Wiershop. Feiern in der Kartoffelscheune: Am 2. Juli werden bis zu 2000 junge Leute in Worth erwartet. Ein Blick hinter die Kulissen.
„Und zum Trocknen immer T-förmig aufstellen“ – Birte Dreves ist gerade einmal 25 Jahre alt, aber in der Landjugend ein „alter Hase“. Die Fahrendorferin ist seit neun Jahren dabei und damit eine der wenigen, die nach drei Jahren Zwangspause noch weiß, wie das Plakatieren funktioniert. 20 Mitglieder der Landjugend Schwarzenbek haben sich in einer Maschinenhalle in Wiershop versammelt, um Plakate zu kleben. Mit den 100 gelben Aufstellern am Straßenrand will die Landjugend Werbung für ihre Scheunenfete machen, die am 2. Juli in Worth steigt.
„Früher haben wir mehr Plakate aufgestellt, aber mittlerweile setzen wir mehr auf Online-Werbung auf Facebook oder Instagram“, sagt Lena Brinkmann. Die 21 Jahre alte Wiershoperin ist Schriftführerin und Pressesprecherin des Vereins. Jetzt aber schwingt sie gemeinsam mit Merle Steffens den Kleisterquast. Die 18-Jährige ist dritte Vorsitzende der Landjugend und quasi „Gastgeberin“ der Scheunenfete: Auf dem elterlichen Hof in der Bogenstraße 4 in Worth steigt die Fete.
Gefeiert wird auf dem elterlichen Hof in Worth – mit 2000 Gästen
„Meine Eltern waren beide auch im Vorstand der Landjugend, die haben nichts dagegen – im Gegenteil“, sagt Merle Steffens: „Solange er den Platz nicht braucht, dürfen wir uns ausbreiten, hat mein Vater gesagt.“ Die Halle des Kartoffelbetriebs, der unter anderem auf dem Geesthachter Wochenmarkt seine Feldfrüchte anbietet, wird dann zur Partyzone. „Dort steht die Sortiermaschine und dort lagern wir auch die Kartoffeln“, so Steffens. Weil aber die Kartoffeln so gut wie abverkauft sind und die neue Ernte noch aussteht, ist Platz genug – für bis zu 2000 Besucher.
Daniel Mic und DJ Heinz sorgen für Musik
Während in der Kartoffelscheune Daniel Mic, der im gesamten norddeutschen Raum als DJ unterwegs ist, für Stimmung beim jüngeren Publikum sorgt, sind in einer zweiten Halle Schlager mit DJ Heinz angesagt. 2013 hatten Meike und Christian Steffens ihre Hallen erstmals für eine Scheunenfete zur Verfügung gestellt. Nach sechs Veranstaltungen war Schluss: Von 2019 bis 2021 verzichtete die Landjugend auf die Ausrichtung der Party.
Sorgen, die Nachbarn zu verärgern, hat Steffens nicht: „Wir haben alle angeschrieben, und sie erhalten Freikarten.“ Ein Nachbar stellt sogar seine auf der gegenüberliegenden Straßenseite liegende Koppel als Parkplatz für die Besucher zur Verfügung.
Neun Euro kostet der Eintritt, Mitglieder von Landjugendvereinen erhalten drei Euro Rabatt. „Von 16-Jährigen bis zu über 60-Jährigen sind alle auf einer Scheunenfete zu finden“, sagt Lena Brinkmann.
Zwei Partybusse bringen die Gäste zur Scheunenfete
Klar ist, die meisten Gäste kommen mit dem Auto, bilden Fahrgemeinschaften oder nutzen zumindest für die Abreise das Taxi. Müssen sie aber nicht: Die Scheunenfete in Worth ist die dritte und letzte Veranstaltung der Saison, die auch per Bus erreichbar ist. Einer, der den Partybus bereits ausprobiert hat, ist Christian Stolt, erster Vorsitzender der Landjugend: „Ich bin damit am 11. Juni von Breitenfelde nach Kählstorf gefahren. Der Bus war gut gefüllt, die Stimmung super. An jeder Station sind neue Leute hinzugestiegen.“ Wie viele Besucher auf der Rücktour – die Busse starten gegen 3 Uhr – eingeschlafen sind und ihren Ausstieg verpasst haben, kann Stolt nicht sagen: „Ich bin anders zurückgekommen.“ Hin- und Rückfahrt kosten jeweils zwei Euro, davon geht jeweils ein Euro an Busunternehmen und Landjugendverein. „Das ist sogar noch besser als das Neun-Euro-Ticket, denn es gibt mehr Stimmung im Bus“, verspricht Isabell Schack, erste Vorsitzende aus Worth.
Mitglieder müssen keine Bauern sein und auf dem Dorf leben
Das ist eine Besonderheit der Landjugend: Im Vorstand gibt es jeweils drei männliche und weibliche Vorsitzende, um die Wünsche aller etwa 70 Mitglieder abzudecken. „Wir freuen uns, dass wir wieder durchstarten können. Immerhin ist die Scheunenfete unsere einzige Einnahmequelle“, sagt Birte Dreves. Vom Boßeln über Wasserski bietet der Verein seinen Mitgliedern jeden Monat eine Veranstaltung. Um Mitglied in einer der acht Ortsgruppen im Kreis zu werden, muss man jedoch weder auf dem Land leben noch Landwirt sein. Dreves: Bei uns sind alle Berufe vom Bootsbauer über Lehrer, Angestellte bis zu Schülern vertreten, und wir hatten auch schon ein Mitglied, das aus Hamburg kam.“