Westerland. Fußgänger, Rad- und Autofahrer sollen sich den Platz in dem Hauptort der Insel gleichberechtigt teilen. Appell an Urlauber. Die Pläne.
Noch laufen die Arbeiten, aber die ersten roten und gelben Punkte mitten in Westerland sind schon jetzt nicht mehr zu übersehen. In dem Sylter Inselhauptort wird derzeit ein zeitlich begrenzter Verkehrsversuch vorbereitet. Seit einigen Monaten arbeitet die Gemeinde Sylt an einem Verkehrskonzept, das ein Problem lösen soll.
Der Verkehrsversuch sieht vor, dass sich Autos, Fahrradfahrer, Fußgänger aber auch der öffentliche Nahverkehr Verkehrsräume gleichberechtigt in sogenannten Begegnungszonen teilen – ganz ohne Ampeln und Zebrastreifen. „Wir möchten das in einer Zeit ausprobieren, wo nicht gerade Hochsaison ist“, sagt Nikolas Häckel, Bürgermeister der Gemeinde Sylt. Die bunten Punkte seien „Achtsamkeitspunkte, damit die Menschen merken, sie müssen aufpassen“.
Sylter Verkehrsprojekt: Es gibt positive Vorbilder
Besonders verkehrsbelastet ist die Westerländer Innenstadt. Um den Verkehr dort zu entschleunigen, „soll überall dort, wo das Verkehrsaufkommen besonders hoch ist, die gegenseitige Rücksichtnahme und die Kommunikation zwischen den Verkehrsteilnehmern durch gemeinsam genutzte Verkehrsflächen gefördert werden“, heißt es zu den Plänen.
Deutschlandweit gebe es bereits viele positive Beispiele, in denen alle Verkehrsteilnehmer von einem langsameren und gleichmäßigeren Verkehrsfluss profitierten. Der Modellversuch wird nach Angaben der Gemeinde von der Verkehrsabteilung des Kreises Nordfriesland und der Polizeidirektion Flensburg begleitet.
Bewegungszonen sollen „optisch zusammenwachsen“
Die Begegnungszonen werden überall dort eingerichtet, wo sich die unterschiedlichen Verkehrsteilnehmer besonders häufig begegnen: Die Kreuzungspunkte der Fußgängerzonen Friedrichstraße und Strandstraße mit der Maybachstraße werden die ersten zwei Begegnungszonen. Durch die derzeitige Verkehrsregelung mit Fußgängerampeln werden die Fußgängerzonen unterbrochen. Dies führe zu regelmäßigen Wartezeiten im Fußverkehr und dem Kfz-, Bus- und Radverkehr.
„Durch das Abschalten der Ampeln und eine auffällige Markierung der Verkehrsflächen wachsen die Fußgängerzonen optisch mit der Straße zusammen“, heißt es im Konzept. Als Symbol für die gemeinsam genutzten Verkehrsflächen dienen die farbigen Symbole sowie eine zusätzliche Beschilderung. Autofahrer müssen künftig entschleunigen: Die zulässige Höchstgeschwindigkeit wird in diesen Bereichen auf 20 Kilometer pro Stunde reduziert.
Sylt will Vor- und Nachteile des Projekts auswerten
Das Queren der Fußgängerzone Friedrichstraße im Bereich Andreas-Dirks-Straße und Marienstraße ist bisher für den Rad- und Autoverkehr nicht gestattet. Da die Nutzung dieser Verkehrsverbindung jedoch zu einer Entlastung der übrigen Nord-Süd-Achsen führen und Umwege vermeiden kann, soll auch hier die Durchfahrt durch eine Begegnungszone erprobt werden.
Wird aus dem Versuch, wenn es gut läuft, möglicherweise eine Dauerlösung? „Könnte sein“, sagt Bürgermeister Häckel. „Wir wollen erst mal diesen Versuch gut bewältigen. Wir werden auswerten, wie die Vor- und Nachteile sind und dann können wir aus diesen Erfahrungen neue Wege gehen.“
Westerland bittet auch Urlauber um Verständnis
Für die Vorbereitungen werden die Kreuzung Friedrichstraße/Andreas-Dirks-Straße, Friedrichstraße/Maybachstraße und Strandstraße/Maybachstraße teilweise halbseitig oder ganz gesperrt. Die Gemeinde bittet Einheimische und Urlauber um Verständnis und darum, diese Bereiche zu umfahren. Bis 5. Dezember sollen alle Achtsamkeitspunkte aufgebracht sein, danach kann der Versuch laut Häckel starten.
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Im Vorfeld habe es keinen Widerstand gegen die Pläne gegeben, sagt der Bürgermeister, aber nun gebe es im Netz erste Diskussionen. „Die einen finden es Schwachsinn, die anderen nicht. Man macht es nie allen recht. Es gibt Meinungen so und so“, sagt Häckel: „Immer nur zu sagen, das geht nicht, ist eine destruktive Haltung. Wir wollen konstruktiv unsere Verkehrsprobleme hier lösen.“