrauch: Wann es ein Allzeithoch gibt

Das spiegelt sich auch im Wasserverbrauch wieder. „Aber auch der Pro-Kopf-Verbrauch sinkt. In Schwarzenbek liegt er bei 115 Litern pro Tag und Person. Vor der Jahrtausendwende waren es 170 Liter“, berichtet der Werksleiter.

Vier Filter mit jeweils zwölf bis 15 Tonnen Kiesfüllung sorgen für klares Trinkwasser in Stadt und Umgebung.
Vier Filter mit jeweils zwölf bis 15 Tonnen Kiesfüllung sorgen für klares Trinkwasser in Stadt und Umgebung. © Stefan Huhndorf | Stefan Huhndorf

Ein „Allzeithoch“ beim Wasserverbrauch gab es übrigens am Donnerstag, 29. Juni, in der Zeit von 19 bis 21 Uhr. „Wir hatten pro Stunde einen Durchlauf von 450 Kubikmetern. Das ist weit mehr als üblich. Ich konnte das zunächst gar nicht glauben, als ich die Daten zu Hause beim Abendessen auf meinem Tablet sah“, berichtet Johannsen, der die Daten aus „seinem“ Wasserwerk rund um die Uhr im Auge behält.

Nach der Arbeit wird der Rasen gesprengt und geduscht

Grund für den hohen Verbrauch waren nach seiner Einschätzung die große Hitze und die Trockenheit an dem Tag. „Wir merken es generell bei dieser Hitze, dass abends der Wasserverbrauch sprunghaft ansteigt“, so der 60-Jährige. Dann kämen die Berufstätigen nach Hause und stellten erst einmal mit sinkender Sonne die Rasensprenger an und bewässerten ihre Beete mit dem Schlauch. Viele nähmen dann nach einem schweißtreibenden Arbeitstag auch noch eine Dusche.

Damit auch solche Stoßzeiten aufgefangen werden, hat das Wasserwerk zwei Pufferspeicher, die in der Nacht aufgefüllt werden und 2000 Kubikmeter Wasser fassen. Dieses wird dann abgegeben, wenn es eine hohe Nachfrage gibt. „Wir wollen die Förderung aus den Brunnen möglichst konstant halten, damit die Aufbereitung optimal läuft“, so Johannsen.

Kunden müssen sich auf steigende Preise einstellen

Allerdings müssen sich die Kunden auf steigende Preise einstellen. Aktuell werden 1,53 Euro pro Kubikmeter fällig. „Wir haben deutlich höhere Stromkosten. Außerdem sind die Kosten für die Wartung der Anlagen durch gestiegene Handwerkspreise und Material wie Wasser­uhren und Zubehör deutlich gestiegen“, so Johannsen. Das werde sich bei der nächsten Kalkulation im Wasserpreis niederschlagen.

Das Schwarzenbeker Wasser ist vor 30 bis 100 Jahren von der Oberfläche versickert und fließt in Tiefen von 80 bis 150 Metern unter der Stadt hindurch. Es wird über vier Brunnen in der Nähe des Wasserwerks am Kleinen Schmiedekamp gefördert und ist frei von Nitraten und Pestiziden. Es gibt lediglich geringe Mengen Eisen und Mangan im Wasser, die herausgefiltert beziehungsweise mit Sauerstoff durch Oxidation entfernt werden.

Hintergrund: Wasser vom Grund der Ur-Nordsee für die Stadt

Wo heute die vier Brunnen des Wasserwerks, im Amtsdeutsch „Stadtwerke Schwarzenbek GmbH“, bis zu 150 Meter tief in den Boden reichen, war vor einigen Millionen Jahren der Meeresgrund der Ur-Nordsee. Wind und Wellen haben einen Canyon geformt, der in der Eiszeit mit Geröll, Sand, Lehm und Findlingen aufgefüllt wurde. Auf dem Grund verlaufen Wasserströme, die sich in Richtung Elbe bewegen. Das Grundwasser dort ist sehr sauber und 30 bis 100 Jahre alt. Der Vorrat ist quasi unerschöpflich und fließt in 4700 Hausanschlüsse mit 19.000 Einwohnern in Schwarzenbek, Sams, Grove, Grabau, Brunstorf und in das Gewerbegebiet Elmenhorst/Lanken. Alleine in Schwarzenbek hat das Rohrnetz 70 Kilometer Länge.