Timmendorfer Strand. Der lange erwartete Flaniersteg über der Ostsee ist eröffnet. Der Test: Was das 12-Millionen-Bauwerk bietet. Und was nicht.

Am Wochenende pilgerten Tausende Besucher über die neue Seebrücke in Timmendorfer Strand. Bei bestem Wetter genossen sie den Rundgang über das 427 Meter lange Bauwerk, das am Freitagabend eingeweiht wurde.

Lange war der Steg über dem Meer im Zentrum des beliebten Ostseebades vermisst worden, nach fast fünf Jahren Bauzeit und mehrfach verschobenen Eröffnungsterminen, unter anderem aufgrund von stürmischem Wetter, Lieferengpässen und zuletzt der Havarie einer losgerissenen Arbeitsplattform. 

Erste Besucher auf der neuen Seebrücke in Timmendorfer Strand

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    Neue Seebrücke: Timmendorfer Strand bekommt besondere Ausblicke über das Meer

    Auch das Abendblatt machte in Timmendorf den Test. Besonders beeindruckend: Der knapp 12 Millionen Euro teure Spazier-Steg bietet wunderschöne Ausblicke auf Meer und Küste. Und er löst besser als die bisherige Brücke das „Sonnen-Problem“ in Timmendorfer Strand. Denn das Ostseebad hat in Sachen Lage an der Lübecker Bucht mit einer Herausforderung zu kämpfen. Anders als etwa in Grömitz oder Pelzerhaken scheint die Sonne je nach Jahreszeit nur am (frühen) Morgen über das Meer auf den Strand. Den besten Platz etwa für einen romantischen Sonnenuntergang bietet der Ort damit nicht.

    Maritim Seebrücke Timmendorfer Strand
    Der neue Rundweg über die Seebrücke in Timmendorfer Strand bietet beste Aussichten über das Meer. Und auch den Blick auf die sonnenbeschienene Ostsee. © Funke Medien Hamburg | Melanie Wassink

    Doch die Seebrücke ermöglicht nun andere Perspektiven, durch die Länge und die geschwungene Form können Besucher jetzt den ganzen Tag lang das Spiegeln des Sonnenlichts auf den Wellen genießen. Damit ist der Glitzer-Effekt am Meer in Timmendorf nicht mehr nur Frühaufstehern vorbehalten.

    Timmendorfer Strand: Seebrücke ist noch nicht ganz fertiggestellt.

    Ansonsten bietet das Bauwerk Vor- und Nachteile, was den Komfort, die Sicherheit und die Optik angeht. Zu berücksichtigen ist dabei allerdings, dass die Arbeiten an der Brücke noch nicht vollendet sind.

    • Die vorwiegend verbauten Materialien Holz und Metall wirken wertig. Allerdings sorgen die Schrauben in den Bohlen schon jetzt für eine splitternde Oberfläche. Mit nackten Füßen über die Planken aus Bongossi-Holz zu laufen, ist damit keine gute Idee.
    • Die Beleuchtung der Seebrücke sorgt auch abends für eine tolle Licht-Stimmung am Meer. Doch die Leuchtkörper sind (noch?) nicht in den Holzbohlen verankert und lösen sich. Durch hochragende Teile drohen derzeit Stolperfallen.
    • Die Brücke bietet einen langen Rundweg über das Meer. Bisher können Gäste aber nur am Ende der Schlaufe eine Pause machen und sich hinsetzen, auf einer erhöhten Plattform, die noch fertiggestellt wird. Ältere Besucher wünschen sich mehr Bänke.
    • Edel und schlicht, so wirkt der neue Steg in der Lübecker Bucht. Doch an Abwechslung und etwas Spaß und Spiel, etwa für Kinder, haben die Architekten offenbar nicht gedacht.
    • Auch etwas Windschutz, einen Unterstand für Tage mit schlechterem Wetter vermissen manche Gäste, die das Bauwerk am Wochenende besuchten.
    Seebrücke Timmendorfer Strand
    Die neue Seebrücke in Timmendorfer Strand ist eröffnet. Sie liegt im Zentrum des Ostseebades, ist aber noch nicht ganz fertiggestellt. © Funke Medien Hamburg | Melanie Wassink

    Die Einweihung am Freitag war an der Lübecker Bucht derweil nur der Auftakt für den Start neuer Spazierwege über dem Meer: Auch im etwa acht Kilometer entfernten Haffkrug ist seit Februar 2023 eine neue 230 Meter lange Seebrücke entstanden. Sie soll in wenigen Tagen eröffnet werden, am 28. September steigt hier die Einweihungsparty.

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    Für eine dritte neue Brücke in der Region, an der in Scharbeutz noch gearbeitet wird, gibt es indes noch keinen genauen Eröffnungstermin. Dieser Flaniersteg ist 276 Meter lang.