Geesthacht. Grundsätzlich wird der Plan eines Radwegenetzes positiv gesehen. Doch die Streckenführung bereitet Kopfzerbrechen.
Eine Gruppe von rund 30 Radfahrern steht auf der Einfahrt in den Escheburger Radelsweg. Als diese die Zufahrtsstraße zur Reitanlage Pfeiffer nach dem Geschmack einer Autofahrerin nicht schnell genug freimachen, reagiert diese merklich ungehalten.
Die Probleme, die es entlang der laut Machbarkeitsstudie präferierten Trasse des Radschnellwegs von Geesthacht über Bergedorf in die Hamburger Innenstadt gibt, bekamen die Teilnehmer einer Info-Radtour entlang der Strecke am eigenen Leib zu spüren.
8,5 Kilometer der Strecke liegen im Kreis Herzogtum Lauenburg
Mehrfach begegneten in diesem Abschnitt Autos, Trecker oder Reiter mit Pferd den Weg der prominent besetzten Radgruppe. Es fuhren mit: Christoph Mager, Landrat des Kreis Herzogtum Lauenburg, Christina Lehmann, Amtsdirektorin im Amt Hohe Elbgeest, die Bürgermeister von Geesthacht (Olaf Schulze), Escheburg (Frank Krause) und Börnsen (Klaus Tormählen) sowie mehrere Lokalpolitiker verschiedener Parteien sowie interessierte Bürger.
Sie alle wollten sich vor Ort ein Bild machen, wie und wo die rund 8,5 Kilometer auf Gebiet des Kreis Herzogtum Lauenburg verlaufen sollen. Die Planer des Kreises bevorzugen einen Verlauf weitestgehend entlang der Eisenbahnstrecke nach Bergedorf. Dort gibt es teilweise Wirtschaftswege wie den Radelsweg, die genutzt werden sollen.
8,5 Kilometer der Strecke führen durch den Kreis Herzogtum Lauenburg
„Wir haben hier Wohngebiete. Die Durchgangsstraße nach Voßmoor kreuzt. Wir planen hier seit Jahren die neue Feuerwache. Land- und Pferdewirte nutzen den Weg auch“, zählt Frank Krause seine Bedenken auf. In Börnsen nutzt eine Firma das Areal an der Bahn. In Geesthacht ginge es über einen Privatweg.
Krause und Tormählen, beide Mitglieder der Grünen, haben mit ihrer Kreistagsfraktion eine Alternativ-Route südlich entlang der Autobahn 25 ins Spiel gebracht. Die Anbindung der Gemeinden soll über die vier vorhandenen Autobahnquerungen erfolgen. „Die Strecke ist für alle gedacht. An der Autobahn ist das ein bisschen einsam. Würden Sie ihre Tochter dort mit dem Rad zum Reiten fahren lassen?“, fragte Heike Alsleben vom zuständigen Fachdienst des Kreises.
Gegenseitige Rücksichtnahme aller Verkehrsteilnehmer notwendig
Ohnehin müssten Nutzer Rücksicht nehmen. Miriam Pfeiffer vom Pferdehof Pfeiffer, die ein Pferd auf die Weide führte, sagte: „Die goldene Reiterregel ist, Schritt zu gehen, wenn Begegnungsverkehr kommt. Ich würde mir von Radfahrern wünschen, dass sie abbremsen, wenn sie Pferden begegnen.“
Vier Meter breit sollen die Radschnellwege in der Regel werden. In der Metropolregion sind neun in die Hansestadt führende Routen geplant. Ohne weitgehenden Autoverkehr ließe sich die Zeit, die von Geesthacht nach Bergedorf auf dem Rad benötigt wird, von 40 auf 25 bis 30 Minuten verkürzen, schätzt der ADFC.
Von der Vorstellung einer Radautobahn lösen
Aber, so Heike Alsleben: „Sie müssen sich von der Vorstellung einer sogenannten Radautobahn lösen. Radfahrer sollen hier schneller vorankommen, aber der Weg soll für alle sein.“ Sollten jedoch nicht alle geforderten Standards eingehalten werden, ist offen, ob auch alle Fördermittel ausgeschöpft werden können.
Bislang werden die Kosten auf rund 11,75 Millionen Euro beziffert. „Auch die Frage des Unterhalts ist nicht geklärt“, gab Krause zu Bedenken. Trotzdem resümierte Heike Alsleben: „Ich sehe keine Schwierigkeiten, die so groß sind, dass wir nicht bauen können. Das sind normale Probleme, die beseitigt werden müssen.“ Vielleicht kann diese Probleme ein Trassenbündnis lösen. In der Sitzung des Kreistag am Donnerstag in Ratzeburg beantragen die Fraktionen von CDU und Grünen die Schaffung eines solchen Bündnisses.