Trittau. Erster Teil des barrierefreien Wegs zum Kulturzentrum fertig. Initiative kam vom Seniorenbeirat. 2021 wird der Teich entschlammt.

Trittau soll barrierefrei werden. Schon 2009 hatte der Seniorenbeirat dieses Ziel formuliert. Dass er diesem einen Schritt näher gerückt ist, ist auch der Hartnäckigkeit seines Vorsitzenden Christian Gajda zu verdanken. Der schaut an der Wassermühle sichtlich zufrieden auf den neu angelegten etwa 75 Meter langen und zwei Meter breiten Weg, der auf Höhe der Straße Beim Katerstieg beginnt und in Richtung Mühlenteich führt. Damit ist der erste Bauabschnitt für den barrierefreien Zugang zur denkmalgeschützten Mühle fertiggestellt. Er hat 43.000 Euro gekostet. Zwei weitere sind nötig, um das Vorhaben zum Abschluss zu bringen.

Als Belag kam Glensanda zum Einsatz

„Vorher habe ich hier bei jedem Schritt mein Kreuz gespürt“, sagt Gajda. „Jetzt nicht mehr.“ Der ursprüngliche Weg mit Kopfsteinpflaster habe eine erhebliche Steigung gehabt. „Die Kuppe wurde abgetragen“, sagt Gajda. Bürgermeister Oliver Mesch ergänzt: „Die Neigung liegt jetzt noch bei sechs Prozent. Und der Weg führt auch nicht mehr an der Mauer entlang.“

Er wurde verbreitert, verläuft jetzt in einer sanften S-Kurve. Als Belag kam Glensanda zum Einsatz. Die anliegenden Grünflächen wurden neu gestaltet und Bäume gepflanzt. In der Mitte der bereits eingesäten Fläche zwischen neuem Weg und Kopfsteinpflaster soll eine Bank aufgestellt werden. Das Areal wird seinen ganzen Charme erst im Frühjahr entfalten, wenn alles zu grünen und zu blühen beginnt. Laut Mesch wäre auch eine Wildblumenwiese an dieser Stelle denkbar. Das gefällt auch Gajda, er nickt zustimmend.

Kopfsteinpflaster bringt viele Ältere ins Straucheln

Der grüne Bauabschnitt war ursprünglich als zweiter geplant, wurde aber aufgrund des Baustellenverkehrs vorgezogen.
Der grüne Bauabschnitt war ursprünglich als zweiter geplant, wurde aber aufgrund des Baustellenverkehrs vorgezogen. © HA Grafik | Frank Hasse

Mesch berichtet von positiven Reaktionen der Bürger: „Die Leute haben sich gefreut. Der Bereich sah vorher nach Kraut und Rüben aus.“ Die Veränderung habe zu einer Aufwertung des Mühlenareals beigetragen. „Es ist gut, dass wir so einen aktiven Seniorenbeirat haben“, sagt Mesch. Er sei „froh und dankbar“ für dessen Anregung.

Den ersten Vorstoß für einen barrierefreien Zugang zur Wassermühle hatte Christian Gajda schon vor Jahren unternommen, als der Bürgermeister noch Walter Nussel hieß. „Damals lehnte die CDU den Vorschlag ab“, erinnert sich Gajda. Auf Nussel folgte 2014 Oliver Mesch. Der Beiratsvorsitzende wartete ab, behielt das Thema weiter im Hinterkopf. Erst im Mai 2018 brachte er es erneut zur Sprache.

„Unsere Gesellschaft befindet sich im demografischen Wandel. Schon jetzt sind 30 Prozent der Trittauer über 60 Jahre alt“, schrieb er in einem „Antrag auf Zuwegung zum Veranstaltungsort Wassermühle“, der dem Bau- und Umweltausschuss vorgelegt wurde. Und weiter: „Alter bedeutet aber nicht nur graue Haare, sondern auch andere Unzulänglichkeiten, mit denen diese Menschen zu kämpfen haben.“ Für Gelenk- und Wirbelsäulengeschädigte sei beispielsweise aufgrund der Kopfsteinpflasterung kein schmerzfreier Zugang zu kulturellen Veranstaltungen möglich.

Gajda sei zufrieden und begeistert über die Umsetzung

Um die neuralgischen Punkte aufzuzeigen, habe er sich mit den Ausschussmitgliedern an der Wassermühle getroffen, so Gajda. Zum weiteren Vorgehen sagt Mesch: „Dann hat die Verwaltung das Projekt geplant, und Ausschuss sowie Gemeindevertretung haben es beschlossen.“ Diesmal erntete der Beiratsvorsitzende von allen Seiten Zustimmung für seinen Vorschlag – auch von der CDU.

„Man kann es nur positiv beurteilen, dass alle Parteien dafür waren“, sagt Gajda, der die Zusammenarbeit mit Ausschuss, Verwaltung und Bürgermeister als sehr gut beschreibt. Er sei zufrieden und begeistert über die Umsetzung. „Das Ergebnis ist noch besser geworden, als ich es mir ausgedacht hatte.“

Welche Hürden Kopfsteinpflaster für gehbehinderte Menschen darstellt, zeigt sich, als ein Seniorenpaar auf dem Weg zum Mühlenteich ein kurzes Stück des gepflasterten Weges überqueren will. Die beiden haben Mühe, nicht ins Straucheln zu geraten.

Pflaster vor Eingang wird durch Steinplatten ersetzt

Der Bürgermeister sagt: „Das ist auch so ein Problem, dass Senioren mit Rollator nicht hier hinkommen.“ Für sie stelle der Überweg zur Wassermühle ein Hindernis dar. Denn der führt nach wie vor über den gepflasterten Weg.

Doch auch das soll sich ändern. Das Pflaster direkt vor dem Mühleneingang wird durch Steinplatten ersetzt. So können Bürger vom Uferweg aus ohne Probleme mit Rollator, Rollstuhl oder Kinderwagen zum Eingang gelangen.

Wie alle baulichen Maßnahmen rund um die Mühle wird auch diese in Absprache mit der Denkmalschutzbehörde erfolgen, so Bürgermeister Mesch. Mit der Umsetzung kann allerdings erst 2022 begonnen werden. Das betrifft auch die Verbreiterung des Fußwegs, der sich an den neuen Weg Richtung Vorburgstraße anschließt. Grund ist der Baustellenverkehr mit schweren Geräten.

Wasser wird abgelassen und auch die Kaimauer repariert

Denn in Sachen Barrierefreiheit sind 2021 erst mal die Fische dran. Durch den Ausbau der Mühlau sollen die vorhandenen Höhenunterschiede ausgeglichen werden, damit die Fische das Fließgewässer ungehindert von der Mündung in die Bille bis zur Quelle durchwandern können. „Eine Maßnahme der Europäischen Union“, sagt Mesch.

Außerdem wird der Mühlenteich zwecks Entschlammung abgelassen und ausgebaggert. Zum zeitlichen Ablauf sagt der Bürgermeister: „Das Ganze ist zwischen Oktober 2021 und Februar 2022 geplant.“ Früher könne aus Tierschutzgründen nicht begonnen werden. In Zuge der Arbeiten würden auch Schäden an der Kaimauer repariert. „Dazu müssen Spundwände eingesetzt werden“, so Mesch. Die Gesamtkosten werden auf 750.000 Euro geschätzt.

Bis zur komplett barrierefreie Zuwegung müssen sich die Bürger also noch gedulden. Gajda sagt: „Der erste Schritt ist getan. Ich warte und hoffe darauf, dass das Projekt vollendet wird.“