Aumühle. Scheidungskind Pitalla, Mobbingopfer Louissa oder das Ex-Turnierpony Cheyenne mit Allergie – Schützlinge auf Gnadenhof brauchen Hilfe.

Sie kennt jedes einzelne Schicksal, das hinter den Namen ihrer Schützlinge steckt: Ob das Scheidungskind Pitalla (29), das Mobbingopfer Louissa (23), das ausgediente Turnierpony Cheyenne (19) mit Allergie oder der aussortierte Zuchthengst Shetty Rainbow (25) – sie alle haben ihre Leidensgeschichten, sind auf Martina Schooffs privaten Gnadenhof wieder auf die Füße gekommen. Viele, denen der Tierarzt nur noch ein halbes Jahr gegeben hatte, haben Martina Schooff eines Besseren belehrt: Dank ihrer guten Pflege und dem freien Herdenleben auf den Weiden Friedrichsruhs haben viele ein hohes Alter erreicht.

Bisher wurde Gnadenhof durch Nebengeschäft finanziert

„Auf unserer ,magischen Weide’ hinter dem Kletterpark stehen unsere ältesten“, erzählt die 52-Jährige, die ihren Hof 1985 gegründet hat. „Arousha ist mit 35 Jahre die älteste. Bisher habe ich das immer alles allein geschafft“, sagt sie leise. Doch jetzt bereitet ihr die Corona-Pandemie ernsthafte Sorgen. Denn die hauptberufliche Sekretärin finanziert den Gnadenhof mit 28 Pferden und Ponys, sieben Katzen und zwei Hunden über ihr Nebengeschäft: An den Wochenenden verkauft sie Crêpes auf Turnieren und Weihnachtsmärkten. Das ist durch die Pandemie alles weggebrochen.

Louissa (23) ist ein Mobbingopfer: In ihrer alten Herde stand sie nur noch isoliert und teilnahmslos in einer Ecke. Heute geht es ihr gut.
Louissa (23) ist ein Mobbingopfer: In ihrer alten Herde stand sie nur noch isoliert und teilnahmslos in einer Ecke. Heute geht es ihr gut. © Susanne Tamm

„Mir fehlt dieses Jahr ein Umsatz von 60.000 Euro“, erzählt die Tierfreundin. Weil sie lieber Heu für ihre Pferde gekauft hat, konnte sie bereits vier Monate ihre Miete nicht zahlen und hat auch bei der Tierärztin Außenstände von 9000 Euro. „Als ich gemerkt habe, dass ich nicht mehr zurechtkomme, habe ich erst mal drei Tage durchgeheult“, gesteht die 52-Jährige.

Die Tierfreundin weiß: So kann es nicht weitergehen

Doch dann haben ihre Freundinnen ihr geholfen, mit ihr ein Faltblatt entworfen, mit dem sie um Spenden bittet. Sie hat es an den Zäunen der Koppel auf dem Weg zum Schmetterlingsgarten gehängt, der Aufruf hat sich via Facebook verbreitet. So hat sie bereits viele Futterspenden bekommen, für die sie sehr dankbar ist. „Eine Dame hat eine Wanne voller Äpfel gesammelt und vorbeigebracht“, erzählt sie. Seitdem man ihr den Online-Bezahldienst PayPal eingerichtet habe, bekomme sie auch kleine Einzelspenden. Der Dezember ist erst einmal gesichert. Martina Schooff weiß aber: So geht es nicht weiter.

Denn es ist teuer, den Hof zu unterhalten: 16.900 Euro kosten allein die Heurundballen im Jahr, 4200 Euro die kleineren Heuballen, 1800 das Kraftfutter, 1700 Euro gibt sie für Wurzeln aus, 6900 für den Hufschmied, 3000 bis 5000 Euro für Holz, weil immer mal wieder Zäune erneuert werden müssen. Hinzu komme das Geld für den Tierarzt, für Halfter und Ähnliches. Eigentlich müsste die große Koppel mal trockengelegt werden – momentan ist das zu teuer.

Das hilft: Pflegebeteiligung, Patenschaft, Gutschein, Spende

Stummel Dörte ist ein
Stummel Dörte ist ein "Mitbringsel" ihrer Mutter Dutchy: Die Shetland-Stute war trächtig, als sie auf den Hof kam. © Susanne Tamm

Ihre Idee ist es nun, feste Patenschaften für die einzelnen Pferde- und Ponyrentner anzubieten, damit sie ihnen weiter einen schönen Lebensabend bereiten kann. Wenn sie regelmäßig 20 (für ein Shetlandpony) bis 75 Euro (für ein krankes Pferd, das Medizin bekommt) erhalten würde, wäre viel gewonnen. „Selbstverständlich könne eine Patenschaft auch jeden Monat wieder gekündigt werden“, sagt Schooff.

Im Gegenzug würde sie einmal im Quartal zum Besuchertag einladen, von jedem Patenkind aktuelle Fotos verschicken. Auch eine Pflegebeteiligung für 50 Euro im Monat wäre denkbar: „Denn auch ein altes Pferd möchte beschäftigt, geputzt und geknuddelt werden“, weiß die Friedrichsruherin. Bei der Einrichtung einer Homepage und der Gründung eines Fördervereins bräuchte sie ebenfalls Hilfe.

Schooff steht um vier Uhr auf, um die Pferde zu versorgen

Ihr eigener Tag ist durchgetaktet: Sie steht um 4 Uhr auf, um zuerst die Pferde zu versorgen, dann erst duscht sie, arbeitet von 7 bis 11 Uhr in Hamburg, auf dem Rückweg kauft sie Futter ein, macht Termine, fährt wieder auf den Hof. Bevor es dunkel wird, kommt die letzte Futterrunde. „Dann gehe ich früh ins Bett, weil ich wieder früh raus muss“, erzählt sie. Woher sie die Kraft nimmt? „Ich habe hier so viele schöne Momente. Manchmal sitze ich vor der Koppel, alles ist so ­friedlich, die Sonnenstrahlen brechen durch und die Fuchsfamilie streunt vorbei.“

Jede Hilfe ist willkommen, auch Gutscheine von „Horse Reitsport“ in Wentorf oder Griemhof in Stemwarde. Zu erreichen ist sie über ihre E-Mail martina.schooff@t-online.de oder per WhatsApp unter 0172/452 14 95. „Leider bin ich telefonisch schwer zu erreichen, Friedrichsruh ist ein einziges Funkloch.“

Spendenkonto: Martina Schooff, IBAN: DE72 2005 0550 1394 4265 04, „Hilfsaktion Pferdegnadenhof“