Diesmal geht die prestigeträchtige Auszeichnung des Restaurantführers in den Norden. Ein Hamburger verteidigt seinen Spitzenplatz.

Sylt. Neues Ranking des Restaurantführers "Gault&Millau": Die beiden Köche Johannes King und Jan-Philipp Berner vom Söl’ring Hof in Rantum auf Sylt sind zum „Koch des Jahres“-Duo gekürt worden. Die prestigeträchtige Auszeichnung erhielten sie für ihre „gemeinsam entwickelte authentisch norddeutsche Küche, die ganz auf die Qualität hochwertiger und vergessener regionaler Produkte setzt“, hieß es am Sonntag zur Begründung.

King, seit der Eröffnung im Jahr 2000 prägender Kopf der Küche, und Berner, seit 2013 als Küchenchef an seiner Seite, zeigten demnach unter anderem, dass neben Salzwiesenlamm, Austern und Seeigel aus der Nordsee auch Strandgewächse der Insel und Knickfrüchte, die am Wegesrand wachsen, genug Delikatesse für Spitzenküche mit norddeutscher DNA hätten. In der Bewertung der Restaurantkritiker erreichte das Duo 18 von 20 möglichen Punkten.

King hatte die Küche des Söl’ring Hof erst im zurückliegenden Sommer an Berner als neuen Küchenchef sowie Bärbel Ring als Restaurantleiterin und Sommeliere übergeben.

Rüffer und Fehling sind Hamburgs beste Köche

In Hamburg ist Christoph Rüffer vom Restaurant „Haerlin“ im Hotel „Vier Jahreszeiten“ erneut zum besten Koch gekürt worden. Er habe wieder 19 von 20 möglichen Punkten erreicht und halte damit seit bereits sieben Jahren Platz eins der kulinarischen Hitparade in der Hansestadt. Seine Küche „demonstriert das Gespür dafür, wie nachdrücklich man einen Effekt setzen sollte, damit bis zum letzten Bissen die Spannung erhalten bleibt“, hieß es.

Kevin Fehling darf sich Hamburgs zweitbester Koch nennen
Kevin Fehling darf sich Hamburgs zweitbester Koch nennen © HA | Roland Magunia

Auf Platz zwei bleibt mit 18 von 20 Punkten Kevin Fehling vom „The Table“ in der Hafencity, gefolgt von vier Küchenchefs mit 17 Punkten. Darunter ist auch als bester Newcomer Cornelius Speinle vom „Restaurant Lakeside“ im erst in diesem Jahr eröffneten Luxushotel „The Fontenay“. Der 31-Jährige habe eine glanzvollen Start „mit meisterhaft durchkomponierten Gerichten von immenser Aromentiefe“ hingelegt.

Ebenfalls 17 Punkte erhielten den Angaben zufolge Karlheinz Hauser vom „Seven Seas“ auf dem Süllberg, Thomas Martin im „Jacobs“ an der Elbchaussee und Wahabi Nouri vom „Piment“ in Eppendorf. Als „Sommelier des Jahres“ ausgezeichnet wurde Stephanie Hehn, die ebenfalls im „Fontenay“ arbeite. Die Tester beschreiben und bewerten dieses Jahr insgesamt 44 Restaurants in Hamburg. 35 Küchenchefs zeichnen sie mit einer oder mehreren Kochmützen aus, die ab 13 Punkten verliehen werden.

Das sind Deutschlands beste Köche

In die Spitzengruppe der deutschen Köche rückt derweil ein weiterer Küchenchef auf. Dort sieht der „Gault&Millau“ nun acht Köche. Tim Raue erkochte sich die 19,5 Punkte, die der Guide für Küchen von Weltklasse verleiht, neu in seinem nach ihm benannten Restaurant in Berlin. Neben Raue, der auch ein Restaurant auf Sylt besitzt, stehen Christian Bau vom Victor’s Fine Dining (Perl), Sven Elverfeld vom Aqua (Wolfsburg), Klaus Erfort vom GästeHaus (Saarbrücken), Christian Jürgens von der Überfahrt (Rottach-Egern), Torsten Michel von der Schwarzwaldstube (Baiersbronn), Clemens Rambichler vom Waldhotel Sonnora (Dreis bei Wittlich) und Joachim Wissler vom Vendôme (Bergisch Gladbach) an der Spitze des „Gault&Millau“.

Die Restaurantkritiker begrüßten die ihren Angaben zufolge zunehmende Unbeschwertheit in der Gastronomie und die Entwicklung einer authentisch deutschen Küche. Dass sich Deutschland als kulinarische Nation emanzipiere, „treiben vor allem jene herausragenden Köche voran, die bei aller Weltoffenheit eine eigene, authentisch deutsche Handschrift entwickeln, die sich an heimischen Lebensmitteln und wiederentdeckten kulinarischen Traditionen inspiriert“.

„Gault&Millau“ auf einem Level mit dem „Guide Michelin“

Der „Gault&Millau“ zählt mit dem „Guide Michelin“ zu den bekanntesten Gourmet-Führern weltweit. Das Buch der Gastronomiekritiker Henri Gault und Christian Millau erschien erstmals 1969 in Frankreich. 1983 kam die erste deutsche Ausgabe heraus, zehn Jahre später folgte der „Weinguide Deutschland“. Während der „Guide Michelin“ Sterne für hervorragende Restaurants vergibt, bewertet der „Gault&Millau“ nach Punkten von 0 bis 20 (nach dem französischen Schulnotensystem) und verleiht Kochmützen an die Spitzengastronomie.

In seiner neuen Ausgabe beschreibt und bewertet der „Gault&Millau“ 1026 Adressen, darunter 216 neu aufgenommene. 848 Gourmetlokale und Landgasthöfe, Bistros und Hotelrestaurants erhalten Kochmützen.

In diesem Jahr gab es beim Versand eine Panne

Die Verkündung der Preisträger wird mit Spannung erwartet. Dieses Jahr gab es eine Panne: Die Namen sollten eigentlich am Montag verkündet werden, sickerten aber bereits vorab durch. Der Restaurantführer erklärte dazu: „Durch einen Fehler beim Versand wurden einige Bücher vorab ausgeliefert. Der Verlag entschied sich, die Inhalte einen Tag früher öffentlich zu machen.“

Die „Gault&Millau“-Guides sind ab Dienstag im Buchhandel erhältlich.