Wohltorf. Daniel Bergmann fährt einen Harvester. Das Gerät schafft in Sekunden so viel wie Waldarbeiter in Stunden. Wie er zum Titel kam.

Nach den extremen Stürmen im Februar werden im Sachsenwald die enormen Schäden mit schwerem Gerät beseitigt. Rund 35.000 Festmeter Holz sind betroffen, schätzt Daniel Bergmann. Er fährt ein großes Holzerntegerät, einen sogenannten Harvester. „In vier Wochen habe ich mehr als 5000 Festmeter Holz gemacht“, sagt der 28-Jährige. Weltmeister ist er auch, allerdings mit dem Forwarder, einer anderen Maschine. Doch das ist eine andere Geschichte, dazu später mehr.

Die Arbeitstage im Sachsenwald sind lang und hart. Daniel Bergmanns Arbeitsplatz ist hochtechnisch und gemütlich zugleich. Die Fahrerkabine des Harvesters ist voll klimatisiert, der Sitz hat eine Sitzheizung, die Kanzel ist sogar mit Teppich ausgelegt, und auch ein Kühlschrank fehlt nicht. Bewegt wird die Maschine mit zwei kleinen Hebeln. „Ich habe neben jeder Hand 17 Tasten, und der Kran wird mit dem Handgelenk bewegt“, erklärt Bergmann. Die Arbeit ist eine motorische Herausforderung und erfordert viel Konzentration.

Sturmschäden im Sachsenwald: Aggregat macht aus Fallholz Kleinholz

Vorn am Harvester ist ein eindrucksvolles Werkzeug befestigt: das Aggregat. „Damit wird der Baum gegriffen, mit einer Kettensäge zu Fall gebracht und anschließend entastet, computergenau vermessen und auf Länge gesägt“, erklärt Daniel Bergmann. Die jeweiligen Stammlängen werden von den Kunden vorgegeben, an die das Holz geliefert wird.

Es ist absolute Präzisionsarbeit: Der Fahrer muss zunächst beurteilen, in welche Richtung der Baum fallen wird, dann greift er den Stamm. In nur 20 bis 30 Sekunden ist eine 20 Meter hohe Fichte umgelegt, entastet und auf Maß geschnitten. Für diese Arbeit haben früher mehrere Waldarbeiter Stunden gebraucht, heute werden die Bäume im Minutentakt geerntet. Äste und Kronen bleiben liegen und werden vom Harvester platt gefahren, damit nachfolgende Fahrzeuge eine Fahrspur haben und der Waldboden unter den Schwergewichten nicht zu sehr leidet.

Vater von Daniel Bergmann führte schon Forstmaschinen

Aufgewachsen im Sachsenwald, hat Daniel Bergmann seinen Vater Thomas Bergmann, ein Forstmaschinenführer, von Kindesbeinen an begleitet. Heute schult sein Vater im eigenen Unternehmen Forstmaschinenführer. Seit zwölf Jahren ist Daniel Bergmann bei der Firma Waldkontor angestellt und hat sich auf die schweren Holzerntemaschinen spezialisiert. „Ich mache eine Arbeit, die nicht jeder macht“, beschreibt Daniel Bergmann seinen Traumjob. Eine Tätigkeit im Büro könnte sich er sich nicht vorstellen. „Ich brauche den Wald, die Technik und große Maschinen“, sagt er.

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Der Harvester der Marke Ponsse Bear aus Finnland ist mit seinen 25 Tonnen ein echtes Schwergewicht. „Er gehört zu den größten Harvestern der Welt“, erklärt der Forstmaschinenführer stolz. Es sei das perfekte Gerät für das starke Fichtenholz im Sachsenwald.

Holz muss schnell raus aus dem Sachsenwald

„Jetzt ist die Hauptsaison, denn das Holz muss schnell aus dem Wald entfernt werden, damit der Borkenkäfer keine Chance hat, sich auszubreiten“, erklärt er. Wenn der Schädling seine Eier in den liegenden Bäumen ablegt, wären nach vier bis sechs Wochen auch die gesunden Bäume befallen. Dann könnte es im Sachsenwald bald ähnlich aussehen wie im Harz. „Ich habe 18 Monate lang im Harz gearbeitet“, sagt Bergmann, „Dort sind alle Fichten abgestorben.“

Daniel Bergmann liebt seinen Job. Es ist eine Mischung aus Naturverbundenheit und Technikbegeisterung, die ihn antreibt. Um seine berufliche Zukunft muss er sich keine Sorgen machen: Gute Fahrer werden in der Forstwirtschaft immer gesucht. Und Daniel Bergmann ist nicht nur ein guter Fahrer, sondern wie gesagt Weltmeister: Er hat 2017 in Schweden einen internationalen Wettbewerb im Forwarderfahren für sich entschieden.

Sturmschäden: Mit dem Forwarder wird das Holz gerückt

Forwarder – klingt auch interessant. Mit dem Forwarder wird das geerntete Holz aus dem Bestand gerückt, aufgeladen und abtransportiert. „Je zwei Teilnehmer aus 15 Ländern sind gegeneinander angetreten“, erinnert sich Bergmann an die Weltmeisterschaft. Die Disziplinen waren unter anderem das Aufladen von Stämmen, eine Präzisionsprüfung, bei der Stammabschnitte durch Tore gezogen werden mussten, und ein Turmbau.

Türme bauen muss Daniel Bergmann dieser Tage nicht im Sachsenwald. Die Kettensäge kreischt auf, Späne fliegen durch die Luft. Wieder ein Baum weg. Der Weltmeister räumt auf im Wald.