Westerland. Fußgänger, Radfahrer und Autofahrer auf der Nordseeinsel müssen sich den Platz auf einigen Straßen jetzt teilen.
Die roten und gelben Markierungen auf den Straßen in Westerland auf Sylt sorgen für reichlich Aufmerksamkeit. Seit dieser Woche sind sie besonders wichtig, denn sie sollen die Verkehrsteilsnehmer darauf hinweisen, dass sie achtgeben müssen. In der Sylter Inselhauptstadt hat ein zeitlich begrenzter Verkehrsversuch begonnen.
Dieser sieht vor, dass sich Autos, Fahrradfahrer, Fußgänger, aber auch der öffentliche Nahverkehr den Platz gleichberechtigt in sogenannten Begegnungszonen teilen – ganz ohne Ampeln und Zebrastreifen. Die Zeit, wenn nicht gerade Hochsaison ist, sei dafür ideal, sagte Nikolas Häckel, Bürgermeister der Gemeinde Sylt, dem Abendblatt. Die bunten Punkte seien „Achtsamkeitspunkte, damit die Menschen merken, sie müssen aufpassen“.
Sylt: Verkehrsversuch in Westerland startet
Die Markierungen für die Begegnungszonen seien fertiggestellt, heißt es beim zuständigen Bauamt, aber „bei geeigneter Witterung werden noch Nacharbeiten durchgeführt, da während der Ausführung Regen einsetzte und die Farbe deshalb nicht überall optimal haften konnte.“
Die Verkehrsbelastung ist in der Westerländer Innenstadt besonders hoch. Um den Verkehr dort zu entschleunigen, „soll überall dort, wo das Verkehrsaufkommen besonders hoch ist, die gegenseitige Rücksichtnahme und die Kommunikation zwischen den Verkehrsteilnehmern durch gemeinsam genutzte Verkehrsflächen gefördert werden“, heißt es zu den Plänen.
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Deutschlandweit gebe es bereits viele positive Beispiele, in denen alle Verkehrsteilnehmer von einem langsameren und gleichmäßigeren Verkehrsfluss profitierten. Der Modellversuch wird nach Angaben der Gemeinde von der Verkehrsabteilung des Kreises Nordfriesland und der Polizeidirektion Flensburg begleitet.
Sylt: Das bedeuten die bunten Punkte in Westerland
Die Begegnungszonen wurden überall dort eingerichtet, wo sich die unterschiedlichen Verkehrsteilnehmer besonders häufig begegnen: Die Kreuzungspunkte der Fußgängerzonen Friedrichstraße und Strandstraße mit der Maybachstraße sind die ersten zwei Begegnungszonen. Durch die bislang bestehende Verkehrsregelung mit Fußgängerampeln wurden die Fußgängerzonen unterbrochen. Dies führte zu regelmäßigen Wartezeiten im Fußverkehr und dem Kfz-, Bus- und Radverkehr.
„Durch das Abschalten der Ampeln und eine auffällige Markierung der Verkehrsflächen wachsen die Fußgängerzonen optisch mit der Straße zusammen“, heißt es im Konzept. Autofahrer müssen künftig deutlich langsamer fahren. Die zulässige Höchstgeschwindigkeit wird in diesen Bereichen auf 20 Kilometer pro Stunde reduziert.
Das Queren der Fußgängerzone Friedrichstraße im Bereich Andreas-Dirks-Straße und Marienstraße war bisher für den Rad- und Autoverkehr nicht gestattet. Da die Nutzung dieser Verkehrsverbindung jedoch zu einer Entlastung der übrigen Nord-Süd-Achsen führen und Umwege vermeiden kann, soll auch hier die Durchfahrt durch eine Begegnungszone erprobt werden. Ob aus dem Verkehrsversuch möglicherweise eine Dauerlösung wird, werde man erst nach der Auswertung entscheiden, sagte der Bürgermeister.