Kiel. Das Land meldet weniger Morde und Einbrüche, dennoch ernüchtert die Kriminalstatistik 2021. Das geht vor allem auf einen Fall zurück.

Erstmals seit fünf Jahren hat die Polizei in Schleswig-Holstein 2021 wieder mehr Straftaten registriert. Das sagte Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU) am Donnerstag bei der Vorstellung der Kriminalstatistik. Allerdings ist der Anstieg auf 176.893 Straftaten mit 1,7 Prozent eher gering. Sütterlin-Waack erklärte den Anstieg mit einem Abrechnungsbetrug im Gesundheitswesen mit insgesamt 8717 Fällen, der auf das Konto eines Tatverdächtigen gehe.

Schleswig-Holstein meldet 2021 mehr Straftaten

Hintergrund ist ein Fall, bei dem 8717 Menschen spezielle Blutuntersuchungen bei einem Labor in Nordfriesland in Auftrag gegeben und privat bezahlt hatten. Sie erhielten zwar Ergebnisse und Rechnungen, aber keine der Proben wurde je im im Labor untersucht. Der Täter richtete einen Schaden von vier Millionen Euro an. Die so genannte Häufigkeitszahl – das ist die Zahl der Fälle pro 100.000 Einwohner – ist ebenfalls leicht auf 6.077 gestiegen. „Ohne dieses große Betrugsverfahren hätten wir allerdings die niedrigste Häufigkeitszahl seit 1975“, sagte Sütterlin-Waack.

In einem Punkt hat der große Betrugsfall auch etwas gutes: Die Aufklärungsquote stieg 2021 auf 57,6 Prozent gegenüber 55,8 im Vorjahr. „Seit Beginn der Aufzeichnung 1963 ist keine höhere Aufklärungsquote bekannt. Auch hier schlagen aber natürlich die mehr als 8000 aufgeklärten Fälle des Abrechnungsbetruges erheblich zu Buche. Wenn wir diese abziehen würden, läge die Aufklärungsquote bei 55,4 und ist damit immer noch beachtlich“, sagte die Innenministerin.

Mehr Gewalt gegen Polizisten in Schleswig-Holstein

Sie bedankte sich bei „allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Landespolizei für ihre Arbeit“. Sie gefährdeten ihre Gesundheit um für die Sicherheit der Bürger zu sorgen. „Deshalb verurteile ich aufs Schärfste, dass die 2021 registrierte Gewalt gegen Polizeivollzugsbeamte und -beamtinnen im Vergleich zum Vorjahr leider nochmals um 5,8 Prozent auf 1.354 gestiegen ist.“ 3.160 (2020 waren es 2.872) Polizisten wurden vergangenes Jahr Opfer von Gewalt. „478 von ihnen wurden 2021 verletzt – das sind mehr als neun in jeder Woche des Jahres“, sagte Sütterlin-Waack.

Weniger Menschen wurden ermordet, die Zahl sank von 30 auf 22. Laut Kriminalstatistik ist gefährliche und schwere Körperverletzung mit 3729 registrierten Straftaten um 340 Fälle oder 8,4 Prozent zurückgegangen. Es gibt, wie im Jahr zuvor, mehr Vermögens- und Fälschungsdelikte und weniger Diebstähle. Das LKA registrierte mit 27 (gegenüber 14 im Jahr 2020) weniger vollendete Betrugsfälle durch falsche Polizisten. Anders sieht die Entwicklung beim „Enkeltrick“ aus: Die Fälle, in denen Opfer durch einen vermeintlichen Verwandten abgezockt wurden, stiegen von 33 auf 54 Fälle. „Dabei verloren die Seniorinnen und Senioren dabei etwa eine Million Euro“, sagte Sütterlin-Waack.

Rolfpeter Ott, der im LKA die Abteilung für Ermittlungen und Auswertung leitet, ging bei der Vorstellung der Kriminalstatistik auf die Wohnungseinbrüche ein: „Das sechste Jahr in Folge haben wir einen erfreulichen Rückgang der Fälle.“ 2021 seien 2.249 Taten registriert worden. Dies sind 1.000 weniger 2020.“ Während die Zahl der Einbrüche sinkt, steigen die Drogendelikte. Ott: „Die Zahl der besonders schwerwiegenden Taten ist mit 861 Fällen auf Zehn-Jahreshoch.“