Schleswig-Holstein. Start für Norwegen-Rundfahrt vom Kieler Ostseekai verzögerte sich. Auf dem Wasser tobte der Protest, zunächst sogar von der Polizei genehmigt.
Eigentlich sollte die „AIDAbella“ am frühen Sonntagabend um 18 Uhr vom Kieler Ostseekai zu einer Norwegen-Rundfahrt aufbrechen, doch dann verzögerte sich die Ausfahrt plötzlich um fast zwei Stunden. Während die Kreuzfahrt-Passagiere an Deck warteten, tobte auf dem Wasser der Protest.
Grund für die Verzögerung war eine Gruppe Kreuzfahrt-Gegner, die mit ihren Kajaks das Schiff blockierten und es so an seiner Ausfahrt hinderten. Erst durch das Eingreifen der Polizei konnten die Beteiligten zu einem Steg gedrängt und anschließend herausgehoben werden.
AIDA-Kreuzfahrt in Kiel von Aktivisten an Ausfahrt gehindert
Angefangen hatte alles mit dem Hinweis, dass sich mehrere Personen auf dem Dach der Landstromanlage befänden und „Banner mit Aufschriften“ herablassen würden, wie Stephanie Lage von der Polizeidirektion Kiel am Sonntagabend bekannt gab. Darüber hinaus sollen die Personen Rauchbomben gezündet haben. Einsatzkräfte der Schutzpolizei bestätigten dies beim Eintreffen am Einsatzort.
Die Personen, zu dessen Alter und Geschlecht keine Angaben vorliegen, wurden aufgefordert, die Landstromanlage zu verlassen und kamen dem auch nach. Zurück auf festem Boden wurden ihre Personalien aufgenommen und ihnen wurde ein Platzverweis für den Bereich des Ostseekais erteilt. Während hier der Protest zu Ende war, ging er an anderer Stelle allerdings weiter.
Protest vor AIDA-Kreuzfahrt – Polizei lässt Aktivisten zunächst gewähren
„Zeitgleich meldeten Einsatzkräfte der Wasserschutzpolizei, dass seeseitig an einem Kreuzfahrtschiff zwei Banner angebracht wurden“, wie die Polizei im Nachgang bekannt gab. Außerdem waren neun Kajaks, jeweils mit einer Person darin, auf dem Wasser – bereit, das Schiff an seiner Ausfahrt zu hindern.
Obwohl die Aktivisten damit die Pläne der Schiffscrew durchkreuzten, ließen die Beamten der Wasserschutzpolizei die Protestler vorerst gewähren. „Das Vorgehen der Aktivisten wurde als Versammlung eingestuft und bis 19 Uhr genehmigt.“ Weil die Aktion aber anschließend nicht beendet wurde und die Personen der Aufforderung, die Örtlichkeit zu verlassen, nicht nachkamen, wurden insgesamt neun Personen in Gewahrsam genommen. Die Kajaks wurden sichergestellt.
Nach Protest vor AIDA-Schiff in Kiel: Ermittlungen gegen Aktivisten eingeleitet
Gegen die Aktivisten wurden Strafverfahren wegen des Verdachts der Nötigung und des Hausfriedensbruches eingeleitet.
Organisator der Blockade soll die Aktionsgruppe „Smash Cruiseshit“ sein, die nach eigenen Angaben gegen die Auswirkungen des Kreuzfahrttourismus auf das Klima und gegen die Arbeitsbedingungen an Bord protestieren. Außerdem solle auf „bestehende koloniale Ausbeutung“ aufmerksam gemacht werden, hieß es in einer Mitteilung.
Aktivisten blockieren „Mein Schiff 7“ am Kieler Ostseekai – allerdings ohne Erfolg
Betroffen war von der Blockade nicht nur die „Aidabella“, sondern auch die „Mein Schiff 7“. Das andere Schiff sollte laut Polizei erst 21.00 Uhr ablegen. Weil die Aktion schon gegen 19.40 Uhr beendet wurde, hatte der Protest für diesen Kreuzliner keine Auswirkungen.
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In Kiel boome die Kreuzfahrt, hieß es von den Aktivisten. Von Jahr zu Jahr steige die Zahl der Passagiere. Eine Aktivistin erklärte in der Mitteilung: „Wir haben es satt! Ständig sind diese schwimmenden Hotels und ihr Dreck hier mitten in der Stadt.“ Der Großteil der Schiffe werde mit hochgiftigem Schweröl betrieben. Bereits am 1. Juni hatte es im Kieler Hafen einen ähnlichen Protest gegen den Kreuzfahrttourismus gegeben.