Schwarzenbek/Geesthacht/Hamburg. Die Gewerbesteuer im Herzogtum Lauenburg liegt knapp Zweidrittel hinter Stormarn. Dafür vermutet der Landrat mehrere Gründe.
Die Corona-Pandemie zeigt nur geringe Auswirkungen auf die Gewerbeflächen-Entwicklung in der Metropolregion. Hamburg, die Umlandkreis wie auch die kreisfreien Städte in der Region verzeichnen weiter eine hohe Nachfrage, bestätigt der aktuelle Gewerbeflächen-Bericht. Von der wirtschaftlichen Entwicklung profitieren Kommunen und Regionen jedoch höchst unterschiedlich.
Während etwa die Kreise Stormarn, Segeberg und Pinneberg neben Hamburg mit weit überdurchschnittlichen Gewerbesteuereinnahmen glänzen, sind die Einnahmen im Kreis Herzogtum Lauenburg 2020 eingebrochen. Mit einem Minus von 44 Prozent bildet der Kreis das Schlusslicht – noch hinter Hamburg (-32 %). Am oberen Ende der Entwicklung liegt der niedersächsische Landkreis Rotenburg (Wümme) mit einem Plus von 48 Prozent. Auf den Plätze folgen die Kreise Steinburg (+14 %) und Stormarn mit plus 9 Prozent.
298 Euro Gewerbesteuer je Kopf: Herzogtum liegt weit zurück
Je Kopf der Bevölkerung weisen nach Hamburg (940 €) die Kreise Stormarn (809 €), Pinneberg (702 €) und Rotenburg/Wümme (676 €) das höchste Gewerbesteueraufkommen auf. Weit abgeschlagen ist der Kreis Herzogtum Lauenburg – mit 298 Euro. Er liegt damit noch hinter Ludwigslust-Parchim (321 €) und nur knapp vor dem Kreis Nordwestmecklenburg (293 €).
Zwischen den Kreisen wie auch zu Hamburger bestehen deutliche Unterschiede hinsichtlich der Gewerbesteuerkraft, das sei ihm bewusst, sagt Lauenburgs Landrat Dr. Christoph Mager. „Die Höhe überrascht aber schon.“ Der Kreis habe darauf jedoch keinen unmittelbaren Einfluss: Städte und Gemeinden legen ihre Gewerbesteuersätze unabhängig voneinander fest.
Für die Schwäche des Herzogtums vermutet der Landrat mehrere Gründe, neben dem Fehlen von Autobahnen von nationaler und internationaler Bedeutung. Außer dem Tourismus, der gerade in der Pandemie besonders gelitten habe, „mangelt es uns an Clustern, wie sie etwa Dithmarschen mit der Windenergie oder Lübeck mit Medizintechnik (Dräger) und Lebensmittelindustrie aufweisen“.
Dem Kreis Herzogtum Lauenburg mangelt es an Clustern
Die Nachbarkreise in Mecklenburg-Vorpommern profitierten zudem von der massiven Landesförderung, im Lauenburgischen ist umgekehrt mit der Wiedervereinigung die frühere Zonenrandförderung weggefallen. Mager: „Schleswig-Holstein fördert erst seit wenigen Jahren Gewerbeansiedlungen und dies auch nur sehr gezielt.“
Das Niveau sei im Lauenburgischen „insgesamt schwächer“, schätzt Calvin Fromm, Aufsichtsratsvorsitzender der Wirtschaftsförderungsgesellschaft WfL. „Andererseits waren die Flächen im Gewerbegebiet Schwarzenbek/Grabau schon bis zur Erschließung weitgehend vergeben.“ Für Geesthacht und das dortige Geesthachter Innovations- und Technologiezentrum (GITZ) werde mit Bedacht geplant, „um Klumpenbildungen zu vermeiden“, so der Schwarzenbeker Kreistagsabgeordnete. Eine starke Fokussierung bedeute auch Gefahren. „Wenn in einer Stadt wie Schwarzenbek zwei große Gewerbesteuerzahler schwächeln, ist dies natürlich deutlich zu spüren.“
Die Metropolregion mit ihren 5,4 Millionen Einwohnern weist aus Sicht der Gutachter insgesamt eine gravierende Schwäche auf: Der Anteil der Beschäftigten in den forschungsintensiven Industrien lag 2020 bundesweit bei 9,6 Prozent, in und um Hamburg nur bei 6,2 Prozent – nicht einmal Zweidrittel.
Die Verfasser des Berichts von Georg Consulting empfehlen, stärker Standorte zu entwickeln, die den Anforderungen wissensorientierter Unternehmen entsprechen. Sie erwirtschaften höhere Einnahmen und damit Gewerbesteuern und es ziehen weitere zukunftsträchtige Unternehmen nach.
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Experten empfehlen, stärker auf Hightech-Firmen zu setzen
Als beispielhaft für die Metropolregion gelten den Gutachtern der Innovationspark Altona, der Innovationsraum Itzehoe, das CFK Valley im Kreis Stade sowie das Gewerbegebiet Wittenburg in Mecklenburg.
Es ist ein großer Unterschied, im GITZ am Standort Geesthacht oder für den gesamten Kreis Herzogtum Lauenburg Gewerbeansiedlungen zu koordinieren. GITZ-Geschäftsführer Dr. Marouane Sayih ist derzeit zugleich Interimsgeschäftsführer der Lauenburgischen Wirtschaftsförderungsgesellschaft WfL. Der Mann hat Erfahrung: Bei Dienstantritt Mitte 2020 war das GITZ zu etwa 74 Prozent belegt, 20 Monate später sind es fast 99 Prozent. Doch solche Erfolge lassen sich nicht einfach übertragen: „Wenn die Gewerbeansiedlungen im Kreis künftig auf Hightech-Unternehmen fokussiert werden sollen, braucht es die Verfolgung entsprechender mittel- und langfristiger Strategien“, erläutert Sayih.
Das wird eine Aufgabe für den neuen WfL-Geschäftsführer. Aktuell läuft die Suche. Jan-Uwe Eichelberg ist, wie berichtet, nach nur wenigen Monaten im Amt wieder entlassen worden.