Bergedorf. Wer auf saisonal und regional steht, der wird auf den Hamburger Märkten fündig. Dort gibt es neben klassischen auch viele alte Sorten.

Grau liegt der Himmel über dem Bergedorfer Wochenmarkt an der Chrysanderstraße. Ein typischer Novembermorgen – umso farbenfroher wirkt das regionale Gemüse auf den Verkaufstischen. Denn obwohl die Temperaturen sinken und der Winter näher rückt: Auch in der dunklen Jahreszeit gibt es auf dem Wochenmarkt saisonale Anbauprodukte aus der Region, die einen gesunde Ernährung unterstützen.

Wer jetzt nicht nur zum altbewährten Grünkohl mit Kohlwurst greifen will, kann den Klassiker neu entdecken – oder mal etwas ganz anderes ausprobieren. Martina Grabsch vom Gemüsehof Grabsch aus Kirchwerder hat da einige Ideen: „Frisch lässt sich Grünkohl gut als Salat verarbeiten, er schmeckt auch toll in Smoothies oder auf französischer Quiche.“

Wintergemüse: Gesunde Ernährung mit Vitaminen

Bei den Kunden sei das vitaminreiche Wintergemüse sehr beliebt: „Auch der rote Grünkohl läuft sehr gut“, verrät Gemüsebauer Peter Meyer vom Gartenbaubetrieb Peter Meyer aus Allermöhe. Die Sorte ist eher unbekannt, es gibt sie nicht an jedem Marktstand. „Die roten Blätter eignen sich für Pesto, als Salat oder können in der Pfanne gedünstet und mit Pasta serviert werden“, meint Meyer. Sie sind etwas weicher als der gewöhnliche Kohl und verlieren ihre rote Farbe meist beim Kochen.

Auch die Schwarzwurzel kommt in vielen Haushalten eher selten auf den Tisch. Meyer kennt das Gemüse als winterlichen Spargelersatz. Schwarzwurzeln könnten geschält und gekocht gut als Beilage mit Sauce Hollandaise serviert werden. „Auch in Bierteig frittiert oder gerieben im grünen Salat schmeckt sie gut .“

Beilage im Winter: Schon Goethe liebte Teltower Rübchen

Beim Gemüsehof Klingwort aus Ochsenwerder liegen kegelförmige, weiße Rüben in einer der Kisten: „Das sind Teltower Rübchen“, weiß Verkäuferin Katja Hoffmann. Die nach der historischen Landschaft in Brandenburg, dem Teltow, benannten Rüben haben eine leichte Schärfe und eignen sich als Beilage.

Auf Märkten sind sie eher selten zu finden – dabei hat Dichter Johann Wolfgang von Goethe sie angeblich geliebt. Und wie werden die Rübchen zubereitet? „In der Pfanne mit Butter und Zucker karamellisieren, dann mit Brühe ablöschen und garen“, so Hoffmann.

Wintergemüse: Steckrübe lockt mit wenig Kalorien pro 100 Gramm

Und wenn es draußen ungemütlich ist, darf auch die heiße Suppe nicht fehlen: Sowohl im Eintopf als auch als gemeinsames Ofengemüse eignen sich Steckrübe, Petersilienwurzel und Pastinake. „Am nächsten Tag können die Reste dann mit Speck aufgebraten werden,“ meint Martina Grabsch.

Bei richtiger Zubereitung ist die Steckrübe außerdem diätfreundlich. Als eine Unterart des Rapses hat sie nur 30 Kalorien pro 100 Gramm und enthält einiges an Vitamin C sowie Calcium und Beta Carotin. Pastinaken empfiehlt Joachim Husen vom Gemüsehof Klingwort außerdem als Karottenersatz: „Sie sind süßlicher im Geschmack.“

Rosenkohl ist typisches Gemüse im Winter

Ebenfalls typisch für die Wintersaison: Rosenkohl. Die einen schwören auf das Gemüse, andere verziehen schon beim Geruch das Gesicht. Auch hier gibt es jedoch Ideen zur Variation: Kurz gekocht passt er zum Beispiel auf selbst gemachte Pizza. Einfach mit Knoblauch, frischem Majoran und Mozzarella auf den Teig mit Tomatensauce legen und ab in den Ofen.

Weniger farbenfroh, aber ebenfalls vielfältig ist Rettich: Neben den erdigen Meerrettichwurzeln liegt auch schwarzer Rettich auf einem der Verkaufstische. „Hustensaft aus schwarzem Rettich ist ein altes Hausmittel“, meint Marktverkäuferin Marianne Husen (Gemüsehof Klingwort). Dafür werden Deckel und Boden der Knolle abgeschnitten, und sie wird in der Mitte ausgehöhlt.

Der Rettich kommt in ein Sieb über einen Auffangbehälter und wird bis oben hin mit Kandis­zucker gefüllt. Dann wird ein Teelöffel Honig darüber gegeben. Nun heißt es: Warten bis der Saft austritt. Dieser Prozess dauert einige Stunden oder sogar Tage. Wer anstatt Medizin lieber ein schmackhaftes Gericht zaubern will, kann sowohl schwarzen Rettich als auch Meerrettich zu einem Salat mit Apfel und Honig verarbeiten.