Lauenburg. Ein moderner Zweckbau mit einer großzügigen Flaniermeile davor: So war der Edeka geplant. Doch die Realität sieht anders aus.
Rotbrauner Klinker, große Glasflächen und davor ein breiter Weg zum Flanieren: So sah in Lauenburg die Planung für den Edeka-Neubau an der Berliner Straße aus.
Mittlerweile ist der Hochbau fast abgeschlossen. Doch zumindest das Außengelände hat nicht mehr viel mit dem ursprünglichen Plan zu tun: Statt eines breiten Flanierweges gibt es jetzt einen dreigeteilten Bereich von Parkplätzen, einem Weg, Betonelementen und Treppen, die auf einen schmalen weiteren Weg führen, der dann auf Höhe des Neubaus liegt. Spötter sagen bereits „Lauenburger Graben“ dazu.
Neuer Edeka-Markt in Lauenburg halben Meter zu tief geplant
Das Problem: Ein Planungsfehler hat offenbar dazu geführt, dass das Gebäude einen halben Meter unter dem Straßenniveau liegt. Die großzügige Planung des Außengeländes ist damit vom Tisch.
„Ich weiß, dass das Bauamt mit Edeka darum gerungen hat, möglichst Schadensbegrenzung zu betreiben, aber das Ergebnis ist höchst unbefriedigend“, sagt Stadtvertreter André Peylo, der für die SPD im Bauausschuss sitzt.
Von wegen barrierefrei: Behindertenbeauftragter kritisiert Fehlplanung
Tatsächlich gibt es statt einer großzügigen Freifläche vor dem Neubau nun den dreigeteilten Bereich. „Das ist leider nicht nur ein optisches Problem. Für Rollstuhlfahrer und Menschen am Rollator wird es bei dieser Planung nahezu unmöglich, die Geschäfte aufzusuchen“, kritisiert Lauenburgs Behindertenbeauftragter Siegfried Betge.
Zwar sei der schmale Weg mit einer Breite von 1,50 Meter gerade noch normgerecht, aber in diesem Falle müsste alle 15 Meter eine Begegnungsfläche vorgesehen sein, die es Fußgängern ermöglicht, Rollstuhlfahrern Platz zu machen. „So wie es derzeit hier aussieht, ist das nicht vorgesehen“, sagt Betge.
Türen öffnen nach außen – eine Gefahr für Fußgänger?
Was Peylo außerdem Sorgen macht: „Entgegen der ursprünglichen Planung sind hier fünf Türen eingebaut, die wohl nach außen öffnen. Ich kann nur hoffen, dass hier noch eine andere Lösung gefunden wird. Ich wüsste sonst nicht, wie man verhindern will, dass Fußgänger regelmäßig die Tür vor den Kopf bekommen, wenn Kunden die Geschäfte verlassen.“ Er hätte sich gewünscht, dass zumindest der Bauausschuss nach der Fehlplanung in eine mögliche Lösungsfindung einbezogen worden wäre.
Warum es dazu kam, dass der Edeka-Markt künftig nur über Treppen oder eine Rampe zu erreichen ist, bleibt unklar. Edeka selbst äußert sich dazu nicht.
Edeka äußert sich nicht zur Fehlplanung des neuen Marktes
Allerdings gibt es Aufklärung darüber, warum die Bäume abgeholzt wurden, die bis zum Abriss des Postgebäudes hier standen. „Die Bäume werden an der gleichen Stelle gepflanzt, an der sie zuvor auch standen. Nur mit etwas größerem Abstand zum Gebäude“, teilt Edeka-Sprecher Max-Jendrik Sachau auf Nachfrage mit. Die vorhandenen Bäume hätten entfernt werden müssen, weil das Wurzelwerk beschädigt gewesen wäre. Außerdem würde mit der Neupflanzung ein stimmiges Gesamtbild von Gebäude und Straße erzeugt.
An diesem „stimmigen Gesamtbild“ zweifelt Peylo aber. „Wir haben jahrelang auf den Edeka-Neubau gewartet und uns eine Aufwertung des Stadtbildes erhofft. Das Ergebnis ist enttäuschend“, meint er. Siegfried Betge ärgert sich besonders über die Hemmnisse, die mobilitätseingeschränkten Menschen am Edeka-Neubau in den Weg gelegt werden. „Überall in der Stadt versuchen wir Barrieren abzubauen, und an dieser Stelle entstehen neue“, sagt er.
Welche Händler ziehen noch ein? Ein gut gehütetes Geheimnis
Er könne sich nicht vorstellen, dass die künftigen Gewerbemieter mit dem Notbehelf glücklich seien. „Heutzutage will jeder Händler seinen Kunden ein barrierefreies Einkaufen zu ermöglichen“, sagt er. Welche Gewerbemieter in den Neubau einziehen werden, ist derzeit noch ein gutgehütetes Geheimnis von Edeka.
Der alte Markt auf der Rückseite des Neubaus ist mittlerweile abgerissen. Zuletzt hieß es vonseiten des Edeka-Konzerns, dass der Neubau im zweiten Quartal des Jahres eröffnet werde.