Fehmarn/ Hamburg. Das erratische Fahrverhalten der Yacht alarmierte Besatzung eines Fischkutters. Zunächst war nicht einmal ein Funkkontakt möglich.
Nachts allein in der Ostsee dümpelnd auf einem kaputten Schiff – das kann brandgefährlich werden. Doch die nächtliche Rettungsaktion ging glimpflich aus. Und bedanken kann sich die zweiköpfige Crew einer havarierten, vor Fehmarn treibenden Segelyacht vor allem bei der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS).
Gegen 3.30 Uhr in der Nacht zum Sonnabend (7. Dezember) hatte die Besatzung eines Fischkutters die Rettungsleitstelle See in Bremen angefunkt: Etwa neun Seemeilen nordwestlich von Fehmarn habe sie eine Segelyacht mit „untypischem Fahrverhalten“ gesichtet. Die Crew der Yacht habe aber nicht auf Kontaktversuche per Funk reagiert.
Crew von havarierter Yacht gerettet – Skipper verletzt
Wie die DGzRS weiter berichtet, sei daraufhin das Schiff „Bamberg“ der Bundespolizei zur Position der etwa zehn Meter langen Yacht gefahren. Vier Beamte gingen an Bord. Wie sich herausstellte, war die havarierte Yacht durch eine Leine im Propeller manövrierunfähig – und dann war auch noch der Funk ausgefallen. „Deshalb konnte sich die zweiköpfige Crew nicht bemerkbar machen. Zudem litt der Skipper unter einer Fußverletzung“, sagte DGzRS-Sprecher Patrick Testa-Kreitz. Mit der Havarie stünde die Verletzung aber mutmaßlich in keinem Zusammenhang, so Testa-Kreitz auf Abendblatt-Anfrage.
Die beiden Seenotrettungsboote „Heiligenhafen“ und „Romy Frank“ seien gegen 5.30 Uhr zur havarierten Yacht beordert worden und kurz darauf von ihren Stationen Heiligenhafen und Fehmarn ausgelaufen. Die Segelyacht sei in Schlepp genommen worden, so Testa-Kreitz weiter. Gegen 9.30 Uhr sei der Schleppverband sicher in Heiligenhafen eingetroffen.
Auch Geiger der Rockband Santiano war schon in Seenot
Jahr für Jahr sind die spendenfinanzierten Seenotretter rund 2000-mal auf Nord- und Ostsee im Einsatz. Die meisten der rund 1000 Seenotretter haben sich freiwillig verpflichtet. 2023 haben sie in 1938 Einsätzen 3532 Menschen gerettet. Längst nicht immer verlaufen die Rettungsaktionen der DGzRS allerdings so unkompliziert wie die jetzige bei Fehmarn. So rückte der Seenotrettungskreuzer „Fritz Knack“ erst am vergangenen Mittwoch (4. Dezember) zu einem brennenden Fischkutter vor der dänischen Insel Ærø aus, um die dänische Marine bei der Brandbekämpfung und der Bergung zu unterstützen.
Nach Angaben der DGzRS, die zwischen Borkum und der Pommerschen Bucht rund 60 Rettungseinheiten auf 55 Stationen unterhält, wurden im Vorjahr 505 Menschen aus Seenot gerettet oder aus drohenden Gefahren auf See befreit. Wie es sich anfühlt, dermaßen in der Klemme zu stecken und um sein Leben bangen zu müssen, hat auch Peter Sage am eigenen Leib erfahren.
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Der Geiger der norddeutschen Rockband Santiano und seine Ehefrau Ines wurden nach dem Untergang ihrer Yacht im März 2023 bei Heiligenhafen von der DGzRS aus höchster Seenot gerettet. Tief ergriffen und dankbar heuerte Sage Anfang 2024 als Botschafter bei den Seenotrettern an. Im Frühsommer dieses Jahres schließlich würdigte Santiano ihr Engagement mit einem eigenen Song, dem Benefiz-Lied „Retter in der Not“.