Timmendorfer Strand. Das Seeschlösschen wurde für 4,3 Millionen Euro modernisiert. Inhaberin Alexandra von Oven-Batsch schildert Herausforderungen.

  • Das Hotel Seeschlösschen in Timmendorfer Strand heißt schon seit Anfang des 20. Jahrhunderts Gäste willkommen.
  • Nun wurde es aufwendig saniert.
  • Warum die Rezensionen des Luxusdomizils dennoch zum Teil durchwachsen sind.

Das Hotel Seeschlösschen ist eine Institution in Timmendorfer Strand. Die Inhaberfamilie von Oven beherbergte schon Anfang des 20. Jahrhunderts Gäste in dem Badeort – in einer Zeit, als hier noch Kutschen vorfuhren und die Menschen sich nur mit Badekarren zum Schwimmen in die Ostsee wagten. In jüngerer Zeit entwickelte sich das Grand Hotel zur ersten Adresse in Timmendorf. Doch auch an Luxusherbergen geht die Zeit nicht spurlos vorbei.

Bis vor wenigen Monaten wurde das Haus in direkter Strandlage daher komplett umgebaut. Erneuert wurden vor allem der Pool, die Küche sowie Teile des Spa-Bereichs und der Restaurants. 4,3 Millionen Euro hat Alexandra von Oven-Batsch investiert. „Wir hatten auch Schäden an der Bausubstanz, daher hat der Umbau so lange gedauert“, sagt die Inhaberin.

Hotel Seeschlösschen Timmendorfer Strand: Sanierung war ein Kraftakt

Die 49-Jährige, die auch Geschäftsführerin des Hotels ist, grüßt beim Rundgang durch ihr Reich viele der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, wechselt ein nettes Wort mit ihnen. Zahlreiche Angestellte sind neu im Hotel Seeschlösschen. Denn von November 2022 bis Mitte Juni vergangenen Jahres war das Hotel in dem beliebten Badeort geschlossen. Einige Bereiche wie das Schwimmbad und der Wellnessbereich standen den Gästen auch erst seit Oktober 2023 wieder zur Verfügung.

Pressefoto Grand Hotel Seeschlösschen, Timmendorfer Strand
Das Hotel Seeschlösschen gehört in Timmendorfer Strand zu den wenigen Herbergen mit direktem Meerblick. © Grand Hotel Seeschlösschen | Grand Hotel Seeschlösschen

Die Sanierung so vieler Räumlichkeiten war ein Kraftakt, doch nun erscheint das Ambiente durchweg moderner. Naturmaterialien und frische Farben spiegeln einen maritimen Charakter, das Plüschige ist passé.

Luxushotel an der Ostsee: Bei Spontanbesuch kostet Zimmer schnell 300 Euro

Auch wenn das Seeschlösschen nun im modernen Look daherkommt, die Auslastung ist ein schwieriges Thema. Genaue Zahlen möchte von Oven-Batsch nicht nennen. Die Leute buchten spontaner, wollten sich nicht festlegen, sagt die Chefin. Das neu eingeführte Preissystem mit fließenden Konditionen wie etwa bei Fluggesellschaften belohne aber gerade die Frühbucher. Bei spontanen Besuchen kostet eines der 122 Zimmer schnell 300 Euro.

Pressefoto Grand Hotel Seeschlösschen, Timmendorfer Strand
Der neu gestaltete Innenpool im Grand Hotel Seeschlösschen. Das Haus in Timmendorfer Strand wurde in vielen Bereichen renoviert. © Grand Hotel Seeschlösschen | Grand Hotel Seeschlösschen

Ausgesucht hat sich die in Travemünde wohnende Unternehmerin diese Herausforderungen nicht. Sie hat Jura studiert und ist erst nach dem Tod ihres Vaters Rohlf von Oven 2020 in die Geschäftsleitung eingestiegen. Neben dem Seeschlösschen führt die Managerin auch das Seehus und das Strandhotel Miramar in Niendorf einige Hundert Meter entfernt.

Timmendorfer Strand: Seeschlösschen hat besonders anspruchsvolle Gäste

Ihre Brüder leiten andere Betriebe in Timmendorf, etwa das Strandgrün Golf- und Spa-Ressort sowie weitere Hotels und Restaurants. Nach einem Erbstreit ist man sich bei den von Ovens jedoch nicht mehr grün und nutzt keine Synergien.

Im Seeschlösschen hat es Alexandra von Oven-Batsch mit besonders anspruchsvollen Gästen zu tun. Viele kommen schon seit Generationen. „Manche vermissen das Gesicht meines Vaters“, sagt die Tochter, die mit dem Management der Mitarbeiter und den administrativen Aufgaben der Hotels gut ausgelastet ist und weniger Zeit für die Honneurs hat. Dennoch weiß sie, dass einige Kunden mit Veränderungen ihre Probleme haben. Die Rezensionen des Luxusdomizils sind zum Teil durchwachsen.

Hotel Seeschlösschen: Service wird im Netz zuweilen bemängelt

Als verbesserungswürdig gilt auf den Bewertungsplattformen der Service. Es gebe Sprachbarrieren, schreiben die Besucher zum Beispiel im Netz. „Wir leiden unter dem Fachkräftemangel“, gibt von Oven-Batsch zu. Viele der neuen Kolleginnen und Kollegen, die sie beim Gang durchs Haus vorstellt, kommen aus dem Ausland – aus Vietnam, Ägypten oder Indonesien. „Wir bieten Sprachkurse an“, sagt die Chefin. Doch sofort fehlerfreies Deutsch könne man nicht erwarten.

Auch Goodies – zum Beispiel Dutzende vom Hotel gestellte Zimmer im Ort und neue Aufenthaltsräume für die Angestellten – würden häufig nicht ausreichen, um Personal anzuziehen. Wegen der Engpässe und der steigenden Kosten hat von Oven-Batsch auch einige Angebote des Hotels Seeschlösschen gestrichen.

Hotel Seeschlösschen an der Ostsee: Viele Veränderungen nach der Pandemie

Das Landhaus gegenüber, ein Restaurant mit gutbürgerlicher Küche, ist schon seit Corona geschlossen. Die Halbpension im Seeschlösschen, die früher knapp 40 Euro kostete und bei Urlaubern sehr beliebt war, ist ebenfalls seit der Pandemie nicht mehr im Angebot. Und die Gäste des Apartmenthauses nebenan, das jetzt unter der Regie ihrer Mutter Brigitte von Oven (78) steht, dürfen viele Einrichtungen im Hotel nicht mehr nutzen. Auch das war vor Corona noch anders: Damals kamen die Familien vom Nachbargebäude ins Schwimmbad und saßen in demselben Frühstücksraum wie die Kunden der Hotelzimmer. Dass seit einiger Zeit andere Regeln gelten, bemängeln einige Gäste.

Mehr zum Thema

Es gebe wohl eine Art Preisschmerz, sagt Alexandra von Oven-Batsch zu den Entwicklungen in der Branche. In teurer werdenden Hotels und Restaurants würden die Gäste es als persönlichen Verlust wahrnehmen, wenn sie die gewohnten Konditionen nicht mehr vorfänden.

Timmendorfer Strand: Hotel Seeschlösschen macht Konkurrenz zu schaffen

Nicht nur der teils negative Eindruck der Kunden, auch die Konkurrenz macht Hotels wie dem Seeschlösschen das Wirtschaften schwer. „Ferienhotels wie wir stehen im europäischen Wettbewerb“, sagt Alexandra von Oven-Batsch. Corona, Inflation und aktuell vor allem gestiegene Löhne belasteten Betriebe in Deutschland.

Gerade an der Ostsee, wo das Wetter nicht immer so mitspiele wie in Spanien, spürten die Gastgeber, dass auch Stammkunden weniger loyal buchten als früher. Auch, wenn es um ein Haus mit einer mehr als 100-jährigen Tradition geht.