Missunde. Der Betreiber der Fähre beschwert sich über viele Ausfälle. Er will den Schaden kompensiert haben. Wer noch gegen das neue Schiff ist.
Der Streit um die Schleifähre „Missunde“ geht in die nächste Runde. Nachdem bekannt wurde, dass das Land Schleswig-Holstein die alte Fähre für viel Geld zurückkaufen musste (das Abendblatt berichtete), um den Verkehr auf der Schlei sicherzustellen, hat nun der Betreiber angekündigt, Schadenersatz vom Land zu fordern. „Ich habe mehrfach wochenlang den Fährverkehr einstellen müssen“, sagt Rüdiger Jöns dem Hamburger Abendblatt. „Den finanziellen Schaden möchte ich ausgeglichen bekommen.“
Jöns berichtet, dass er beispielsweise statt geplanter acht Wochen nun 16 Wochen nicht über die Schlei habe fahren können. Dazu sei die Verzögerung ihm nicht rechtzeitig angekündigt worden. „Ich bin vollkommen in die Personalfalle reingetappt“, so Jöns. Mehr als 70.000 Euro Personalkosten habe er in der Zeit gehabt, „die möchte ich kompensiert erhalten.“ Bisher habe er keine Reaktion auf seine Forderung bekommen, so Jöns. „Ich habe das Gefühl, die Fronten verhärten sich.“
Ostsee: Nach Posse um Schleifähre – Betreiber verlangt Schadenersatz
Zum Hintergrund: Schleswig-Holstein hatte bereits vor Jahren entschieden, die alte dieselbetriebene „Missunde II“ durch ein neues größeres Schiff mit Solarantrieb zu ersetzen. Die „Missunde III“ wurde deshalb für 3,3 Millionen Euro in Sachsen-Anhalt gebaut und Ende des vergangenen Jahres an die Schlei gebracht.
Die neue Fähre ist allerdings nicht geeignet für den Betrieb auf der Schlei. Bei stärkeren Winden und Strömungen lässt sie sich nicht sicher an den Anleger manövrieren. Schnell wurde klar, dass das Schiff umgebaut werden muss. Die Idee ist, unter anderem zwei sogenannte Bugstrahlruder einzubauen, damit sich das Schiff besser manövrieren lässt.
Das Land hat für 100.000 Euro die alte Fähre zurückgekauft
Weil das aber dauert, sieht sich das Land Schleswig-Holstein gezwungen, die alte Fähre, die „Missunde II“, weiterzubetreiben. Die war inzwischen allerdings für 17.000 Euro plus Mehrwertsteuer an einen dänischen Unternehmer verkauft worden, nun hat man sie für etwa das Fünffache, genauer gesagt für 100.000 Euro, zurückgekauft.
Fährbetreiber Jöns plädiert nun im Abendblatt dafür, den Tausch von der alten Fähre „Missunde II“ auf die neue elektrisch betriebene „Missunde III“ sorgfältig zu planen und umzusetzen. „Wir haben gerade das Problem, dass die Brücke Lindaunis teilweise gesperrt ist für einen Neubau. Die Fähre in Arnis fährt noch nicht wieder. Da brauchen wir hier in Missunde eine zuverlässige Querung.“
Betreiber Jöns ist nicht überzeugt von der neuen „Missunde III“
Den Neubau der Fähre sieht er durchaus kritisch. „Egal, was jetzt noch angepasst wird – ich denke: Bei sechs bis sieben Windstärken werden wir sie nicht mehr fahren können“, sagt der Fährmann. Der Rumpf sei schlicht zu groß und damit zu anfällig für Wind und Strömung. „Dass man das nicht von vorneherein berechnet hat, verstehe ich nicht.“
Auch der Bürgermeister der Gemeinde Brodersby-Goltoft, Joschka Buhmann, spricht sich gegen den Neubau aus und hat sogar im Frühjahr eine Unterschriftenpetition bei Change.org gestartet. „Erhalt der Schleifähre Missunde II“ hieß die, schnell waren mehr als 2700 Unterschriften gesammelt. „Ziel war es, in der Landesregierung mit unseren Argumenten Gehör zu finden“, so Buhmann. Das sei gelungen. Deshalb sei die Petition nun erst einmal gestoppt. Gelöscht allerdings noch nicht. „Wenn wir nicht weiterkommen, können wir jederzeit weitermachen.“
Schleifähre: Bürgermeister von Brodersby spricht sich für einen zweiten Neubau aus
Buhmann und seine Mitstreiter sind überzeugt davon, dass die „Missunde III“ vollkommen falsch geplant wurde. „Sie wird nie vernünftig fahren“, sagt er. Sein Appell an die Veranwortlichen: „Die alte Fähre sollte bis 2028 fahren.“ In der Zwischenzeit solle ein weiterer Neubau geplant und gebaut werden. „Einer, der dann auch sicher hier fahren kann.“
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Denn er sieht eine Überarbeitung der „Missunde III“ kritisch. „Keiner weiß, ob sie danach wirklich gut fährt“, sagt er. Das Risiko, das weiteres Geld in die Fähre gesteckt werde und am Ende doch die Erkenntnis stünde, dass es nicht funktioniere, sei einfach zu groß. „Was machen wir denn, wenn wir dann ohne Alternative dastehen?“
Eventuell könne die „Missunde III“ ja noch weiterverkauft werden. „Vielleicht läuft sie an einem anderen Ort besser.“ Buhmann hofft nun, dass die Argumente von ihm und seinen Mistreitern zumindest gehört werden. „Damit wir bei dem Projekt endlich mal an einem Strang ziehen.“