Kollow/Gülzow/Wiershop/Hamwarde. Vier Gemeinden im Herzogtum Lauenburg planen ein regionales Wärmekonzept. Das Ergebnis der Machbarkeitsstudie liegt jetzt vor.
Vier Gemeinden aus dem Herzogtum Lauenburg machen sich auf, CO2-neutral zu werden: In Heizzentralen, die in jedem Dorf entstehen, könnten Hackschnitzel verbrannt und die dabei entstehende Wärme per Rohrleitungen in die Haushalte geleitet werden. Ein Fernwärmenetz fürs Dorf. „Ab dem Jahr 2026 dürfen keine neue Ölheizungen mehr eingebaut werden. In unseren Dörfern werden aber noch fast alle Häuser mit Heizöl oder Gas befeuert. Da wollen wir eine Alternative bieten“, sagt Hans-Ulrich Jahn, Bürgermeister in Wiershop.
Grünabfälle könnten die Energie für die Häuser im Herzogtum Lauenburg liefern
Die Quelle für das Heizmaterial ist quasi gleich in der Nachbarschaft zu finden. Denn eingebunden in das regionale Wärmekonzept der vier Gemeinden Kollow, Gülzow, Wiershop und Hamwarde ist die Firma Buhck, die in Wiershop das Abfallwirtschaftszentrum betreibt.
Grünabfälle, die dort angeliefert werden, könnten die Energie für die Beheizung der Häuser liefern. Für Kollows Bürgermeisterin Ines Tretau ist nach der Machbarkeitsstudie klar, dass der Wärmebedarf der vier Dörfer tatsächlich über ihre Grünabfälle gedeckt werden kann.
Betreiber der Anlage würde das Unternehmen GP Joule sein
„Das ist alles aber noch in den Anfängen“, warnt Jahn vor allzu großer Euphorie. Auch sein Gülzower Amtskollege Wolfgang Schmahl will die Machbarkeitsstudie zunächst in der Gemeindevertretung beraten lassen. Schon jetzt ist für ihn klar: „Die Gemeinde kann höchstens Anteile zeichnen, aber nicht Betreiber der Anlage sein.“
Das würde die Firma GP Joule übernehmen, die auch die Machbarkeitsstudie erstellt hat. Dabei handelt es sich um ein börsennotiertes Unternehmen mit Sitz im nordfriesischen Reußenköge, das weltweit Solar- und Windparks, Netze für Fern- und Nahwärme sowie Elektro- oder Wasserstoffmobilitätsprojekte entwickelt, plant, baut und wartet.
15 Prozent der Haushalte nahmen an Machbarkeitsstudie teil
Für die 67.000 Euro teure Machbarkeitsstudie, die zu 75 Prozent von der Aktivregion Sachsenwald/Elbe bezuschusst wurde, hat das Unternehmen die Bürger in den vier Gemeinden, von denen jeweils zwei im Amt Schwarzenbek-Land und dem Amt Hohe Elbgeest liegen, befragt.
Gefragt wurde unter anderem nach der bisherigen Heizart, dem Alter der Heizungsanlage und dem Interesse am Anschluss an ein Wärmenetz. Die Rücklaufquote der Fragebögen liegt zwischen zwölf (Hamwarde) und 22 Prozent (Wiershop). Insgesamt schickten 197 von 1300 Haushalten (15 Prozent) den Fragebogen wieder zurück.
Viele Ölheizungs-Besitzer haben akuten Handlungsbedarf
Anders als von Jahn angenommen sind zumindest bei antwortenden Haushalten die Gasheizungen mit 109 Anlagen (57 Prozent) am meisten verbreitet, 66 (35 Prozent) nutzen Öl, jeweils vier Prozent Holz oder Wärmepumpe. Und immerhin 155 Haushalte (79 Prozent) können sich einen Anschluss ans Wärmenetz vorstellen.
Die Auswertung zeigt, dass viele Ölheizungs-Besitzer Handlungsbedarf haben: 38 Anlagen sind bereits älter als 20 Jahre. Der Betrieb einer Heizung, die älter als 30 Jahre ist, ist laut Gebäudeenergiegesetz bereits jetzt verboten.
Gutachter errechnen günstige Preise für Heizen mit Grünabfällen
In der Studie geht GP Joule davon aus, die Hälfte aller Haushalte anzuschließen: Das wären 368 Haushalte mit einem jährlichen Wärmebedarf von 8601 Megawattstunden. Die Gutachter schlagen den Gemeinden zwei Varianten vor, die aus jeweils einem Kessel zur Verfeuerung der Grünschnittpellets und einem Gaskessel, um Spitzen abzufangen, bestehen, in Variante 2 um ein Blockheizkraftwerk (BHKW) ergänzt.
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Die Investitionskosten für alle vier Gemeinden lägen dann inklusive Wärmenetz, Hausanschlüsse und Planung zwischen 12,37 und 12,73 Millionen Euro. Inklusive Heizmaterial und Verwaltungskosten gehen die Gutachter von einem Endkundenpreis von um die 12 Cent pro Kilowattstunde aus.
Kunden zahlten rund zehn Cent pro Kilowattstunde
Bei einem Anschlusspreis von 10.000 Euro, der vom Hausbesitzer zu zahlen wäre, sinkt der Preis auf knapp unter zehn Cent/kWh. Damit wäre die Anlage konkurrenzlos günstig: Gaskunden zahlen derzeit im günstigsten Tarif 16,92 Cent/kWh zuzüglich Grundentgelt.
Skeptisch sind die Bürgermeister, was die Grünpellets betrifft: Um Grasabfälle zu Pellets zu pressen, müsste eine neue Anlage gebaut werden, damit Rasenschnitt von anderen Grünabfällen getrennt werde. Alternativ könnten auch Holzhackschnitzel aus Baum- und Strauchschnitt verfeuert werden.