Kiel/Schwerin. Ein neues Buch zeigt den Weg zu weitgehend unbekannten Paradiesen an Nord- und Ostsee. Das Abendblatt stellt sechs von ihnen vor.
Es gibt sie, die abgelegenen Strände an Nord- und Ostsee. Orte, die ein wenig wilder und ursprünglicher sind als andere. Wer keine Lust auf überfüllte Strände, Pommesbuden und Remmidemmi hat, kann an vielen Orten im Norden zur Ruhe kommen und die Natur genießen. Der Reisejournalist Björn Nehrhoff von Holderberg aus Preetz bei Plön hat in dem Buch „Hidden Beaches Deutschland“ diese besonderen Stellen aufgesucht.
Nehrhoff reist selbst gern abseits der bekannten Routen und ist dabei mit Kajak, SUP oder Fahrrad unterwegs. Das Abendblatt stellt sechs versteckte Strände im Norden an Nord- und Ostsee aus dem Buch vor. Da ist für jeden etwas dabei: zum Wandern, für Wassersportler, für Vogelkundler, für besonders stimmungsvolle Sonnenuntergänge oder mit Leuchtturm.
Geheimtipp im Norden: Sylt Bunker Hill
Langjährige Sylt-Kenner mögen dieses Fleckchen kennen – und doch ist es ein Geheimtipp! Vom Bahnhof Westerland aus sind es rund 14 Kilometer bis zum Bunker-Hill-Strand. 350 Meter über die Dünenkette gehts zum Strand. Dort einfach noch einmal 500 Meter in Richtung Norden spazieren gehen, dann wird es leerer. Der Sand ist fein, das Wasser sauber. Es gibt Wellen für Surfer. Dort, wo keine Sandbank ist, kann es für Kleinkinder gefährlich werden. Zwei Strandaufgänge weiter liegt auch schon das Kultrestaurant Sansibar mitten in den Dünen. Zurück in der Zivilisation.
Björn Nehrhoff von Holderberg bewertet diesen Strand wie folgt: Karibik-, Schwimm- und Sandfaktor: jeweils vier Sterne, Spaziergänge: drei Sterne, Familientauglichkeit, Tauchfaktor und Einsamkeit: jeweils zwei Sterne.
Karibikfaktor: Amrum Odde
Die Odde ist das nördliche Ende von Amrum und trennt durch eine Dünenkette Nordsee und Wattenmeer. Die Dünen sind Naturschutzgebiet. Ein Vogelwart bietet während der Saison Führungen an. Bei Niedrigwasser hat man den Strand fast für sich allein. So gehts hin: Ein Teerweg führt knapp zwei Kilometer ab Norddorf entlang der Wattseite bis zum letzten Fahrradparkplatz. Von dort geht man 100 Meter über einen Dünenaufgang auf die Seeseite Amrums zu diesem versteckten Strand. Gegenüber sieht man den Leuchtturm von Hörnum über der südlichen Inselspitze von Sylt.
Karibik- und Sandfaktor und Spaziergänge: jeweils vier Sterne, Schwimmfaktor und Einsamkeit: jeweils drei Sterne, Familientauglichkeit und Tauchfaktor: jeweils zwei Sterne.
Leuchtturm und die Westerhever Sandbank
Viele kennen den Leuchtturm, nur wenige kennen die vorgelagerte Sandbank. Bis zur ausgewiesenen Badestelle sind es allerdings zwei Kilometer Fußmarsch. Vom Parkplatz in Westerhever geht es zur Deichkrone und über einen mit Ziegeln ausgelegten Pfad durch die Salzwiesen zum Wattenweg, der durch Holzpfähle gekennzeichnet ist. Achtung: Zweimal täglich wird dieses Gebiet überflutet. Am besten marschiert man nur bei bestem Wetter und bei ablaufendem Wasser auf die Sandbank, rät Nehrhoff von Holderberg. Vorher also die Daten für die Hoch- und Niedrigwasserzeiten checken. Hat man die halb verrottete Barke auf der Sandbank erreicht, muss man je nach Wasserstand noch ein Stück bis zur See laufen.
Spaziergänge und Einsamkeit: jeweils vier Sterne, Schwimm- und Sandfaktor und Familientauglichkeit: jeweils drei Sterne, Karibik- und Tauchfaktor: jeweils zwei Sterne.
Hökholz Küstenweg
Vom Parkplatz neben dem Campingplatz in Hökholz geht es dem Wanderweg folgend direkt am Ufer zwei Kilometer lang zu einem schwach ausgeprägten Kap. Ein Aufgang führt durch die Uferhecke zum Strand hinunter. Hier geht der Trichter der Eckernförder Bucht in die Ostsee über. Meistens ist hier nicht viel los, und man hat den eher steinigen Strand fast für sich allein. Am Ufer gibt es an sonnigen Tagen einige schattige Plätze.
Schwimmfaktor: vier Sterne, Spaziergänge und Familientauglichkeit: jeweils drei Sterne, Einsamkeit: drei Sterne, Karibik-, Tauch- und Sandfaktor: jeweils zwei Sterne.
Einsame Plätze am Hemmelmarker Binnensee
Weite Fußmärsche oder eine kürzere Radtour sind manchmal nötig, um an einsame Stellen zu gelangen. Um zum Strand zu kommen, sind es ab dem öffentlichen Parkplatz vor dem großen Yachthafen in Eckernförde gut vier Kilometer. Es geht über den Luisenberg-Waldweg nach Norden, dann einen Feldweg entlang zum Gutshof Neubarkelsby bis zum Westufer des Hemmelmarker Sees bei Eckernförde. Die einsamsten Plätze sind noch einmal 300 Meter am Ufer entlang entfernt. Dafür erwartet einen ein 20 Meter breiter Sandstrand.
Lesen Sie auch:
- Diese Urlaubsregeln gelten im Sommer an Nord- und Ostsee
- Urlauber dürfen nach Timmendorfer Strand und Scharbeutz
- Das sind die beliebtesten Campingplätze in Norddeutschland
Schwimmfaktor: vier Sterne, Karibik- und Sandfaktor und Spaziergänge sowie Familientauglichkeit: jeweils drei Sterne, Tauchfaktor und Einsamkeit: zwei Sterne.
Barendorf: Weißes Wunder
Hier an der östlichen Ostsee in Mecklenburg-Vorpommern ist es ohnehin ursprünglicher und weniger bebaut als nebenan in der Lübecker Bucht. Hier gibt es auf fast 20 Kilometern kein Haus am Ufer. Das Areal war einst Sperrgebiet und für die DDR-Bürger nicht zu betreten. So hat sich hier die Natur schön ausbreiten können. Den Strand erreicht man vom Wiesenparkplatz in Barendorf. Von dort aus sind es etwa 500 Meter Sandweg in gerader Linie zur Ostsee. Zur Hochsaison kann es etwas voller sein. Autor von Holderberg rät daher, sich ein paar Hundert Meter vom Strandaufgang entfernt ein Plätzchen suchen. Der Strand ist 30 Meter breit mit feinem Sand und liegt am Ostseeküstenradweg.
Karibik-, Schwimm- und Sandfaktor und Familientauglichkeit: jeweils vier Sterne, Spaziergänge: drei Sterne, Tauch- und Einsamkeitsfaktor: jeweils zwei Sterne.