Lütau. Der Familienbetrieb verarbeitet 1,3 Millionen Kilogramm Obst zu Saft. Privatanlieferungen gehen seit Jahren ständig zurück.
Aus großen Holzcontainern kippt Martin Stuchly, Mitarbeiter der Lütauer Süßmosterei, derzeit die frisch geernteten Äpfel in den Schacht der Wasch- und Sortieranlage. Wenig später entsteht aus ihnen zunächst die Maische, der noch nicht ausgepresste Mus, und dann schließlich der Saft, der in Glasflaschen abgefüllt wird – Vitamine für das ganze Jahr.
Süßmosterei Lütau verarbeitet jährlich 1,3 Millionen Kilogramm Äpfel
„Wir produzieren jährlich allein eine Million Liter Apfelsaft“, sagt Mitarbeiterin Isabel Velke, die vor Kurzem ihr Studium der Getränketechnologie an der Hochschule Geisenheim (Hessen) mit dem Bachelor abgeschlossen hat. 1,3 Millionen Kilogramm Äpfel verarbeitet die Mosterei jährlich. 90 Prozent davon kommen von den Obstbauern aus den norddeutschen Apfelanbaugebieten, die sich in diesem Jahr über eine gute Ernte freuen können. Der Rest sind Äpfel aus privaten Gärten und von alten Streuobstwiesen. Doch dieser Anteil sinkt stetig.
In Privatgärten werden nur wenig Obstbäume nachgepflanzt
Die Zeiten, als die Menschen mit vollen Kisten bis zur Straße in einer Schlange standen, um ihre Äpfel abzugeben und Saft mitzunehmen, sind vorbei. Aktuell werden um die 200 Tonnen abgegeben. Früher waren es mehr als dreimal so viel. Der Rückgang liegt nach Einschätzung von Isabel Velke daran, dass die Obstbaumbestände auf Streuobstwiesen und in Gärten in die Jahre gekommen sind und abgeholzt werden. Es werden nicht genügend Bäume nachgepflanzt.
Mitunter werden die Bäume auch nicht richtig gepflegt, geschnitten sowie bewässert. Dann sinken die Erträge. Doch Äpfel aus heimischen alten Streuobstwiesen und Gärten seien wichtig, denn die Früchte werden den Ernten aus den großen Obstanbaugebieten beigemischt, um Säfte mit angenehmer Süße und saftig-frischer Säure zu bekommen.
Auch Kleinstmengen sind in Lütau willkommen
In Lütau wird sogar naturtrüber Apfelsaft allein aus dem Streuobstaufkommen gepresst. „Wir freuen uns über jedes Kilogramm Äpfel, das die Leute zu uns bringen, egal ob im kleinen Eimer oder mit einem vollen Anhänger. Wir nehmen auch Kleinstmengen an. Die Äpfel müssen aber reif und gesund sein“, sagt Isabel Velke.
Uli Lauven kommt jedes Jahr mit seinen Früchten extra aus Neuengamme in die Mosterei. Diesmal war die Ernte in seinem Garten, in dem 14 Apfelbäume stehen, schlecht. „Die meisten Bäume haben nicht getragen“, sagt er. Für seine Kisten bekommt er Streuobst-Apfelsaft.
Kunden können alte Sorten gegen Schutzgebühr bei sich pflanzen
Damit es wieder mehr Früchte gibt, startet die Süßmosterei jetzt die Aktion „Zusammen Obst streuen“. „Interessenten können gegen eine Schutzgebühr von zehn Euro einen Apfelbaum einer alten Sorte bekommen, die restlichen 15 Euro zahlen wir“, sagt Isabel Velke.
Es gibt zwei Sorten: „Stahls Winterprinz“ und „Seestermüher Zitronenapfel“ aus der Baumschule Cordes in Holm. „Stahls Winterprinz“ ist eine robuste, gegen Krankheiten wiederstandfähige und seltene Sorte. Die Äpfel werden im Oktober geerntet und müssen dann noch zwei Monate kühl lagern. Bis in den März hinein schmecken die Winteräpfel dann köstlich.
Kurse zu Schnitt und Pflege von Bäumen geplant
Der „Seestermüher Zitronenapfel“ wird ebenfalls im Oktober geerntet und kann bis Januar gelagert werden. Diese Apfelsorte ist vom Aussterben bedroht und wurde 2007 zur Streuobstsorte des Jahres erkoren. Damit die Apfelbäume im Garten auch die richtige Pflege und den richtigen Schnitt bekommen, will die Süßmosterei dafür Kurse anbieten.
Die Lütauer Süßmosterei (Katthof 4) wird seit 1984 vom den Geschäftsführern Bernd Velke und Axel Otolski geleitet.
Obstsaft wird dort aber schon seit 1955 gepresst, und vor mehr als 100 Jahren begann der Familienbetrieb als Molkerei.
Derzeit stellt die Süßmosterei mehr als 40 Sorten Saft her, vom Apfelsaft bis zum Rhabarber- und Kirschsaft. Hinzu kommen verschiedene Schorlen.
Das Sortiment gibt es nicht nur in vielen Supermärkten und Restaurants in Norddeutschland, sondern auch im Hofladen direkt an der Mosterei. Weitere Informationen finden Kunden auf www.luetauer-mosterei.de