Friedrichsruh. Ehemalige Besitzerin erkennt ihr damaliges Pferd auf Foto wieder. Große Resonanz auf Spendenaufruf für den privaten Gnadenhof.
Martina Schooff kann es kaum fassen: Seit dem 5. Dezember steht ihr Telefon kaum noch still. Alle wollen ihr und ihrem privaten Gnadenhof für alte und kranke Pferde helfen. 28 Schützlinge im Alter von ein bis 35 Jahren betreut sie. Bisher hat sie alles allein mit ihrem Nebengeschäft, dem Verkauf von Crêpes auf Reitturnieren und Weihnachtmärkten, finanziert. Wegen der Pandemie stand jedoch alles vor dem Aus, weil ihre Verkaufsmöglichkeiten wegbrachen. "Jetzt ist die Futterkammer voll", erzählt sie glücklich. "Das hätte ich nie gedacht." Immer wieder stehen Menschen auf dem Hof, 15 bis 20 Patenschaften und drei Pflegebeteiligungen sind als Unterstützung bereits eingegangen. "Es ist einfach schön, wie viele Menschen so ein großes Herz bewiesen haben", stellt die Tierfreundin fest.
Dank unseres Artikels in dieser Zeitung, erstellt ihr eine Firma jetzt eine professionelle Homepage unter www.pferdegnadenhof.de, ein Anwalt hilft ihr dabei die Vereinsgründung vorzubereiten und entwirft die Vereinssatzung. "An einem Sonntag stand plötzlich eine Landschafts- und Gartenbaufirma auf dem Hof: Sie wollen mir meine Koppel trockenlegen", berichtet Martina Schooff begeistert. "Das hätte ich mir in meinen kühnsten Träumen nicht zu hoffen gewagt. Denn das ist für mich wie ein Sechser im Lotto. Da habe ich 20 Jahre Ruhe."
Ehemalige Besitzerin erkennt ihr Westernpferd Tröte wieder
Und unsere Ausgabe vom 5. Dezember sorgte auch bei Westernreiterin Martina Meyer aus der Nähe von Mölln für eine Riesenüberraschung: Sie erkannte auf unserem Titelfoto die Quarter-Horse-Stute Pitalla als ihr früheres Pferd wieder. "Ich war total platt, als ich durch Zufall das Foto sah", erzählt sie gerührt. "Ich habe es gleich an meine Freundin Britta Peters weiter geschickt, die sie damals meist geritten hat. Uns war vor zehn Jahren erzählt worden, sie sei gestorben." Weil der Reiterfunke bei ihr nie so richtig übergesprungen war, hatte die Westernreiterin die Stute nach zwei oder drei Jahren in gute Hände verkauft. Ihre Freundin Britta Peters, die heute in der Nordheide lebt, sagt: "Wir sind aus allen Wolken gefallen, als wir jetzt von Pitalla lasen. Aber dank des Artikels wissen wir, dass es ihr jetzt gut geht." Sie übernimmt jetzt eine Patenschaft für die Stute.
Pitalla, die vor etwa 20 Jahren tatsächlich als "Watch-Me-I'm-collossal" aus den USA importiert worden war, erfreut sich heute mit 29 Jahren bester Gesundheit. "Sie wird noch geritten und hat noch richtig Feuer", berichtet Martina Schooff. "Manchmal sind morgens ihre Hinterbeine ein bisschen angeschwollen. Aber das ist genauso wie bei älteren Menschen auch: Das Bindegewebe wird schwächer und die Schwellung gibt sich im Laufe des Tages wieder."
Stute "Tröte" kam als Trennungskind auf den Gnadenhof in Aumühle
Die Stute kam als Trennungskind auf den Hof. "Sie war so dünn, dass man all ihre Rippen sehen konnte und ihre Hüften eingefallen waren und war sehr zickig", erzählt die 52-Jährige. "Wir haben sie erstmal wieder aufgepäppelt. Seitdem sie nicht mehr so ausgehungert ist und weiß, sie bekommt zu fressen, ist sie auch zu anderen Pferden viel entspannter." Ihre Gier habe ihr allerdings schon so manches Mal eine Schlundverstopfung eingehandelt - und Martina Schooff noch zusätzliche Tierarztkosten.
"Wir haben uns so gefreut, dass es 'Tröte', wie ich sie damals genannt habe, weil sie immer so ein bisschen tippelig und drömelig war, so gut geht", erzählt Martina Meyer. Sie will sie bald in Friedrichsruh besuchen und zwei große Säcke mit Rentnerfutter mitbringen - und Bananen: "Die hat Tröte immer so gern gefressen", erzählt Martina Meyer.
Eine Schweizerin will Trensen nach Friedrichsruh schicken
"Die frisst sie heute noch gern", erzählt Martina Schooff lächelnd. Sie kennt ihre vierbeinigen Schützlinge genau. So wie die 17-jährige Tinker-Stute Barley. Sie heilt gerade eine Trittverletzung aus, kam aber wegen ihrer Mauke, einer Hautkrankheit, von der Tierschutzhilfe Nord auf den Hof. Denn dass die Tiere es in Friedrichsruh gut haben, spricht sich herum. "Die Behandlung der Mauke ist sehr pflegeintensiv", berichtet Martina Schooff. "Als sie zu uns kam, waren ihre Fesseln ganz nackt und wir haben sie jeden Tag eingesalbt." Die Tierschutzhilfe Nord habe dies nicht leisten können. Heute trägt die Scheck-Stute wieder weißen Fesselbehang statt schmerzender Krusten.
Die Friedrichsruher Pferdefreundin freut sich über das große Interesse an ihrem Engagement. Interessenten und Unterstützer erreichen sie unter Telefon 0172/4521495, wenn sie nicht gerade wieder im Funkloch steckt. "Ich weiß gar nicht, wie ich all den Menschen überhaupt danken kann", stellt die 52-Jährige fest. "Eigentlich wollte ich doch nur ein bisschen Futter, damit ich die nächsten vier Monate überstehe. Und jetzt verbreitet sich das so bombastisch!" Eine Schweizerin will ihr jetzt Trensen nach Friedrichsruh schicken, die sie nicht mehr brauche. Den Ansturm empfindet sie als positiven Stress. "Nicht zu vergleichen mit dem Stress Ende November, als ich nicht mehr ein noch aus wusste." Sie ist glücklich und geht voller Hoffnung dem neuen Jahr entgegen.
Wer ebenfalls unterstützen möchte, hier das Spendenkonto: Martina Schooff, IBAN: DE72 2005 0550 1394 4265 04, „Hilfsaktion Pferdegnadenhof".