Kiel. Schleswig-Holstein will 2036 oder 2040 dabei sein. Sportbund entscheidet Anfang 2025 über Kandidatur. Konkurrenzkampf mit Warnemünde.
Schleswig-Holstein bewirbt sich um die Ausrichtung der olympischen und paralympischen Segel- und Küstenruderwettbewerbe und des Freiwasserschwimmens bei möglichen deutschen Spielen 2036 oder 2040. Anfang des kommenden Jahres will der nationale Olympische Sportbund festlegen, mit welchen Städten und Konzepten sich Deutschland nach den zuletzt im Vorfeld gescheiterten Bewerbungen von Hamburg (2015) und Rhein/Ruhr (2021) ins Rennen gehen wird. Bei den Segelwettbewerben konkurriert Kiel mit Warnemünde.
Hürde Nummer eins für die ersten Olympischen Spiele in Deutschland seit 1972 ist seit diesem Sommer genommen. Im Juli hat die Ampelkoalition beschlossen, eine erneute Bewerbung zu unterstützen. Die Bundesregierung favorisiert das Jahr 2040. Das wären 50 Jahre nach der deutschen Einheit. Olympische Spiele 2036 in Deutschland wären hingegen erst einmal negativ besetzt: 100 Jahre nach den von den Nationalsozialisten inszenierten Spielen von Berlin 1936. „Wir wollen Olympia in Deutschland verbinden mit 50 Jahren deutscher Einheit. Die Bundesregierung steht geschlossen hinter einer deutschen Bewerbung für die Olympischen und Paralympischen Spiele 2040“, so Bundesinnenministerin Nancy Faeser.
Olympische Spiele in Schleswig-Holstein? Kiel bewirbt sich um Segeln und Rudern
München, die Rhein/Ruhr-Region, Berlin und Hamburg haben Interesse, die Spiele auszurichten. Geht es nach Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher, bewirbt sich die Stadt gemeinsam mit der Hauptstadt als Austragungsort. An diesem Donnerstag diskutierten 50 Vertreter von Sport, Politik und Gesellschaft auf Einladung der Alexander Otto Sportstiftung in der Hamburger Handelskammer mit DOSB-Präsident Thomas Weikert eine mögliche Olympiabewerbung.
Einen Tag zuvor hatte Tschentscher beim Empfang für vier Hamburger Olympioniken die Überlegungen skizziert. Danach könnten gemeinsame Olympische Spiele, ausgerichtet von den „bildstarken Städten“ Hamburg und Berlin, eine „Art Abschluss des deutschen Vereinigungsprozesses“ darstellen. Damit würden nicht nur die beiden größten deutschen Städte aufgewertet, sondern auch die Region zwischen ihnen. Sollte das IOC nur ein olympisches Dorf trotz der zwei Austragungsorte zulassen, könnte das auf halber Strecke bei Wittenberge entstehen – und damit der ganzen Region einen Schub versetzen.
Kiel ist zuletzt bei zwei Bewerbungen gescheitert
Die schleswig-holsteinische Bewerbung als Ausrichter der maritimen Wettbewerbe ist nicht an die Stadt gekoppelt, mit der Deutschland als Hauptstandort an den Start gehen wird. Man habe keinen Favoriten, sagte der Kieler Oberbürgermeister Ulf Kämpfer am Donnerstag bei der Vorstellung der Bewerbung. Die Stadt hatte sich zuletzt mit Hamburg und mit Rhein/Ruhr zweimal erfolglos bemüht, olympische Spielstätte zu werden.
Landesregierung, Landtag und die Stadt Kiel stehen hinter der erneuten Olympiabewerbung Kiels für Segeln und weitere Sportarten. Nur: Kiel hat starke Konkurrenz. Zuletzt scheint, wenn es beim DOSB um ein olympisches Segelrevier ging, Warnemünde höher gehandelt worden zu sein. Mit der geschlossen verkündeten Bewerbung versucht Schleswig-Holstein, Boden beim DOSB gutzumachen.
Kitesurfen vor Laboe und Strande?
Das Segelrevier in Kiel habe weltweites Renommee, warb Kämpfer. Man könne nachhaltige olympische Segelwettbewerbe quasi aus dem Stand ausrichten, sagte der SPD-Politiker. Temporäre Sportstätten in Kiel zu schaffen und vorhandene auszubauen, sei kein Problem. Ein neues olympisches Dorf im Norden Schilksees könnte später als Sozialwohnungsquartier genutzt werden. Als Standort für Kitesurfen brachte Kämpfer Laboe und Strande ins Gespräch. Was das alles kosten solle, blieb er schuldig.
„Wir können das“, warben auch Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack und Landtagspräsidentin Kristina Herbst. Stadt und Land verweisen auf die Kieler Woche (mit dreieinhalb Millionen Besuchern) oder internationale Segelsportevents wie das Ocean Race. Die Kieler Förde und die Ostsee böten ideale Bedingungen für faire und spannende Segelwettbewerbe, so die Innenministerin. „Kiel hat eine jahrhundertelange Tradition des Segelns, die tief in der Identität der Menschen verankert ist“, sagte Sportministerin Sütterlin-Waack.
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Für sie ist klar: Olympische Spiele in Kiel müssen nachhaltig sein. „Unsere Bewerbung verpflichtet sich zu klimaschonenden und nachhaltigen Spielen: Angefangen bei der Nutzung erneuerbarer Energien bis hin zu Unterkünften für die Sportler.“ Kiels Oberbürgermeister Kämpfer schwärmte bei der Vorstellung der Pläne von den jüngsten Sommerspielen. ,,Paris war ein demokratisches und stimmungsvolles Sportfest der Superlative, das gezeigt hat: Olympische Spitzenleistungen und ein nachhaltiges Veranstaltungskonzept schließen sich nicht aus“, so Kämpfer. Frankreich habe verstärkt auf erneuerbare Energien, nachhaltiges Bauen, Kreislaufwirtschaft und umweltfreundliche Mobilität gesetzt und sei damit Vorbild für eine deutsche Bewerbung.