Kiel. In diesem Sommer gab es bereits zahlreiche tragische Badeunfälle in Hamburg und Schleswig-Holstein. Notrufsäulen könnten helfen.
Man kennt sie eigentlich von Autobahnen, doch im Norden kommen sie vermehrt auch an Badestellen zum Einsatz: Über Notrufsäulen sollen Ersthelfer bei Badeunfällen zügig Rettungskräfte alarmieren können. Rund 30 Stück haben die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) und die Björn Steiger Stiftung seit Projektstart 2019 bereits in Schleswig-Holstein an Stränden und Badeseen aufgestellt - und es sollen noch mehr werden.
Bislang sind sie beispielsweise in Itzehoe, Pelzerhaken, Flensburg oder Eckernförde zu finden. Neue Vorhaben gibt es nach Angaben von Mihm etwa in Kiel, Pinneberg und St. Peter Ording.
Handys werden nicht mit an den See genommen
Handys würden von Ausflüglern oft nicht mit zum Baden an Seen oder Flüsse genommen, sagte Andreas Mihm von der Björn Steiger Stiftung, auf deren Initiative die Notrufsäulen zurückgehen. Die Alarmmelder, die in Schleswig-Holstein sowohl an bewachten als auch unbewachten Stränden und Seen stehen, könnten daher im Notfall wertvolle Zeit bieten und so Leben retten.
Das Prinzip sei ähnlich wie bei den Notrufsäulen an Fernstraßen, erklärte Mihm. Per Knopfdruck kann ein Notruf an die örtliche Rettungsleitstelle übermittelt werden. "Das funktioniert sogar da, wo es nur ein schwaches Handynetz gibt", sagte Mihm. Alle Säulen seien mit einer speziellen Mobilfunk-Technik ausgerüstet. Strom aus einem eingebauten Solarpanel halte die Säule rund um die Uhr einsatzbereit. Bei einem Notruf ist der Standort der Säule der Leitstelle unmittelbar bekannt. "Die Rettungskräfte wissen da schon auf den Meter genau, wo sie hinmüssen", erklärte Mihm.
Bundesweit schon 200 Notrufsäulen an Badestellen
Bundesweit gibt es inzwischen mehr als 200 Säulen. Bislang gibt es in Niedersachsen sechs solcher rot-weißen Alarmmelder an Badestellen. In Mecklenburg-Vorpommern sind es elf. In Hamburg gab es nach Angaben der Stiftung bislang noch keine Nachfrage. Nach Angaben von Mihm kostet eine Säule rund 5000 Euro, der Unterhalt im Jahr noch einmal 400 Euro. Die Kosten werden von der Stiftung oder den Gemeinden getragen.
Lesen Sie auch:
- 82-Jähriger im Großensee vermisst – Suche erneut abgebrochen
- Rudertrainer: „Wenn es so weitergeht, gibt es bald Tote“
- Aus Elbe geborgener Toter ist vermisster 15-Jähriger
Wie genau die Notrufsäulen genutzt werden, kann die Stiftung nicht sagen. Weitere Melder könnten schon bald folgen, denn die Einsatzmöglichkeiten seien groß. Nicht nur bei Badeunfällen werde schnelle Hilfe benötigt, auch bei Unfällen von Wassersportlern oder im Winter bei Einbrüchen auf einer halb-gefrorenen Eisdecke könnten die Melder lebensrettend sein, sagte Mihm.