Schwarzenbek. Bis Mittags verkaufen die Händler ihre Waren, dann wird eingepackt und nach Hause gefahren. Und was kommt bei ihnen auf den Tisch?

Mit Pech bleibt bei Michael Groth zu Weihnachten die Küche kalt – und das nach einem langen Arbeitstag. „Bei uns gibt es an Heiligabend das, was die Kunden übrig gelassen haben“, sagt der Schlachter aus Schwarzenbek, der regelmäßig mit seinem Verkaufs­wagen auf dem Wochenmarkt steht – auch am Freitag, 24. Dezember.

Wie auch in Geesthacht und Lauenburg haben die Marktbeschicker ihren eigentlichen Markttag vom Sonnabend auf den Freitag vorverlegt. Kunden können so noch an Heiligabend bis spätestens 13 Uhr in den drei Städten frisches Gemüse, Obst, Fleisch, Wurstwaren, aber auch Blumen kaufen.

Wochenmarkt am Freitag in Lauenburg, Schwarzenbek und Geesthacht

„Bei uns gibt's an Weihnachten das, was uns die Kunden übrig lassen“, sagt Metzger Michael Groth: „Am liebsten aber Entenbraten.“
„Bei uns gibt's an Weihnachten das, was uns die Kunden übrig lassen“, sagt Metzger Michael Groth: „Am liebsten aber Entenbraten.“ © Marcus Jürgensen | Marcus Jürgensen

Sofern dann noch genug da ist. „Für Bestellungen ist es jetzt schon zu spät“, sagt Groth, der mit den ­übrigen Marktbeschickern auch am Mittwoch, 22. Dezember, auf dem Ritter-Wulf-Platz steht.

Auch in Lauenburg (Alte Wache) und Geesthacht (Parkplatz Mühlenstraße hinter Nessler) ist in dieser Woche am Freitag von 7 bis 13 Uhr Markttag.

Viele Bestellungen hat auch Heiko Ramdohr bereits für den 24. Dezember entgegen genommen. „Ich weiß aber nicht, ob das ­alles noch auf dem Großmarkt zur Verfügung steht“, beugt der Obst- und Gemüsehändler aus Bardowick Enttäuschungen vor.

Der Arbeitstag beginnt auch am 24. Dezember um 0 Uhr

Und zum geschmorten Rotkohl gehören auf jeden Fall Äpfel der Sorte Boskop, sind sich Monika Clausen, Emilia Krause und Ewa Ramdohr (v.l.) einig.
Und zum geschmorten Rotkohl gehören auf jeden Fall Äpfel der Sorte Boskop, sind sich Monika Clausen, Emilia Krause und Ewa Ramdohr (v.l.) einig. © Marcus Jürgensen | Marcus Jürgensen

Ramdohrs Arbeitstag beginnt am 24. Dezember um 0 Uhr: „Um drei Uhr fahre ich mit dem Verkaufs­anhänger auf den Platz und beginne, die Waren aufzubauen.“

Gegen sechs Uhr kommen dann meist schon die ersten Kunden, obwohl der Markt regulär erst um sieben Uhr öffnet. Wenn um 13 Uhr Schluss ist – Ramdohr: „Wir machen zu, wenn alle Kunden bedient sind“ –, wird eingepackt und dann geht es nach Hause.

Den Baum hat Landwirt Heiko Ramdohr bereits auf der eigenen ­Plantage gefällt, aber das Weihnachts­essen und die Bescherung für die Kinder müssen dann noch vorbereitet werden.

Ramdohr sieht das ganz pragmatisch: „Wenn uns das nicht gefällt, hätten wir uns diesen Beruf nicht aussuchen dürfen. Aber wir haben trotzdem genug Zeit zum Feiern.“

Boskop für den Kohl und Holsteiner Cox für den Bratapfel

In Bardowick gibt es diesmal an Weihnachten Reh mit Apfel­rotkohl: „Da müssen auf jeden Fall Boskop-Äpfel rein, die Gewürz­nelken lassen wir hingegen weg“, so der Marktbeschicker zu den Vorlieben seiner Familie. Dazu gibt es eine Champignonpfanne und den Rehbraten. Das Reh ist das Geschenk eines Jägers, so Ramdohr: „Eine Wiedergutmachung, weil die Rehe es sich auf unseren Gemüsefeldern gütlich getan haben.“

Rotkohl und Boskop, das ist auch für Obstbauer und -händler Bernd Heerens aus Drage die richtige Wahl. „Traditionell nimmt man den Boskop auch für Bratäpfel, wir haben aber festgestellt, dass er im Abgang ein wenig bitter ist und sind daher auf den Holsteiner Cox umgestiegen“, sagt Heerens, dessen Äpfel vom eigenen Hof stammen.

Wer empfindlich auf die Fruchtsäure reagiere, könne auch auf die Apfelsorte Rubinette ausweichen. An Heiligabend müssen Schwarzenbeker Kunden jedoch auf frisches Obst aus regionalem Anbau und hochwertige Walnüsse aus Grenoble in Frankreich verzichten: „An Heiligabend stehen wir nur noch mit unserem großen Verkaufsstand auf dem Geesthachter Wochenmarkt, machen dann bis zum 15. Januar Betriebsferien.

Flower Sprouts: Kleine Kohlröschen sind der neue kulinarische Hit

Carsten (l.) und Bastian Meyer aus Hamburg-Ochsenwerder mit Flower Sprout und Feldsalat. 
Carsten (l.) und Bastian Meyer aus Hamburg-Ochsenwerder mit Flower Sprout und Feldsalat.  © Marcus Jürgensen | Marcus Jürgensen

Ein ganz und gar ungewöhnliches Gemüse haben Carsten und Bastian Meyer aus Hamburg-Ochsenwerder im Angebot: Flower Sprouts.

Das Wintergemüse ist eine relativ neue Kreuzung aus Grün- und Rosenkohl, bei dem nur die kleinen Kohlröschen geerntet werden.

Mit ihrem leicht nussigen Aroma schmecken Flower Sprouts sowohl gekocht als auch gebraten und sogar roh im Salat. Carsten Meyer ist über NDR-Koch Rainer Sass auf die Kohlröschen aufmerksam geworden: „Der hatte sie zu gebratenem Lachsfilet gedünstet.

Eine Kundin hat mir aber schon berichtet, sie habe die Röschen nur in Butter geschwenkt und mit etwas Muskat gewürzt.“

Belana ist die beste Kartoffel für den Salat, sind sich Franz-Erich Piehl, Isolde Piehl und Edmund Buth (v.l.) einig.
Belana ist die beste Kartoffel für den Salat, sind sich Franz-Erich Piehl, Isolde Piehl und Edmund Buth (v.l.) einig. © Marcus Jürgensen | Marcus Jürgensen

Gedünsteter Fisch mit Petersilienkartoffeln und Meerrettich

Von Flower Sprouts hat Kartoffelanbauer Franz-Erich Piehl aus Dalldorf noch nie etwas gehört. Doch dann erinnert er sich: „Die Sendung mit Rainer Sass habe ich auch gesehen, das war interessant.“ Das Kohlgemüse kommt an den Feiertagen bei Piehls dennoch nicht auf den Tisch.

„Bei uns ist das Heiligabend-Menü ganz klassisch. Seit 40 Jahren gibt es Karpfen blau“, sagt Isolde Piehl. Zum gedünsteten Fisch serviert sie Petersilienkartoffeln und Meerrettich.

Die Kartoffeln kommen natürlich vom eigenen Hof. Isolde Piehl bevorzugt die Sorte Belana: „Das ist eine festkochende Kartoffel, die schön gelb ist.“