Geesthacht. Entscheidung zieht sich, ob in Geesthachter Schulen Luftfilter eingesetzt werden. Ein Christdemokrat setzt auf Eigeninitiative.
Äußerst gespannt hat Karl Hermann Rosell (CDU) während der Sitzung des Geesthachter Bildungsausschusses Mitte Juni die Debatte um den Einsatz von Luftreinigungsgeräten an den Schulen beobachtet. Seine Partei wollte, dass der Bedarf an den Geesthachter Schulen abgefragt wird. Die Grünen hatten dann noch einen Änderungsantrag nachgeschoben, der im Wesentlichen in dieselbe Richtung geht.
Und so haben die Schulsekretariate in den Sommerferien eine Mail von der Stadtverwaltung bekommen. Direktorin Susanne Steimle von der Buntenskampschule musste nicht lange überlegen: „Oben im Dachgeschoss sind die Fenster nur auf kipp zu stellen, da könnten Luftfilter helfen.“
Karl Hermann Rosell hat recherchiert, will den Einsatz von Luftfiltern testen
Für einen Praktiker wie Rosell geht es nicht schnell genug voran, wenn Schulschließungen im kommenden Schuljahr vermieden werden sollen. Zumal es keine Sondersitzung des Bildungsausschusses in den Ferien geben wird, wie es einmal in der CDU-Fraktion erhofft worden war. Die nächste Sitzung, während der das Ergebnis der Abfrage vorgestellt und diskutiert werden kann, ist erst für den 17. August terminiert worden.
„Ich dachte schon damals, da muss doch gleich etwas passieren“, erklärt Rosell. „Ich bin ja ungeduldig, ich will das sofort umsetzen.“ Denn der Schulbeginn rückt näher, und die Zeit verstreicht. Auch das Land Schleswig-Holstein gibt sich bezüglich einer Förderung für solche Anlagen eher zurückhaltend.
Der agile Geesthachter hat den Markt für Luftfilter im Blick
Rosell will nun auf privater Ebene die Initiative ergreifen. Er hat geeignete Anlagen recherchiert, steht in Kontakt mit einem Hersteller aus Hamburg. Es geht um eingebaute Luftfilter. Ein Gerät wiegt elf Kilogramm, wird mit Halterahmen unter der Decke montiert. Die einströmende Luft wird über UV-C-Licht geführt und von Viren gereinigt.
Ein Gerät ohne eingebautes CO-Messgerät kostet etwa 1400 Euro, mit Messgerät 1500 Euro. Rosell stellt sich ein dreimonatiges Projekt vor. Für diesen Zeitraum könnten die Filter gemietet werden. „Es müssen zunächst pragmatisch Erfahrungen gesammelt werden.“
5000 Euro wird für eine dreimonatige Testphase kalkuliert
Die Miete kostet etwa 150 Euro im Monat, die Installation 1500 Euro. Er kalkuliert für seinen Versuchszeitraum mit etwa 5000 Euro, für den er Sponsoren sucht. Demnächst hat er einen Termin mit der Bürgerstiftung Danke Geesthacht. Erörtert wird, ob es Unterstützung geben könnte.
Die wichtigsten Varianten des Coronavirus im Überblick
Nach Anregung der Weltgesundheitsorganisation WHO werden die Varianten des Coronavirus seit Mai 2021 nicht mehr nach den Staaten benannt, in denen sie zuerst nachgewiesen wurden, sondern nach den Buchstaben des griechischen Alphabets. So soll eine Stigmatisierung beispielsweise von Ländern verhindert werden, in denen besonders ansteckende Virusmutationen zuerst nachgewiesen wurden.
Derzeit gelten fünf Formen des Coronavirus als besorgniserregend ("Variants of Concern"):
- Alpha: Die im September 2020 zuerst in Großbritannien nachgewiesene Variante B.1.1.7, die das ursprüngliche Coronavirus fast vollständig verdrängt hatte, bevor sie ihrerseits von der Delta-Variante verdrängt wurde
- Beta: Eine Form des Coronavirus, die im Mai 2020 in Südafrika entdeckt wurde, wissenschaftliche Bezeichung: B.1.351, B.1.351.2, B.1.351.3
- Gamma: Die zunächst in Brasilien im November 2020 nachgewiesene Mutation P.1 und ihre Subformen P.1.1 und P.1.2
- Delta: Die Corona-Variante B.1.617.2 (und ihre Subformen AY.1, AY.2, AY.3), zuerst im Oktober 2020 in Indien gefunden
- Omikron: Die Corona-Variante B.1.1.529 wurde im November 2021 in mehreren afrikanischen Ländern nachgewiesen und verbreitet sich
Außerdem beobachtet die WHO weitere vier Mutationen als bedeutsame "Variants of Interest" :
- Lambda: C.37, im Dezember 2020 in Peru entdeckt
- Mu: B.1.621, im Januar 2021 erstmals in Kolumbien nachgewiesen
„Man hat nicht nach vorne geschaut. Die Luftfilter-Thematik wurde überhört. Man glaubte, wenn wir geimpft sind, erübrigt sich das. Es gibt allerdings Klassen- und Gruppenräume, in denen eine Lüftung nicht ausreichend möglich ist.“ Rosell sucht nun Einsatzmöglichkeiten. Sein größer Widersacher ist die Urlaubszeit. Sie verzögert Entscheidungen.
Schule, Kita, Flüchtlingsunterkunft, VHS und Kirche zeigen Interesse
Interessenten hat er einige. In der Flüchtlingsunterkunft Mercatorstraße wurde ihm der Schulungsraum genannt, beim Lokaltermin im Otto-Hahn-Gymnasium der Kunstraum gezeigt, auch die Kita Arche Noah zeigte Interesse. „Ein sehr spannendes Thema“, sagt Kita-Leiterin Mareike Wiedenhöft. „Selbst, wenn wir Corona nicht hätten, es gibt ja auch immer noch die Erkältungszeit.“
Im Kirchengemeinderat soll das Thema besprochen werden. Auch die VHS Geesthacht hat Interesse, unter anderem für einen Gymnastikraum, in dem Filter erforderlich wären. Der Christdemokrat und die neue Geschäftsführerin Nadine Cinar wollen nach ihrem Urlaub erneut in Kontakt zu treten.