Aumühle. Im Dezember drohte der Anlage für betagte Vierbeiner wegen hoher Kosten noch das Aus. Was sich seitdem alles getan hat, ist enorm.

Martina Schooff ist nicht mehr allein. Seit dieser Woche steht der Betreiberin des Pferdegnadenhofs Friedrichsruh ein Förderverein zur Seite. Noch im Dezember war sie völlig verzweifelt, wusste weder ein noch aus: Ihre Einnahmen durch den Crêpe-Verkauf auf Reitturnieren und Weihnachtsmärkten an den Wochenenden, mit denen sie ihren Pferde-Senioren den Lebensabend finanzierte, waren durch die Pandemie weggebrochen.

Allein mit ihrem Teilzeitjob als Sekretärin aber konnte sie den Lebensunterhalt für 38 Pferde nicht aufbringen. Sie stand sowohl bei der Tierärztin, beim Schmied als auch beim Holzhandel hoch in der ­Kreide. „Manchmal habe ich meine Miete nicht bezahlt, damit ich Heu für die Pferde kaufen konnte“, erzählt sie: „Ich habe nur noch ­geweint.“

Große Hilfs- und Spendenbereitschaft: Pferdegnadenhof gerettet

Ein Spendenaufruf ihrer Freundinnen und ein Artikel in unserer Zeitung brachten schließlich die Wende, das öffentliche Interesse stieg, weitere Artikel und Fernsehbeiträge folgten. Ihr Telefon stand nicht mehr still und sie schaffte es kaum, E-Mails zu beantworten.

„Seitdem ist viel passiert“, bestätigt Martina Schooff. Noch immer überwältigt sie die Hilfsbereitschaft fremder Menschen, die ihr Futter, Geld und Gutscheine auf den Hof brachten. „Es ist so viel mehr passiert, als dass sich die Futterkammer gefüllt hat. Die Menschen sind einfach großartig. Ihnen will ich einfach einmal herzlich Danke sagen.“

Der Pferdegnadenhof Friedrichsruh: Martina Schooff (mit dem „E“), ihre Helfer und ihre Vierbeiner sagen „Danke“ für die Unterstützung.
Der Pferdegnadenhof Friedrichsruh: Martina Schooff (mit dem „E“), ihre Helfer und ihre Vierbeiner sagen „Danke“ für die Unterstützung. © Tamm | Unbekannt

30 Paten unterstützen aktuell mit 20 bis 75 Euro monatlich

Zu ihnen zählt beispielsweise die katholische Kirchengemeinde aus Reinbek, die eine Summe gespendet hat. „Wir haben unsere Spende vor Weihnachten vorbeigebracht, weil wir glauben, dass dies hier eine gute Sache ist“, sagt auch Lydia Riebesehl, die gerade mit ihrer Tochter Linn (11) eine Besichtigungstour durch Martina Schooff auf dem Hof erhält. Sie hatten den Spendenaufruf in der Zeitung gelesen. Die Elfjährige überlegt nun, ob sie ab und zu zum Helfen kommen möchte.

Heute unterstützen die Tierschützerin etwa 30 Paten mit monatlich 20 bis 75 Euro. Die Futterkammer ist voll, eine Landschafts- und Gartenbaufirma hat eine Drainage in der Koppel verlegt. „Seitdem ist es hier deutlich trockener“, erzählt die Friedrichsruherin.

Neu ist auch der Förderverein, nun sind Spendenquittungen möglich

Die Bergedorfer Webdesignfirma GSD hat ihr unter www.pferdegnadenhof.de eine professionelle Internetseite spendiert. Der Anwalt Stefan Habert hat quasi sein Wissen gespendet und Martina Schooff dabei geholfen, den Förderverein zu gründen. „Jetzt können wir am Jahresende auch Spendenquittungen ausstellen“, sagt die 53-Jährige erleichtert. „Und die Versorgung der Pferde aufrechterhalten.“

Das Interesse an Martina Schooff und ihren Schützlingen ist ungebrochen. Gerade sind zwei neue Bewohner hinzugekommen: Der Haflinger Arthur mit Schlappohren und einer Beinverletzung sowie Schoki, erst neun Monate alt. Beide sind noch sehr jung und viele fragen sich, wie sie auf einen Gnadenhof kommen. Beide hat Martina Schooff vor dem Abdecker gerettet.

Züchter verfahren mit Fohlen ähnlich wie die „Welpen-Mafia“

„Arthur hat einen Knorpeldefekt, daher hat er die hängenden Ohren“, erläutert sie. Sein Züchter habe Angst gehabt, dass dies das Image seines Zuchthengstes beschädige und wollte ihn daher vom Hof haben. Und das Stutfohlen Schoki, vermutlich ein Welsh-Mix, stammt von einem Fohlen-Vermehrer.

Ähnlich wie bei der „Welpen-Mafia“ setzen diese auf den Niedlichkeitsfaktor und produzieren ohne Rücksicht auf Verluste Fohlen, um sie unerfahrenen Pferdeliebhabern unterzujubeln. Für Schoki hatte sich in der vergangenen Saison kein Käufer gefunden. „Ihr Eigentümer sagte nur, sie müsse weg, um den diesjährigen Fohlen Platz zu machen“, erzählt Schooff. Das brach ihr fast das Herz. Jetzt haben beide auf dem Pferdegnadenhof ein sicheres Zuhause gefunden.

Zwei Tiere sind gestorben, „sie sind über die Regenbogenbrücke“

Allerdings sind auch diese Neuzugänge mit weiteren Tierarztkosten verbunden: Jedes Fohlen benötigt eine medizinische Versorgung und Arthur muss gelegt, das heißt kastriert, werden.

Von zwei Vierbeinern musste die Friedrichsruherin dagegen Abschied nehmen: Ihr Schäferhund und Pitalla, das Pferd unserer ersten Berichterstattung, sind altersbedingt gestorben. „Sie sind über die Regenbogenbrücke gegangen“, sagt Martina Schooff. „Aber ich weiß, dass sie es an ihren letzten Tagen hier auf dem Hof gut hatten.“

Weitere Spenden oder auch Lkw-Fahrten sind willkommen

Damit es auch den anderen 37 Pferden bei ihr gut geht, sind sie und ihre Helfer voller Tatkraft. „Wir wollen die maroden Unterstände abreißen und neue bauen“, erzählt sie. Gerade hat sie für 1500 Euro gebrauchte Fallschutzmatten gekauft und mit einigen Helfern aus Henstedt-Ulzburg abgeholt. „Die sind super, ideal für ältere Pferde mit Gelenkproblemen“, weiß sie. Sie seien weich, elastisch und weil sie Wärme speichern, lägen die Pferde gern darauf. „Und noch dazu lassen sie sich leicht sauberhalten und wir sparen Einstreu.“

Und am liebsten würde sie noch Sand auf der Koppel ausbringen. „Das wäre gut für die alten Hufe, dann hätten wir keine Erkrankungen mehr“, sagt Schooff. Spenden, beispielsweise auch Lkw-Fahrten, sind willkommen. Wer helfen will, erreicht Martina Schooff unter 0172/45 21 49 5 oder per E-Mail an info@pferdegnadenhof.de.