Eutin. Die Corona-Inzidenz ist in Ostholstein in der vergangenen Woche deutlich gestiegen. Was die Verschiebung für die Betriebe bedeutet.
Zwischen Timmendorfer Strand und Rettin bleibt Urlaub weiterhin untersagt. Der für kommenden Montag geplante Start der Modellregion Innere Lübecker Bucht wurde am Mittwoch „auf unbestimmte Zeit“ verschoben. Ursache ist die Entwicklung der Corona-Inzidenz im Kreis Ostholstein. Sie ist seit Mittwoch vergangener Woche deutlich gestiegen – von 57,8 auf 76,8 am vergangenen Dienstag. „Wegen der kontinuierlichen Inzidenzsteigerung und der zunehmend aufwendiger werdenden Nachverfolgung von Kontaktpersonen ist es zum jetzigen Zeitpunkt nicht vertretbar, das Modellprojekt Innere Lübecker Bucht zu starten“, so der ostholsteinische Landrat Reinhard Sager.
„Die touristischen Akteure an der Ostseeküste haben mein ganzes Verständnis für deren extrem schwierige Lage. Dennoch können wir vor dem Hintergrund des äußerst dynamischen Infektionsgeschehens keine andere Entscheidung treffen.“ Zur Modellregion gehören Neustadt in Holstein mit Pelzerhaken und Rettin, Sierksdorf, Scharbeutz mit Haffkrug sowie Timmendorfer Strand mit Niendorf.
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Startsignal für die Modellregion, wenn die Inzidenzwerte stimmen
Der Kreis und die Tourismusorganisationen wollen nun die Inzidenzwerte weiter beobachten und das Startsignal für die Modellregion geben, sobald die Voraussetzungen stimmen. Welche Voraussetzungen das sind, ist weitgehend unklar. Mit anderen Worten: Es gibt keine Aussage, ab welchem Inzidenzwert eine touristische Öffnung möglich wäre. Der Kreis Ostholstein, der für diese Entscheidung zuständig ist, will laut Landrat Reinhard Sager neben der Inzidenz und der Auslastung der Kreisgesundheitsamtes auch die Lage in den benachbarten Bundesländern und wohl auch in Deutschland insgesamt bewerten.
Da bundesweit die Inzidenz wächst, gibt es im Kreis die Sorge, dass dieser Trend irgendwann auch auf Schleswig-Holstein übergreifen könnte. Im Gesundheitsamt wird zudem darauf hingewiesen, dass möglicherweise mit einer Zunahme von Neuinfektionen im Zusammenhang mit den seit Montag wieder geöffneten Schulen zu rechnen sei.
Die touristische Modellregion hatte eigentlich bereits am Montag dieser Woche starten sollen – zunächst mit den Ferienwohnungen und -häusern. Hotels sollten am 26. April öffnen. Vergangene Woche wurden diese Termine auf 26. April/1. Mai verschoben. Nun also eine erneute Verschiebung – diesmal für unbestimmte Zeit.
Jetzt bleibt nur Abwarten – Betriebe sind startbereit
Für die an dem Modellprojekt teilnehmenden Betriebe – rund 300 Hotels, Ferienwohnungsvermieter, Restaurants ist das keine gute Nachricht. „Wir hängen zwischen Baum und Borke, es geht weder vor noch zurück“, sagt Joachim Nitz, Tourismuschef in Timmendorfer Strand und Niendorf. Die Unternehmen befänden sich „in einer ganz misslichen Situation“. Nitz: „Uns erreichen natürlich viele Anfragen. Sollen die Beschäftigten aus der Kurzarbeit geholt werden? Was ist mit dem Wareneinkauf? Ich kann nur antworten: ,Leute, wartet ab‘.“
André Rosinski, Vorstand der Tourismus-Agentur Lübecker Bucht, ergänzt: „Wir sind bereit für eine vorsichtige Öffnung, sobald die Situation es zulässt. Die Infrastruktur zum umfangreichen Testen der Urlauber ist organisiert und kann binnen kürzester Zeit aktiviert werden.“
Bäderregelung bleibt auch in Modellregionen ausgesetzt
Die schleswig-holsteinische Bäderregelung bleibt auch weiter ausgesetzt – zunächst bis zum 2. Mai. Das gilt auch in den einzigen Modellregionen, die bereits geöffnet haben: in der Schreiregion und in Eckernförde. Der Tourismusminister Bernd Buchholz (FDP) sagte: „Auch, wenn wir bundesweit die geringsten Corona-Infektionszahlen haben, ist die Bäderregelung derzeit weder sinnvoll und angesichts kaum vorhandener Übernachtungstouristen vorerst auch nicht notwendig.“ Normalerweise startet jedes Jahr am 15. März die Tourismus-Saison in Schleswig-Holstein.
Die Bäderregelung besagt, dass dann in 95 Städten und Gemeinden im Land - vor allem an den Küsten - die Geschäfte auch sonntags öffnen können. Die Regelung dient dazu, dass vor allem Touristen an den Wochenenden Lebensmittel und andere Dinge einkaufen können.