St. Peter-Ording. In St. Peter-Ording soll das Köhlbrand mit 90 Zimmern anstelle des „Ufo-Hotels“ entstehen. Investoren wollen altes Kinderheim nutzen.
Der Zahn der Zeit nagt bereits gehörig an den Gebäuden. Das ehemalige Kindererholungsheim „Haus Köhlbrand“, das 1911 in St. Peter-Ording am Strandweg direkt in den Dünen errichtet wurde, steht schon seit 2012 leer. Nach der endgültigen Ablehnung des geplanten Dünenhotels im August 2020 gibt es nun neue Pläne: auf dem Gelände soll das Kurhotel Köhlbrand entstehen. Der Bauherr, die Dritte Hotel Seeburg GmbH, ein Tochterunternehmen der KRM Leasing in Ennepetal, hinter der die Unternehmerfamilie Mankel steckt, hat die Pläne jetzt im Bauausschuss der Nordseegemeinde vorgestellt.
Es werde keinen Neubau geben, sondern „die Gebäudesubstanz soll genutzt werden“, sagt Benedikt Vormberg, Sprecher der Investoren, die bereits mehrere Hotels betreiben. Neben dem Hauptgebäude gibt es zahlreiche Nebengebäude auf dem 18.000 Quadratmeter großen Grundstück. Diese sollen demzufolge ertüchtigt und energetisch saniert werden und außerdem Grasdächer erhalten.
Schleswig-Holstein: Widerstand gegen Dünenhotel
Das Projekt in Premiumlage hat eine lange Vorgeschichte. Die Investoren sind bereits seit 2015 mit Vorplanungen befasst und hatten geplant, alle Bauten abzureißen und dort ein Vier-Sterne-Superior-Hotel in Form eines dreiarmigen Sterns mit 120 Zimmern zu errichten. Entstehen sollen außerdem ein Spa-Bereich, ein Restaurant und etwa 145 Stellplätze – optisch eingebettet in die Dünenlandschaft des Nordsee-Kurorts. Das Hoteldach sollte zudem begehbar sein.
Wegen seiner ungewöhnlichen Architektur wurde der Entwurf des Hamburger Architekturbüros MPP Meding Plan Projekt GmbH schnell als „Ufo-Hotel“ bezeichnet, weil die sternenförmige Struktur mit einem zentralen Erschließungsknoten an ein Ufo erinnerte. Doch in der Gemeinde mit ihren 4000 Einwohnern gab es neben Zuspruch noch mehr Widerstand. Der Entwurf sei einfach zu gewaltig gewesen, sagten die Kritiker. Mitglieder des Bauausschusses der Gemeinde hatten die Pläne für den umfassenden Hotelkomplex als „riesiges Hünengrab“ oder „großen Maulwurfshügel“ geschmäht.
Auch ein alternativer Entwurf mit nur noch 98 Zimmern war den Lokalpolitikern zu groß und wurde mit knapper Mehrheit abgelehnt. Auch eine Bürgerinitiative hatte sich gebildet, die gegen das Projekt protestierte. Eine erneut verkleinerte Variante des Dünenhotels sei aber nicht wirtschaftlich zu betreiben, weswegen man vom gesamten Plan Abstand nehme, hieß es damals vonseiten der Investoren.
Kurhotel soll schnell Thema im Bauausschuss sein
Kurt Kahlke (SPD), der Vorsitzende des Bauausschusses in der Gemeinde ist froh, dass endlich wieder Bewegung in das Projekt kommt: „Alles verfällt so langsam, es ist traurig.“ Der Kommunalpolitiker bekennt sich als Befürworter der ursprünglichen Pläne und sagt: „Ich fand den vorherigen Entwurf sehr schön.“ Er lobt aber auch die neue Präsentation im Bauausschuss: „Der neue Entwurf sieht auch sehr nett aus.“
Etwa 60 Interessenten hätten an der Sitzung teilgenommen, die Stimmung sei gut gewesen, „nicht aufgeheizt“, sagt er. Und wie empfand er die Stimmung im Saal? Entgegen der Vorschriften habe er auch Fragen aus dem Publikum zugelassen, sagt Kahlke „da gab es keine große Kritik.“ Jetzt müsse man sehen, wie es weitergeht. Er gehe aber davon aus, dass das Hotel noch in diesem Jahr erneut im Bauausschuss Thema sein werde, sagte der Bauausschussvorsitzende.
Klar sei: „Es ist im Interesse der Gemeinde, dass das Areal genutzt wird“, sagte Kahlke. Es liege auf einem Hauptweg zum Strand und sei deshalb sehr im Blickpunkt. Nach Angaben von Benedikt Vormberg wurde inzwischen ein Bauzaun errichtet, um die Gebäude zu schützen, denn es gebe viele Probleme mit Graffiti und auch Scheiben seien eingeworfen worden.
Kurhotel soll mit Holz verkleidet werden
Der neue Entwurf für das Kurhotel stammt wieder von MPP. Neben den Grasdächern, die die Gebäude fast mit der Umgebung verschmelzen lassen, sind laut Vormberg Holzverkleidungen an den Fassaden vorgesehen. „Ich denke, man sieht, dass wir uns wirklich komplett vom ersten Entwurf gelöst haben“, sagt der Sprecher der Investoren. „Wir sind wieder ganz am Anfang.“
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Erfahrungsgemäß ist Bauen im Bestand nicht unbedingt kostengünstiger als Abriss und Neubau, aber die bestehenden Gebäude seien alle genehmigt, sagt Vormberg. Das sei ein Vorteil, „weil wir ja relativ zeitnah anfangen wollen“. Allerdings müsse trotzdem noch der Bebauungsplan noch geändert werden, das sei eine Vorgabe des Kreises. Derzeit sehe der B-Plan ein Kurheim vor.
Schleswig-Hotel: Kurhotel in moderner Version
Auch das neue Hotel soll ein Kurhotel werden, wenn auch in einer sehr modernen Version: „Es geht in Richtung Medical Wellness, also beispielsweise Thalassoanwendungen anzubieten. Der Fokus liegt auf der Entspannung und das Wohlbefinden der Gäste.“ Man plane aber keine Klinik, sondern ein Hotel. In der Kategorie werde es so ähnlich wie das gescheiterte Dünenhotel. Geplant sind 90 Zimmer.
Ein großer Kritikpunkt war im Vorfeld der befürchtete zusätzliche Verkehr. Derzeit gibt es auf dem Gelände 60 Stellplätze. „Allerdings sieht die Stellplatzverordnung der Gemeinde vor, dass pro Hotelzimmer ein Stellplatz nachgewiesen werden muss. Wir haben angeboten, dass wir am Ortsrand eine Parkpalette aufbauen und dann einen Shuttle-Service anbieten“, sagt Vormberg. Über einen möglichen Baubeginn möchte er nicht spekulieren. Man warte jetzt ab, wie Bürger und Politik zu dem neuen Vorschlag stehen.