Lauenburg. Mehr als 70 Menschen setzen bei der Gedenkfeier auch ein Zeichen gegen Hass und Hetze in der heutigen Zeit.

Mit mahnenden Worten, Posaunenklängen vom Schlossturm herab, Blumen am Gedenkstein auf dem Schlossplatz in Lauenburg und einem Gedicht von Selma Meerbaum-Eisinger, die als 18-Jährige in einem Arbeitslager umkam, haben mehr als 70 Lauenburger am Donnerstagabend, dem internationalen Gedenktag für die Opfer des Holocaust, ein Zeichen gegen das Vergessen gesetzt. Die Stadt und die Initiative „Omas gegen rechts“ hatten dazu aufgerufen.

„Es ist dringend notwendig, dass die Erinnerung an die Naziverbrechen aufrechterhalten wird“, sagte Stadtpräsident Wilhelm Bischoff (FDP). Nur wenn man bereit sei, sich damit auseinanderzusetzen, sei man in der Lage, Anzeichen für aufkeimenden Nationalsozialismus zu erkennen.

Holocaust-Gedenktag: Lauenburger erinnern an die Naziverbrechen

Ursula Martens-Berkenbrink von „Omas gegen rechts“ erinnerte daran, dass aus den Geschehnissen der Vergangenheit eine Verpflichtung und Verantwortung für die Zukunft erwachse. „Nie wieder!“, so laute der Schwur der Überlebenden von Buchenwald. „Aber heute sehen wir uns wieder mit Hass und Hetze konfrontiert, die die Gesellschaft zu spalten drohen“, sagte sie. Ob Flüchtlingskrise, Corona oder Klimanotstand – schwierige Situationen würden von einer Minderheit genutzt, um Zwietracht zu säen und die Legitimation staatlicher Institutionen in Frage zu stellen. „Dagegen wollen wir Haltung zeigen“, so Martens-Berkenbrink.

Kritik an politischen Entscheidungen sei in einer Demokratie notwendig, um Willkür und Machtmissbrauch zu verhindern. Aber Hetze sei kein Argument und Hass keine Basis für Diskussion. Stadtjugendpflegerin Friederike Betge las das Gedicht „Müdes Lied“ von Selma Meerbaum-Eisinger. Die Poetin wurde 1942 mit ihrer Familie in ein Arbeitslager deportiert, wo sie im Alter von 18 Jahren starb. 57 Gedichte schrieb sie mit Bleistift in ein Album, das erhalten blieb. Am Schluss legten die Teilnehmer Blumen am Gedenkstein nieder.